Donnerstag, 27. September 2018

Uganda II - Rhinos and stuff

Meine Zeit in der Lodge bzw. auf dem Gelände von Rhino Fund Uganda ist toll. Das Wetter wechselt zwischen heißer Sonne, Regenschauern und hoher Luftfeuchtigkeit, sodass man am Ende des Tages das Ergebnis von immer wieder kleben/schwitzen und trocknen deutlich riecht – und ich liebe es! Es ist zu gut. Fast wie eine kleine Rebellion gegen das Stadtleben, eine Rebellion gegen glattrasierte Haut, gestriegeltes Haar, hochmoderne nach Weichspüler duftende der Figur schmeichelnde Mode der aktuellen Saison, die nicesten Markenschuhe im „Labelmania“-Style, perfekt mani- und pedikürte Hände und Füße, spritzige die Persönlichkeit unterstreichende Accessoires, veganes Zitronen-Duschgel, Aloe-Vera-Bodylotion und alkoholfreies Frischedeo mit Mandarine-Vanille-Duft. Blabla. Und man kommt sich so authentisch, so schön vor, je mehr man sich zurechtmacht und sich „ausdrückt“. Ja, alles okay, alles gut – ich mag grade einfach nur so sein, wie ich bin, wie ich aussehe, rieche und mich fühle nach einem Tag im Busch, es ist so befreiend und roh und stark. Ja, ich dusche – mit rötlich angelaufener Seife unter einem kalten, dünnen Wasserstrahl. Ich glaube, das letzte Mal habe ich meinen Körper mit Seife geschrubbt, als meine Oma mich als kleines Kind gewaschen hat, kein Witz.


typische Szene auf dem Gelände: Buschbock und Warzenschweine friedlich am Grasen...
Wir fahren durch den Busch, im Auto und auf dem Motorrad (ohne Helm, zum ersten Mal in meinem Leben, was für ein Spaß!), sehen Buschböcke, Wasserböcke, riesige Warzenschweine (so große habe ich noch nie gesehen), Kühe und eine Menge spannender Vögel. Viele African Whoopoes sind hier, sehr hübsche kleine Vögel mit einem tollen Ruf, und Massen von Masked Weavern, die gelb in den Büschen leuchten. Anscheinend gibt es hier Rhinos und Shoebills, die beiden Hauptattraktionen, doch beide sehen wir nicht; richtig so, man sollte niemals die To-See-Liste eines Touris am ersten Tag komplett abhaken, selbst wenn man könnte. Das Essen auf der Lodge ist delikat, die Küche sehr professionell, die Köche und Kellner smart und freundlich. Trotzdem ist es wieder dasselbe Bild – wir Weiße sitzen am Tisch, fröhlich speisend, führen gebildete Gespräche und lassen uns von schwarzen Kellnern und Köchen bedienen. Ob man sich wohl jemals daran gewöhnt? Zur Verteidigung des Systems muss ich aber sagen, dass an vielen Tischen der Lodge zum Mittagessen auch schwarze Gäste sitzen, eigentlich sogar fast ausschließlich, während die hart arbeitende Gruppe Volontäre aus weißen Kids (18, 19 Jahre alt) besteht. Nach wie vor bin ich nur bedingt happy mit der Entwicklung des „Volontärtourismus“, aber das muss jeder Schulabgänger/gap year student für sich selbst entscheiden. Diese Kids (bzw. deren reiche Eltern) zahlen ein Höllengeld dafür, um den halben Tag Unkraut auszurupfen, den anderen halben Tag Pfosten festzuhämmern und dafür noch von diversen Sklaventreibern beschimpft zu werden, wenn sie (in den Augen der Manager/Besitzer/…) nicht hart genug arbeiten. But what do I know; none of my business; everyone must know for themselves. 


eines der (zur Zeit) 3 Baby-Nashörner in Uganda 
Ich erfreue mich am Fahren von Geländewagen über afrikanische Holperpfade, das habe ich zu lange nicht mehr gemacht; am Rhino-Sighting zu Fuß, das habe ich tatsächlich noch nie gemacht (nur auf Rädern…); an geführten Walks durch den Sumpf, bei denen ich auch den äußerst seltenen Schuhschnabel (Shoebill) zu sehen bekomme, für dessen Sichtung Touristen aus aller Welt anreisen; an der typischen Lodge-Atmosphäre mit Full Service, betüddelt werden, dunklen Mahagonitischen und viel Holz und Kerzenlicht; an dem ausgezeichneten dunklen südafrikanischen Wein (!) in Kombination mit Sternegucken und plätscherndem Pool; kurz gesagt, an dem reichen, genussvollen, privilegierten Leben von Mzungus (=Weißen. Hier gibt es sogar T-Shirts zu kaufen, auf denen steht „My name is not Mzungu“. Ich weiß nicht, ob ich das nicht ein wenig zu provokant finde, reicht doch, wenn ich das für mich weiß. Mein Name ist weder Mzungu noch Hello.)
Der berühmt-berüchtigte Schuhschnabel!

Rhino-Tracking zu Fuß 
Good life is back…

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