Lange nichts mehr uploaden können… das
Internet hier ist ziemlich sporadisch, bin mitten im Busch, und die 1-2 Stunden
wifi pro Tag fallen meistens zusammen mit meinen Arbeits- oder
Abwesenheitszeiten… aber freuet euch, hier kommt das lang ersehnte Update!
Als wir von Kawau Island Abschied
nehmen, wird mein Abschiedsschmerz zum Glück komplett von Abenteuerlust und
Vorfreude überschattet. Ich bin einfach nur dankbar für die wundervolle Zeit
und trotzdem ganz und gar in der Gegenwart – das letzte Mal die Steintreppe
durch die wundervollen duftenden Blumen hinunterlaufen, einen Blick zurück auf
die Terrasse werfen, die wir gestrichen haben, ein letztes Mal die herrliche
Seeluft inhalieren und den buntgemischten Gesang der Vögel in meinem Herzen
speichern – und dann das Gepäck auf „Dolly“ verfrachten und AB GEHT’S! Ich kann
gar nicht genug bekommen vom Schifffahren, oder vom Meer im Allgemeinen. Helen
und Dave setzen uns am Highway in Warkworth ab, und wir müssen noch ein kleines
Stück pilgern, um an den perfekten Hitchhike-Platz zu gelangen. Ich finde, ich
habe mein Gepäck prima organisiert – perfekt, um etwas Strecke zurückzulegen,
weil ich den riesigen Rucksack auf dem Rücken tragen kann und den kleineren
(der immer noch 30 Liter hat oder sowas) auf dem Bauch. Laszlo hingegen muss
seine Taschen und Trollis auf relativ unbequeme Weise schultern und schleppen
und schleifen… so, raus mit dem Pappschild („Auckland“ steht da drauf, wir
wollen zwar nach Swanson, aber Auckland ist wahrscheinlicher) und nur zirka
zehn Minuten später hält ein altes winziges Auto neben uns, in das wir unser
Gepäck stopfen (es hält aber durch). Mike, der Fahrer, ist ein ziemlich
relaxter und freundlicher Kiwi, er ist Architekt und trägt Hawaii-Hemden und
seine neueste Tochter ist gerade drei Monate alt ;) Witzig, dass man hier nur
Männer trifft, die mit der Baubranche zu tun haben, entweder sie sind
Bauarbeiter (wie Mike und David) oder Makler (Dave; gut, Dave ist nebenbei noch
Wassertaxifahrer) oder Architekten (Mike 2)… und dann haben sie auch noch alle
ähnliche Namen… entweder das ist Zufall, oder Neuseelands männliche Bevölkerung
ist relativ einfach über einen Kamm zu scheren *g* Mike fährt uns bis zur Bahnlinie, die auf direktem Wege nach Swanson führt,
und wir müssen noch genau fünf Dollar pro Bahnticket nach Swanson bezahlen.
Sehr einfach! Everything going smoothly like it should be! :)
In Swanson haben wir dann noch vier Stunden Zeit (wir
haben die Hitchhiking-Dauer mal wieder gnadenlos überschätzt, aber besser so als andersrum!). Wir
bitten die japanischen Betreiber des Bahnhof-Cafés, auf unser Gepäck
aufzupassen, was erstaunlich gut klappt. Sie schließen unsere Rucksäcke und
Trollis im Nebenzimmer weg und wir können fröhlich und frei Swanson erkunden
gehen. Nun ja, sehr viel gibt es da nicht
zu sehen; Swanson ist ein winzig kleines Kaff mit zwei winzig kleinen
Supermärkten (Tante-Emma-Lädchen in Reinform! Da kann sich Deutschland ne
Scheibe abschneiden!), einem Pub und einem Zeitschriftenladen. Oh, und einem
riesigen Golfplatz! Die Hälfte von Swanson besteht vermutlich aus Golfplatz.
