Meine Zeit
in der Lodge bzw. auf dem Gelände von Rhino Fund Uganda ist toll. Das Wetter
wechselt zwischen heißer Sonne, Regenschauern und hoher Luftfeuchtigkeit,
sodass man am Ende des Tages das Ergebnis von immer wieder kleben/schwitzen und
trocknen deutlich riecht – und ich liebe es! Es ist zu gut. Fast wie eine
kleine Rebellion gegen das Stadtleben, eine Rebellion gegen glattrasierte Haut,
gestriegeltes Haar, hochmoderne nach Weichspüler duftende der Figur
schmeichelnde Mode der aktuellen Saison, die nicesten Markenschuhe im
„Labelmania“-Style, perfekt mani- und pedikürte Hände und Füße, spritzige die
Persönlichkeit unterstreichende Accessoires, veganes Zitronen-Duschgel,
Aloe-Vera-Bodylotion und alkoholfreies Frischedeo mit Mandarine-Vanille-Duft.
Blabla. Und man kommt sich so authentisch, so schön vor, je mehr man sich
zurechtmacht und sich „ausdrückt“. Ja, alles okay, alles gut – ich mag grade einfach
nur so sein, wie ich bin, wie ich aussehe, rieche und mich fühle nach einem Tag
im Busch, es ist so befreiend und roh und stark. Ja, ich dusche – mit rötlich
angelaufener Seife unter einem kalten, dünnen Wasserstrahl. Ich glaube, das
letzte Mal habe ich meinen Körper mit Seife geschrubbt, als meine Oma mich als
kleines Kind gewaschen hat, kein Witz.
Wir fahren
durch den Busch, im Auto und auf dem Motorrad (ohne Helm, zum ersten Mal in
meinem Leben, was für ein Spaß!), sehen Buschböcke, Wasserböcke, riesige
Warzenschweine (so große habe ich noch nie gesehen), Kühe und eine Menge
spannender Vögel. Viele African Whoopoes sind hier, sehr hübsche kleine Vögel
mit einem tollen Ruf, und Massen von Masked Weavern, die gelb in den Büschen
leuchten. Anscheinend gibt es hier Rhinos und Shoebills, die beiden
Hauptattraktionen, doch beide sehen wir nicht; richtig so, man sollte niemals
die To-See-Liste eines Touris am ersten Tag komplett abhaken, selbst wenn man
könnte. Das Essen auf der Lodge ist delikat, die Küche sehr professionell, die
Köche und Kellner smart und freundlich. Trotzdem ist es wieder dasselbe Bild –
wir Weiße sitzen am Tisch, fröhlich speisend, führen gebildete Gespräche und
lassen uns von schwarzen Kellnern und Köchen bedienen. Ob man sich wohl jemals
daran gewöhnt? Zur Verteidigung des Systems muss ich aber sagen, dass an vielen
Tischen der Lodge zum Mittagessen auch schwarze Gäste sitzen, eigentlich sogar
fast ausschließlich, während die hart arbeitende Gruppe Volontäre aus weißen
Kids (18, 19 Jahre alt) besteht. Nach wie vor bin ich nur bedingt happy mit der
Entwicklung des „Volontärtourismus“, aber das muss jeder Schulabgänger/gap year
student für sich selbst entscheiden. Diese Kids (bzw. deren reiche Eltern) zahlen
ein Höllengeld dafür, um den halben Tag Unkraut auszurupfen, den anderen halben
Tag Pfosten festzuhämmern und dafür noch von diversen Sklaventreibern
beschimpft zu werden, wenn sie (in den Augen der Manager/Besitzer/…) nicht hart
genug arbeiten. But what do I know; none of my business; everyone must
know for themselves.
Ich erfreue
mich am Fahren von Geländewagen über afrikanische Holperpfade, das habe ich zu
lange nicht mehr gemacht; am Rhino-Sighting zu Fuß, das habe ich tatsächlich
noch nie gemacht (nur auf Rädern…); an geführten Walks durch den Sumpf, bei denen ich auch den äußerst seltenen Schuhschnabel (Shoebill) zu sehen bekomme, für dessen Sichtung Touristen aus aller Welt anreisen; an der typischen Lodge-Atmosphäre mit Full
Service, betüddelt werden, dunklen Mahagonitischen und viel Holz und
Kerzenlicht; an dem ausgezeichneten dunklen südafrikanischen Wein (!) in Kombination
mit Sternegucken und plätscherndem Pool; kurz gesagt, an dem reichen,
genussvollen, privilegierten Leben von Mzungus (=Weißen. Hier gibt es sogar
T-Shirts zu kaufen, auf denen steht „My name is not Mzungu“. Ich weiß nicht, ob
ich das nicht ein wenig zu provokant finde, reicht doch, wenn ich das für mich
weiß. Mein Name ist weder Mzungu noch Hello.)
typische Szene auf dem Gelände: Buschbock und Warzenschweine friedlich am Grasen... |
eines der (zur Zeit) 3 Baby-Nashörner in Uganda |
Der berühmt-berüchtigte Schuhschnabel! |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen