Freitag, 10. April 2015

Otowasan Kiyomizudera (Kiyomizu Temple)


Otowasan Kiyomizudera ist einer der meistgefeierten Tempel Japans und National Treasure/UNESCO World Cultural Heritage (hab grad keine Lust, das auf Deutsch zu googeln. Ihr versteht schon.) Die Geschichte des Tempels reicht bis ins Jahr 798 zurück, damals war Kyoto noch nicht mal Japans Hauptstadt. Wie fast alle Tempel und Schreine ist er einige Male abgebrannt - so wie er heute steht, wurde er 1633 erbaut. Er heisst so, weil er einen beruehmten Wasserfall "besitzt", der von den nahen Hügeln herunterkommt – kiyoi mizu = reines Wasser.

Da wir an einem superschönen Sonnen-Frühlingstag hin sind (nicht sehr warm, aber sehr sonnig!), war natürlich echt viel los. Ganze Reisebusladungen wurden einfach vorm Tempel ausgekippt und zu späterem Zeitpunkt wieder eingesammelt – daher auch ganz viele „Westerner“ und Chinesen am Start und so richtig viel Gewusel und (hauptsächlich interessanter Weise von chinesischer Seite) auch hin und wieder Geschubse und vergleichsweise rücksichtsloses Verhalten. 
 
Der riesige Reisebusparkplatz - da kommen die alle her!

Blick vom Tempeltor auf die Shoppingmeile - wuselwusel...



Zuallererst widmeten wir uns dem Tempel, danach dann der Shoppingmeile, wo man ganz viel auf Touristen zugeschnittenen Krimskrams (Souvenire!) kaufen konnte – solange ich selber Tourist bin, mag ich das ganz gern :)
Nicht nur das Wetter war uns genehm, sondern auch das Schicksal: Diese junge Dame hatte „too many tickets“ gekauft und schenkte uns einfach so zwei!? Krass, oder? :D Da kann man nur Herzlichen Dank sagen!!!
Um mal einen Eindruck von so einer Tempelanlage zu bekommen, hänge ich euch die Tempelkarte an. Da kann man sehen, dass das nicht einfach nur ein hübsches großes Gebäude ist, sondern ein ganzer gut durchdachter Komplex von Tempel und kleineren Gebäuden, Pagodas, wunderschönen Gärten, Toren, Eingangsgebäuden etc.:

zur Orientierung

Auf dem Weg von der Shoppingmeile zum Tempeltor
...eindrucksvolles Tempeltor (und echt viele Leute!)

inside - we made it!


Die Aussicht vom Hauptbalkon ist so krass schön! Ich versuchte die ganze Zeit, die anderen Touristen auszublenden und mir vorzustellen, wie das früher gewesen sein muss. Als da nur das Rauschen der Bäume war, Vogelzwitschern und das Singen der Mönche. Dazu der Geruch von Blumen, Baumnadeln und Räucherstäbchen. 
 
Aussicht vom Haupt"balkon"

Der gelegentliche Gong der großen Glocke, die vor dem Buddha-Altar von Gläubigern geläutet werden kann. Und die einfach atemberaubend schöne Landschaft, die sich vor einem aufzuschichten scheint. Direkt unter dem Balkon ist Tempelanlage, kleine Häuschen, eine Quelle, Statuen, Pflänzchen, vereinzelte blühende Kirschbäume. Links ein Hang, der offenbar mit dem Regen schon einige Male auf die Holzhäuser herunter gewaschen wurde (nach bzw. mit Erdbeben sind auch Erdrutsche in Japan ein großes Thema!) und durch Holzkonstruktionen abgesichert wird (auf die neue Pflanzen gepflanzt wurden). Dahinter ein „Wald“ aus Kirschbäumen, die sich als kunstvolle rosa Welle durchs Landschaftsdesign ziehen, dahinter der „echte“ Wald, dunkelgrün und in herrlichem Kontrast zum Rosa der Kirschbäume, dahinter die erste Schicht Berge, dahinter die zweite, dahinter die dritte usw. – Geradeaus hinter dem blühenden Tal steht noch einmal ein orangefarbenes „Türmchen“ (in Ermangelung von Fachsprache), und auch dahinter schichten sich die Berge, Layer für Layer immer heller werdend. Wenn Nebel in den Bergen hängt, verschwinden die Berge einfach Schicht um Schicht, und es sieht dann so aus, als gäbe es nur eine einzige Bergschicht. Oder nur zwei. Oder gar keine. Heute, bei strahlendem Sonnenschein und klarem Himmel, sieht man alle. 