Wir kaufen uns nach alter Tradition Zartbitterschokolade, Bananen und Bread
Rolls und suchen uns einen schönen Platz in der Sonne, wo wir alles genüsslich
wegmampfen können. Dieser Platz in der Sonne liegt rein zufällig auf dem
Golfplatz, aber wir haben Glück und werden von keinem Tiefflieger erschlagen
und auch von keinem highly sophisticated Platzwart vertrieben. Dann noch ein
kleines Nickerchen (immerhin waren es mal wieder nur vier Stunden Schlaf und
schon recht viel Abenteuer für einen Tag!), später ein paar Spackereien auf dem
lokalen Spielplatz (der ist richtig modern, auch für Erwachsene gebaut, und hat
coole Attraktionen wie den Flying Fox oder die Superschaukel!) und dann ist es
auch schon drei Uhr und wir werden von Avis und Lucy am Bahnhof abgeholt. Avis
ist die derzeitige workxerin in dem Zentrum, wo wir hin wollen, und sie holt
uns mit ihrem vollgestopften Auto ab, in das noch weniger passt als in Mikes
kleine Kiste. Folge: Wir legen den kurzen Weg von Swanson zum Zentrum auf
einmalig vollgestopfte Weise zurück. Da Avis‘ Kofferraum voll ist, müssen wir
alle Trollis, Koffer und Rucksäcke UND Laszlo und mich auf der Rückbank stapeln
:D Hahaha… Ich hab jetzt noch nen steifen Nacken *g*
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Welcome to Aio Wera Centre! |
Nach kurzer, aber abenteuerlicher Fahrt kommen wir endlich am Ziel an:
Unser nächster Host ist „Di“, sie betreibt ein Health Centre in Waitakere
namens „Aio Wera“. Ein Ort der Ruhe und Erholung und Spiritualität und so,
mitten im neuseeländischen Busch. Als wir ankommen und unser Zimmer beziehen
(hat ein bisschen was von Kloster), spüre ich sofort die krasse Energie dieses
Ortes. Sie erschlägt mich förmlich, hat nichts von der leichten, weißen,
salzig-windigen Energie von Kawau Island, sondern ist dicht und schwer und
gehaltvoll.
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Ein kleiner Teil des Gartens mit obligatorischem Budd |
Überall sind bunte Mosaike, Buddha-Figuren, spirituelle Maori-
Schnitzereien, Töpfereien, Ranken, verwachsene Bänke und versteckte Plätze zu
finden, wo man sich zurückziehen und was-auch-immer tun kann. Ich bin
geplättet, spüre aber gleichzeitig, dass dies ein sehr, sehr guter Ort ist, an
dem innerlich viel mit einem passieren kann. Die Energie all der Ereignisse,
die hier in Menschen schon vor sich gegangen sind, wabert durch das Zentrum,
„the wind of change“, oder wie auch immer man das nennen mag. Unser Host „Di“
ist übers Wochenende nicht da, aber „Lal“ ist hier, eine zirka sechzigjährige,
sehr liebenswerte Engländerin, die viel Zeit ihres Lebens hier verbracht hat,
aber eigentlich nicht in Neuseeland wohnt. Sie weist uns in alles ein und gibt
uns die nächsten beiden Tage Arbeit, die eigentlich nur aus Gartenarbeit
besteht (schön! :) )
So verbringe ich die Morgens (Morgende? Mörgen? Mörgende? Morgene? Egal,
you get the point) mit Rechen, Rechen, Rechen, Palmen und Farne schneiden,
Mähen, Beete ausheben und Unkraut jäten… bei schönem Wetter die perfekte
Tätigkeit, bei Regen eher nicht so… und hier wechselt das leider immer noch
fast stündlich… aber man gewöhnt sich daran, immer alles dabei zu haben
(Stichwort Zwiebellook! Aber inklusive Regenjacke und –hose!). Mittags ist die
Auswahl groß… es gibt superschöne Bushwalks in der Umgebung, man kann zum Fluss
laufen und auch drin schwimmen (aber immer wenn ich mir das vornehme, regnet
es) und – HURRA – ich darf Di’s Gitarre benutzen. Di hat eine richtige, echte,
klassische Gitarre, keine mit Stahlsaiten, sondern ganz weiche, wundervolle,
klingende Saiten, so wie ich das mag. Herrlich!
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"Gardening" inmitten von so herrlichen Pflanzen hat was!
