Montag, 24. September 2018

Essentials


Ich liege warm eingepackt in meinem Bett, der Wind heult ums Haus und rauscht in den Bäumen, und ich fühle mich wunderbar geborgen. Es hört sich wild an; das ist kein zahmer deutscher Wind, das sind afrikanische Böen, und sie heulen nicht um zehn Häuserblöcke, sondern durch Akazien und Buschgestrüpp. Ich merke, wie die Stadt langsam von mir abfällt… und der afrikanische Spirit langsam, aber sicher anfängt wieder durch meine Adern zu fließen, meinen Körper zu beleben, und große Teile meines Kopfes stillzulegen. Ist doch alles nicht so wichtig – womit habe ich mich eigentlich beschäftigt die letzten Monate? So viel Banales, so viel Unwichtiges, was nur Sorgen macht, aber eigentlich vollkommen inessenziell ist. Das hier, das ist essenziell: Das Heulen des Windes, der Sternenhimmel – oh Gott, der Sternenhimmel, ich habe ihn so unfassbar doll vermisst, ich stand über eine halbe Stunde nur im Vorgarten und bekam ein steifes Genick und ein warmes Herz – der Staub im Haar, die unvergleichliche afrikanische Sonne auf der Haut, Kratzer auf der Haut. Ja, natürlich habe ich bereits Kratzer auf der Haut. Felsen. Der süßeste, belangloseste Schmerz, den es gibt! Und Staub ist das beste Wundheilmittel. Die Grillen, die wild, rhythmisch, unaufhaltsam in die Nacht zirpen. Das immerzu goldene Licht, das all die beigen, braunen und grünen Farbtöne in warme Stimmung taucht, das Haar im Wind und Haut im Sonnenuntergang wie Kupfer und Honig strahlen lässt, das im Gehirn die Produktion von Glücks- und Schlafhormonen ankurbelt, das unser inneres Strahlen auf schönste Art und Weise im Außen reflektiert, damit wir es nicht vergessen.

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