Vor dem Hauptaltar verbrennen die Besucher Rauchstaebchen und "waschen" sich regelrecht mit dem Rauch
Laszlo beim Rauch-Beschwoeren ;)

Im Hintergrund sieht man den Tempel und das, was ich als "Haupt-Balkon" bezeichne


In einer Ecke der Tempelanlage, zu der man durch ein ganz süßes Tor und eine Stufengasse gelangen konnte, findet man einen ganzen Haufen Schreine (auch Shinto-Schreine), Götterstatuen und verschiedene Dinge, die man tun kann, um irgendetwas zu erreichen – z.B. herauszufinden, ob man Glück in der Liebe hat/haben wird, oder einen Gott darum bitten, ebensolches Glück zu gewähren, oder zu verschiedenen buddhistischen Gottheiten beten (leider sind die meisten Beschreibungen nur in Kanjis (?) / japanischen Schriftzeichen zu lesen, sodass man als nur-Englisch-Sprecher nur einen kleinen Bruchteil aller Informationen und Bedeutungen mitbekommt). 
 
"Eingang" zur Schrein-Ecke


Von rechts nach links, weil wir in Japan sind: Ōkuninushi-no-mikoto, (ein) Gott der Liebe - ich - Mister Riesenhase, der Botschafter von Ōkuninushi-no-mikoto :)
Wunschzettel...

Gebetstaefelchen
Auf jeden Fall kann man sehr viel Geld für alles Mögliche ausgeben, und die Leute tun es! Es kam mir ein bisschen vor wie ein „Freizeitpark“ für Gläubige – schreib deine Sorgen auf diese Puppe, schlage diesen Gong, rassle mit dieser Rassel, gieße Wasser über diese Statue etc… ich mache mich nicht über den Buddhismus/Shintoismus lustig! – ich hatte nur in diesem Moment, an diesem Ort das Gefühl, dass nur sehr, sehr wenige Menschen tatsächlich fühlen/wissen, was sie da tun bzw. es irgendeine tiefere Bedeutung für sie hat als nur „das zu tun was alle tun“ bzw. „was man da halt so machen kann“. Jeder könnte praktisch ein Schild aufstellen mit einer bestimmten Beschreibung „Wenn du dies und das tust, kannst du folgendes erreichen/werden deine Wünsche im Themengebiet Liebe/Geld/anything in Erfüllung gehen.“ – und die Leute würden Geld dafür in die Kasse werfen und es einfach tun.  Und währenddessen ein Foto knipsen.


"Bitte schreiben Sie Ihre Sorgen auf diese Papierpuppe und legen Sie sie ins beiliegende Wasser. (1 Blatt Papier: 200 Yen). Wenn das Papier sich im Wasser aufloest, werden Ihre Sorgen aufgeloest sein."
Wenn man die Treppe am Hang hinuntergeht, gelangt man zum tempel-namensgebenden Wasserfall des Otowa-no-taki: Tempelbesucher fangen das Wasser in Metallschalen auf und trinken es - das Wasser soll unglaublich rein sein und heilende Kräfte besitzen. Gesundheit, ein langes Leben und Erfolg fuer jeden, der es zu sich nimmt. Wenn die Schlange nicht so lang gewesen wäre, hätte ich das auch versucht... so bleiben eben "nur" die Fotos.
Das beruehmte reine, heilende Wasser im Tempel
...ein paar weitere Eindrücke von der Tempelanlage und den Menschen bzw. uns. Enjoy. ;)



 
 

 



Nach diesem sehr eindrucksvollen, aber aufgrund der viiiielen Menschen auch ein bisschen anstrengenden Tempelbesuch schlenderten wir noch die Touristenstraße runter. Sooo viele Shops mit tollen Sachen drin :) Auch hier übrigens für Japan ungewohnte „Hektik“, Shops fischten die Leute einfach mit Gratistee und großem Geschrei von der Straße, und wenn man den Tee dann in der Hand hatte, wurde man einfach nach drinnen geschoben, wo man zig verschiedene Süßigkeiten probieren konnte… neeeein, natürlich hat es großen Spaß gemacht! J Es gab vor allem Kyoto Pickles (remember: die eingelegten Wurzeln in allen Geschmacksrichtungen) und diese sehr leckeren und beliebten Reiskuchen, Kyotos beruehmteste Suessigkeit:

Yatsuhashi Shop

Es gibt da so viele Sorten, dass man sich allein beim Probieren voll den Bauch vollschlagen kann. Also mir ging es jedenfalls so, weil ich von diesen Dingern nicht so arg viel essen kann (Laszlo schon *g*). Sie sind süß und kommen in sooo vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen! Matcha Tee, Zimt, weisser Sesam, schwarzer Sesam, Pfirsich, Kirschbluete, Apfel, Orange, Schoko-Banane, Schoko, Salz, Azukibohne, nur Mochi, nur Matcha, Erdbeere..... Voll lecker ^^
 
Yatsuhashi (Quelle: Internet ;))

Dann haben wir uns noch einen Reiscräcker mit lila Streuseln geteilt (ich glaube, das war eine getrocknete Blume), um uns für den Fahrrad-Rückweg zu stärken… wir haetten natuerlich auch einen der sportlichen Rikscha-Boys einspannen koennen (im wahrsten Sinne des Wortes) :)
 
Reiskraecker mit lila Blumen(?)streuseln

 
Rikscha-Rundfahrt gefaellig?

 
Heimweg...

Anyway, wer jemals nach Kyoto kommt: Kyomizu Temple ist Pflichtprogramm ^^

Alles Liebe & bis bald!










Nikishi Market



In einer Kultur, die (auch) kulinarisch so anders ist als die, die man gewöhnt ist, ist es sozusagen ein Muss, einmal über einen Markt zu schlendern :) Der Nikishi Markt ist eine lange Gasse in Kyoto Downtown und anscheinend kaufen dort nicht nur Touristen und Feinschmecker-Restaurantbesitzer ein, sondern auch „ganz normale“ Locals...




Die „eher normalen Dinge“ sind verschiedene Gemüse- bzw. vor allem Wurzelsorten, die meistens in gelbes Matschezeug eingelegt sind (Miso?) und natürlich Fisch in allen Farben und Formen.


Aus dieser prächtigen Wurzel war -glaube ich- der Spieß-Snack gemacht, den ich auf dem Hanami-Fest probiert habe.

Auf der Beliebtheitsliste folgen dann sofort die berühmten Kyoto Pickles, die Spezialität in Kyoto schlechthin: Hauptsächlich Wurzelzeug (Rettiche, Rüben, frag mich nicht), das in verschiedene Marinaden eingelegt ist und das man auch ausgiebig probieren darf. Macht sehr viel Spaß, ich wusste nicht, dass es sooo viele Wurzeln, Rettiche, Rüben etc. gibt! Das Meiste davon ist sehr schmackhaft, auch wenn ich aufgrund mangelnder Japanisch-Englisch-Kommunikation nur bei ganz wenigen Dingen weiß, was ich da probiert habe. ^^
 
Kyoto Pickles
Irgendwie war Japan in meinem Kopf mit Insektenessen verknüpft – auf Insekten bin ich bisher aber überhaupt nicht gestoßen. Dafür auf Fischvariationen, die (für mich) einem Horrorkabinett gleichkommen. Meine superheftige Tote-Fisch-Phobie habe ich ja in mühsamer Eigentherapie recht erfolgreich bekämpft (was nicht bedeutet, dass ich nicht trotzdem an jeder Fischtheke Gänsehaut an den Beinen bekomme), aber ich glaube, selbst einem Nicht-Toter-Fisch-Phobiker würden einige Dinge auf diesem Markt ein innerliches „uäääh“ entlocken.

Was macht man mit sowas? Fischsuppe? O_o
Ich bin erstaunt und hin- und hergerissen zwischen Faszination und Abscheu, was man hier offenbar alles am Spieß essen kann! Ok, wer Frutti di Mare mag, kommt mit der Vorstellung, in einen achtarmigen Mini-Tintenfisch zu beißen, vielleicht noch klar:
 
Dinge am Spiess

...aber mal ehrlich, wie muss man denn drauf sein, um sich so ein Ding vor die Nase zu halten?
 
Wie muss man drauf sein, um in sowas zu beißen? (Ich habe niemanden gesehen, der einen gegessen hat. Wollte gerne wissen, ob man wirklich alles isst.)

Lolli ?

Next Curiosity: Auf den ersten Blick sehen sie aus wie kleine weiße Sprossen oder Nudeln, auf den zweiten Blick erkennt man dann die winzigen Augen und Flösschen… getrocknete Minifische! Gibt’s auch in roh aufm Sushi ;) Die sehen in etwa so aus wie das, was sie in Neuseeland als „whitebait“ gefangen haben. 
getrocknete Winzlingsfische
Laszlo ließ sich von der netten Verkäuferin überzeugen, sich eine Handvoll getrocknete Minifische in den Mund zu schieben – ohne eine Miene zu verziehen (ratet, was er auf mein fasziniertes „Und? Und? Wie schmeckt‘s?“ geantwortet hat? Richtig: „Wie Fisch.“). 
 
Getrocknete Fischflocken statt Popcorn!
Auf mein Drängen hin hat er dann noch vor der Kamera bewiesen, dass er sich auch traut, die beliebten Fisch-Chips zu essen (einfach nur getrocknete Fischflocken, weiß nicht ob sie aus Haut gemacht sind? Viele Japaner essen sie jedenfalls gern, hab diese Flocken schon oft gesehen) :D


Genug von seltsamen Dingen, es gibt auch ganz viel Super-Süßes! :) Rosa, Blümchen, Kaninchen und so! Lalala! Ich bin von dieser unglaublich Liebe zum ganz feinen Detail immer wieder aufs Neue fasziniert. 
Süß, süßer...
...und es geht immer noch süßer! ^^
Nach dem Marktbesuch haben wir noch kurz in einen der Schreine mitten in der Shoppingmeile geschaut. Nächtlich beleuchtet sieht alles so schön atmosphärisch aus :)
City-Schrein
 
 
Thank you for watching, see you next time! ;)


Donnerstag, 9. April 2015

Hanami



'Hanami' bezeichnet ganz allgemein das japanische Kirschblütenfest. Sei es nun in Form von picknick-artigem Zusammensitzen, Essen, Trinken und Grillen unter den Kirschbäumen zum Beispiel am Flussufer oder in Parks, oder mehr „organisierte“ Hanamis in Parks und Schreinen, wo Zelte (beinahe hätte ich „Bierzelte“ geschrieben ^^), Lampignons, kunterbunte dampfende Essensstände, rote Schirme und massenweise Tatamis die Szenerie dominieren.

Sobald die Kirschblüten, die „heiligen“ Sakura, in voller Pracht stehen, findet man überall unter ihnen blaue Plastikplanen, die die besten Plätze reservieren. Es sieht so aus, als würden die Japaner da wirklich Kampfgeist entwickeln, denn nicht nur Planen, sondern auch „Planenwächter“ reservieren den Platz unterm Kirschbaum meistens schon den ganzen Tag (und manchmal auch schon den vorherigen Abend. Das erkennt man vor allem an Schlafsäcken und sonstigen Utensilien, die auf eine Übernachtung hinweisen). Solche Wächter wären ja nicht nötig, wenn die sonst übliche japanische Höflichkeit regieren würde....?
Hanami-Platzreservierer am Ufer des Kamogawa (Fluss)
 Zur japanischen "Höflichkeit" (bin nicht ganz sicher, ob "Höflichkeit" das richtige Wort ist, auch wenn sie zweifelsohne ebenfalls sehr, sehr höflich sind) : Man kann tatsächlich in vielen Fällen das Fahrrad vorm Shop einfach un-abgeschlossen stehen lassen (wenn man gut drauf ist, sogar mit der Tasche vorne drin), und niemand rührt es an. Auch ganz coole Kindersachen, zum Beispiel ferngesteuerte Autos oder pinke leuchtende Roller stehen manchmal einfach so herrenlos herum – nicht einmal die Kinder tasten das Eigentum anderer Kinder an! (Das würde in Deutschland nie funktionieren. I bet.) Vielleicht gilt das aber nicht für blaue Reservierungsplanen unter Kirschbäumen :)