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Einer der Gemeinschaftsräume mit 1000 weisen Büchern |
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here you can sit and eat in the sun... |
Ach ja, und dann ist auch schon der 27.11. da, schwuppdiwupp, ich werde
einen Tag älter! Meinen Geburtstag starte ich mit einem herrlichen
Wildblumenstrauß, der mir ans Bett gebracht wird – schööön! Dann ein
wunderbares Frühstück. Den Morgen verbringe ich mit vier Stunden Rechen (aber
die Sonne scheint durchgehend!), dann gibt es ein herrliches Mittagessen (hier
gibt es NUR herrliches Essen. Das Zentrum ist vegetarisch, es kann also gar
nichts schiefgehen und ich LIEBE fast alles, was es hier gibt. Jede Menge
Salat, Gemüse, Körner, Brotaufstriche, getrocknete Tomaten, Käse,
Vollkornzeugs, Sprossen, Kartoffeln, Kumara (süße Kartoffeln, aber die Kiwis
können nicht einfach „sweet potato“ sagen, sie nennen das Kumara) etc. etc.!). Mittags gehe ich mit der Gitarre runter zum Fluss und spiele zwei Stunden lang
inmitten von rauschenden Palmen, Farnen, zwitschernden Vögeln (tropisch
klingende Vögel wie auf Kawau Island) und in der Sonne. Dann lasse ich mich von
all meinen Freunden aus Deutschland via Internet überraschen, die schon an mich
gedacht haben – ich hatte eigentlich mit Geburtstagswünschen zum 28. gerechnet,
Thema Zeitverschiebung und so, aber ganz viele schlaue Füchse haben das mit
einberechnet und mir perfekt getimt gratuliert! Ich freue mich riesig, die
Internetverbindung ist zwar so grottig, dass ich nicht sofort antworten kann,
aber DANKE an all die lieben Menschen, die an mich gedacht haben! :) Abends
bekomme ich einen tollen Geburtstagskuchen serviert, und die Gruppe, die zur
Zeit hier ist, alles Frauen, die an ihrer Doktorarbeit schreiben, feiert mit
mir… sehr sehr liebe Leute!
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Mein Geburtstags-Kaffeekränzchen mit Geburtstagskuchen! |
Und danach hocken Laszlo und ich draußen, bis die
Dämmerung einbricht (und die Millionen von Moskitos kommen, die hier wohnen)…
auf sehr magische Art und Weise haben Wunderkerzchen den Weg zu mir gefunden,
die jetzt wunderbar in die Atmosphäre passen… DANKE VIELMALS :) Das mag alles
unspektakulär klingen, aber es war ein wundervoller Tag und ich war tatsächlich
durchgehend glücklich. Da sieht man mal, was es braucht, um glücklich zu sein….
NIX außer Glück an sich, und das gibt’s gratis! :D
…die Zeit rast hier förmlich vor sich hin… schon eine Woche hier im Aio Wera
Center… ich versuche mal allgemein zusammenzufassen… da es ein
Rehabilitations-/Wellness-/Health-Center ist, sind meistens viele Leute hier,
Gruppen, die irgendwas gemeinsam machen, zum Beispiel eben eine Doktorarbeit
schreiben oder, im Moment, fünf Tage lang fasten (bzw. nur Frucht-/Gemüsesäfte
trinken) und sich dabei jeden Tag massieren lassen, saunieren, das Jakouzi hier
benutzen, Joga machen, spazieren gehen, gemeinsam Filme anschauen, Bücher
lesen, relaxen, gemeinsam musizieren, sich von externen, eigens eingeladenen
Counsellors beraten und stärken lassen, ShingTsu oder sonstige exotischen
Körper- und Entspannungstechniken machen… also ich habe jetzt schon eine
Joga-Klasse besucht, war sehr interessant und zu 100% entspannend, muss ich
sagen! Auch Tai Chi habe ich ausprobiert, das war noch interessanter... Sport
kann man das zwar definitiv nicht nennen (professionelle Verknotung und
Verrenkung vielleicht), aber gut tut es trotzdem ;) Und zum Gitarre spielen
komme ich auch zur Genüge, und meistens ist jemand da, der sich darüber freut.
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...die hauseigene Sauna :) |
Gestern haben Laszlo und ich einen Offday bekommen und den natürlich
genutzt, um mit der Bahn nach Auckland reinzufahren. Da wir beide noch nie in
Auckland waren, erkunden wir natürlich erst mal das Naheliegendste:
Queens Street rauf und runter, rein in all die Surfer- und Klamottenläden,
bisschen Kosmetika shoppen, ICH kaufe mir Farben und einen Malblock
(*freu*, habe das so sehr vermisst, und jetzt in Aio Wera bietet es sich
irgendwie besonders an), wir informieren uns über Schifffahrten (wird
sicher nicht unser letzter Offday gewesen sein) und anschließend gehen wir stilecht
chinesisch essen (oder japanisch, weiß ich immer nicht so genau). Mit
Stäbchen, and I finally manage ;) Eigentlich macht es viel mehr Spaß,
chinesisches Essen auch mit chopsticks zu essen, ist ne ganz neue
Ess-Erfahrung, finde ich… sehr authentisch und lustig… wir haben sehr viel
Spaß!
Nachmittags besuchen wir dann noch einen gut gefüllten neuseeländischen Pub, um unsere Geburtstage nachzufeiern, und ich bekomme ein Cider-Bier mit
nem Schuss Raspberry spendiert – mjamm! Danach fühle ich mich ein bisschen
schwummselig, was eher ungewöhnlich ist nach nur einem Bier, aber vielleicht
liegt es auch an dem kontinuierlich gesunden und alkoholfreien Essen, das ich zur Zeit genieße...
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"Weihnachten" auf Neuseeländisch: Britomart (Hauptbahnhof in Central Auckland) |
Wir bekommen im Laufe der Woche noch einen zweiten Offday, den wir wieder nutzen, um
Auckland City zu erforschen. Es macht riesigen Spaß, auch wenn wir nichts
Besonderes unternehmen, aber die Stadt ist doch sehr spannend, inklusive all
der Millionen von Fressläden, wo man Essen kaufen kann, das ich noch nie gesehen
habe. 29% der Bevölkerung von Auckland sind asiatisch - 52% sind Pakehas (die
ersten europäischen Einwanderer Neuseelands), aber die treiben sich irgendwie
nicht auf den Straßen von Central Auckland rum. So fühlt man sich ziemlich
östlich-touristisch, wenn man durch die Straßen und Shops wandelt, und es gibt
riesige Diversitäten von östlichem Essen. Koreanisch, Malaysisch, Chinesisch,
Japanisch, Thai, Indisch, und tausend andere „Unterarten“ von der Sorte Essen,
die wir unkultivierten Deutschen gerne einfach „Chinesisch“ nennen. Es gibt
sogar Klamottenläden, wo man chinesische (?) Trachten kaufen kann, aber ich
beschließe, dass die mir nicht wirklich stehen (die Wahrheit wäre: passen *g*,
denn an die Maße der feinen fernöstlichen Porzellanmädchen komme ich wohl nicht ran).
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"You are looking for the best coffee world wide? Come to Auckland!" (I consider selling this picture for a lot of money to the owner of that coffeeshop *g*) |
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Insgesamt ist Aucklands Stadtkern um Britomart wirklich kunterbunt und
interkulturell, fühlt sich aber im Stadtkern und in der Atmosphäre sehr
westlich an. Viele Touristenshops natürlich, wo man Maori-Zeugs kaufen kann und
sonstige Andenken (ich hätte ja gerne eine Jade-Kette….) und
Typisch-Kiwi-Souvenirs. Maori sieht man allerdings kaum around Queen Street,
ich glaube, die „original“ Neuseeländer halten sich eher an anderen Flecken auf
;)
Ich esse mein erstes koreanisches Essen – natürlich wieder mit chopsticks, aber
der Krampf in der Hand ist diesmal schon nicht mehr so übel wie beim letzten
Mal. Koreanisch ist super, man bekommt tausend Tellerchen mit Kleinigkeiten
(don’t ask me) serviert und natürlich eine große Grillplatte mit scharfem
Fleisch und Ananas und Kartoffeldingsbumsen. Das wäre natürlich an sich nicht
nötig, aber es macht total viel mehr Spaß so, wenn man zwischen den vielen
Tellerchen wählen kann. Koreanisches Essen hat schon viel mit Kunst zu tun…
Fun
!
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Here you go: Chocolate Mud Cake mit österreichischem Bier :) |
Nachmittags kaufen wir einen fetten „Chocolate Mud Cake“, einfach weil ich
finde, dass der Name sehr witzig ist und ich mir nicht so richtig was darunter
vorstellen kann. Wir klauen Plastikbesteck bei Burger King und setzen uns an
den Hafen in die Sonne…. Ach, herrlich! Was braucht man mehr? Ok, der Hafen ist
nicht der romantischste Ort, an dem ich je war, aber sehr spannend, und
außerdem brauche ich keinen romantischen Ort, um Chocolate Mud Cake zu genießen
:) Sehr lecker! Kann ich nur empfehlen…
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...mit chocolatemudcakeverschmiertem Grinsemund am Hafen... |
Und wer nur nach einer kurzen Zusammenfassung gesucht hat: Mir geht es
bestens! Ich genieße, lebe, erlebe, arbeite, staune, freue mich, feire, spiele,
lache, weine, rede, höre zu, lerne, erfahre, strahle, singe – kurzum, I am
„seriously happy“! Cheers to
good old Germany (…… and Japan, USA, Ireland or whereever you are – contact me
if I forgot you! *g*)
|
Welcome to my world ;) |
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