Die eher organisierten Hanami-Feste sind voller roter Zelte, in denen man Plätze mieten kann. Das sind sozusagen kleine Plattformen, wie Bühnen-Bauteile (falls das jemand kennt), und man kann dann eine bestimmte Quadratmeteranzahl reservieren. Da werden dann vom Veranstalter hübsch Tatamis draufgelegt plus ein „Gedeck“ in der Mitte mit einem Grillstein, und die Gruppe versammelt sich dann um den Grillstein, auf dem „Boden“ sitzend. Sie bringen viel zu essen mit, aber bestellen auch beim Veranstalter noch mehr.
In der Mitte sind kleine "Sitztische", wo man nur sitzt und nicht mit den Fuessen drauf geht. Am Rand sind die "richtigen" Tatami-Plaetze, wo Gruppen grillen und feiern koennen.

Natürlich sitzt man auf den Tatamis ohne Schuhe. Schuhe muss man ja praktisch überall und ständig ausziehen ;) Eigentlich wirkt es ganz natürlich – Schuhe sind schmutzig, kommen in Kontakt mit allem Möglichem, und wenn man auf demselben Tatami, auf dem das Essen steht, auch die Füße hat, sollten die natürlich sauber sein! In Deutschland hat man manchmal das Gefühl, es ist genau andersherum – wenn jemand die Schuhe auszieht, rümpfen alle die Nase… das mag aber auch daran liegen, dass die Fußpflege und Sockenhygiene in Deutschland sehr viel eher vernachlässigt wird als in Japan. Ich habe an mir selbst beobachtet, dass ich mir die Füße aufmerksamer wasche und jeden Tag besonderes Augenmerk auf Optik und Duft meiner Socken lege :D

Das erste Mal, als ich den Platz gesehen habe, waren die Kirschblüten noch nicht ganz offen.
Die Zelte etc. liessen aber schon eine bestimmte „Oktoberfest-Stimmung“ erahnen :)

Es gibt gar nicht viel Weiteres zu Hanamis zu sagen – die Fotos sprechen fuer sich! Wir haben einen Festgarten direkt um die Ecke und sind da ein paarmal hingegangen, weil es sooo schön ist!

Hammerschoene Atmosphaere
impressionistische Fotografie ;)
So sieht ein Hanami-Fest aus. Ich finde ja, mit einem LQ-Reiseobjektiv ohne Stativ lassen sich total impressionistische Effekte erzielen – ein fotografischer Monet-Effekt sozusagen *g*

...an zahlreichen "Fress-Staenden" kann man alles nur erdenkliche Exotische kaufen...
...unter anderem natuerlich auch japanisches Bier und Sake...
(ok, zugegeben, die Dose halte ich nur fuers Foto ^^)
Die Stimmung ist echt wundervoll. Alle sind fröhlich, freundlich und in Festlaune, aber alle sind trotzdem höflich, respektvoll und ruhig. „Keiner ist betrunken“ entspricht wahrscheinlich nicht der Wahrheit, aber niemand ist laut, grölt, pöbelt oder fängt an irgendeinen Scheiß zu machen. In den Gruppen (ich glaube, insbesondere den „Arbeitskollegenkreisen“) halten Leute Reden und dann klatschen alle, und natürlich hört man oft mal gemeinschaftliches Lachen. Aber insgesamt ist alles friedlicher, gesitteter. Keiner schubst, keiner drängelt, alle genießen einfach friedlich die tolle Atmosphäre. Die vielen Lampignons und stimmungsvollen Lichter kreieren eine richtige Märchenatmosphäre, insbesondere weil der ganze „Kirschblütenhimmel“, der sich über dem Fest erstreckt, von unten angeleuchtet wird und einen tollen Kontrast zum schwarzen Nachthimmel bildet. Dazu das viele Rot, die Schirme, Laternen mit japanischen Schriftzeichen bzw. Blüten drauf, der Dampf, der aus den Essensständen aufsteigt – optisch sieht das einfach genial aus.
Lampignons, Sakura, Vollmond
Rein geruchstechnisch ist es, insbesondere für meine Nase, auch ein Erlebnis. Überall werden Fleisch-und Fischstücke gegrillt (insbesondere die Fischstücke erweisen sich als äußerst vielfältig und oft auch äußerst viel-beinig oder –armig). An den Essensständen gibt es so viele Sachen, die ich noch nie gesehen geschweige denn gerochen habe, und ich würde mich am liebsten durch alle durchprobieren! (Okay, nicht alle.)  Zunächst fand ich insbesondere den markanten Geruch nach herb-rauchigem gegrilltem Tintenfisch seeehr gewöhnungsbedürftig, aber inzwischen mag ich ihn total gern. Er gehört zu diesen Festen irgendwie dazu. Also der Geruch. Den Tintenfisch selber (am Spieß, übrigens) würde ich Laszlo ja andrehen wollen, aber er hat irgendwie nicht dieselbe Begeisterung wie ich, wenn es ums Ausprobieren neuer Geschmäcker und Essensformen geht. Versteh ich gar nicht :D Ich finde jeden Reisball, jedes geräucherte Wurzelstück, insbesondere auch die viiiiielen Varianten von exotischen Süßigkeiten total spannend! Auch wenn wir Sushi essen, übrigens – für mich kommen ja nur ungefähr 3 von 200 Variationen in Frage, daher versuche ich ständig, Laszlo dazu zu überreden, die abenteuerlichen Kreationen mit den vielen Augen und Beinen zu probieren – hehe… (anschließend hänge ich fasziniert und gespannt an seinen Lippen: „Und? Und? Wie schmeckt’s?“ – „Nach Fisch.“ – „Okaaay, geht’s genauer?“ – „Probier’s halt, dann weißt du’s.“ ehehehe.)
Englische Beschreibung (die ganz und gar nicht selbstverstaendlich ist): "Glutinous Rice in Sweet Soy Sauce". Die klebrigen Kugeln wurden noch mit irgendeinem Pulver paniert - ganz lecker :)
 Wurzel (?) vom Grill mit einer leichten Sojasauce drueber, auch lecker!
Neben dem Hanami-Festplatz ist noch ein kleiner Sakura-Garten, durch den man spazieren kann, nachdem man sich den Bauch vollgeschlagen hat; voller kleiner Laternen, die von Kindern bemalt und gebastelt wurden, so süß! Das vorgegebene Thema war offensichtlich „Hanami“, denn alle malten das orangene Tor des Schreins, Kirschbäume oder –blüten, fröhliche feiernde Menschen usw. ^^ Am hinteren Zaun des Gartens ist noch eine Lampignonparade angebracht, und wenn man da durchschlendert, fühlt man sich wirklich wie in einem Feenland. Die Kirschblüten sind so märchenhaft, dazu das atmosphärische Licht, das wie immer saftiggrüne Moos und die filigranen Wurzeln, Farne und Äste…
Eingang zum Feenland
so beautiful...
Wenn man die Natur in Japan genau beobachtet, dann kann man vieles besser nachvollziehen, das in Japan so süß, so filigran, so rosa und – aus europäischer Sicht – oft „kitschig“ ist. Das Land und die Umgebung an sich zaubern einfach schon die passende Atmosphäre für juwelenbesetzte Prinzessinnen, rosaweiche Kätzchen und zuckersüße Kleinigkeiten, für unendlich reiche, überschäumende Schönheit … und für einen baldigen Tod nach sehr kurzem Leben. Die Kirschblüten erwartet dieses Schicksal nach grade mal 2 Wochen, und viele Samuraikämpfer, Krieger etc. haben sich an ihnen ein Vorbild genommen. Blühe in intensiver Schönheit, hinterlasse bleibenden Eindruck und stirb dann relativ schnell.
Aber noch blühen sie ja, und der Hype ist ungebrochen. Ich bin ja echt ein großer Naturliebhaber, aber wie die Japaner für ihre „Sakura“ abgehen, das muss man, finde ich, erlebt haben. <3