Mit dem Shuttle geht es zurück von Swakop nach Karibib, wo ich Lotte für ein paar Tage besuche. Es ist ziemlich cool, dass sich das wirklich organisieren ließ – wir haben uns absolut zufällig und unabhängig voneinander entschieden, nach Namibia zu gehen :D
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In der 200-Seelen-"Stadt" Karibib kann man deutsche Teller essen! |
Lotte volunteert für die Etusis Lodge, die im Moment 25
Pferde haben und Ausritte anbieten. Ich komme zu einer total ruhigen Zeit und
außer 2 Gästen an einem Nachmittag ist die Lodge praktisch leer. Sie ist
superschön mit Swimmingpool, Palmen, gutem Essen, perfekter Infrastruktur,
vorbildlich was die Pferde angeht, ah, davon können wir unten am Orange nur
träumen :D Ach ja – und alle sprechen Deutsch. Mal wieder… Ich muss ehrlich
gestehen, dass mir das „namibische Deutsch“ nicht gefällt. Es wurden ein paar
Afrikaanse Wörter (mit Artikel, und in Afrikaans gibt es nur einen: „die“)
hineingewoben, ein, zwei Englisch-Ausdrücke und eine gehörige Prise Rassismus.
Um niemandem auf die Zehen zu treten, werde ich das nicht weiter ausführen,
aber ich bevorzuge klar die englische Sprache oder Afrikaans (auch wenn ich
kaum was verstehe *g*)
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Etusis from inside |
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Etusis from outside ;) (part of it) |
Ich genieße meine Zeit total und freu mich natürlich über
Lotti J
Wir reiten schnuckelige und unglaublich duldsame Ponys, hängen im Swimmingpool
ab, essen gutes (für uns gekochtes) Essen, fahren durch den „Damm“ (die
Pferdekoppel) und sehen Zebras, Warzenschweine, Kudus, Steenbock, Impalas und
Adler.
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Ich und Lotti :) |
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so würde ich auch gerne meine Mittagspausen verbringen! :) lekker! |
Eine Nacht verbringen wir in der „Hütte am Wasserfall“. Die Lodge hat
absolut perfekte Facilities und man könnte sogar die Pferde dort über Nacht
einzäunen! Die Hütte wurde schon ewig nicht mehr benutzt, aber könnte absolut
perfekt sein – sie hat ein Schlafzimmer mit Blick auf den Wasserfall (der im
Moment nicht fließt, aber das Fußbecken ist voller tiefem Wasser), ein Klo, ein
Badezimmer mit Dusche und eine „Küche“ sowie eine Feuerstelle und Sitzecke
draußen, und alles ist wirklich perfekt, nur eben staubig und lange nicht mehr
benutzt. Vor der Hütte ist eine (nicht mehr funktionierende) Kamerafalle für
den Leoparden, der hier offenbar lebt; außerdem bewohnen zwei Schildkröten,
jede Menge „Getier“ und eine Riesenmasse Kaulquappen in allen Stadien das
Wasserbecken. Anscheinend ist es rund sieben Meter tief und man könnte sogar
von der Kante… naja, vielleicht halbe Höhe… des Wasserfalls hineinspringen. Da
man jedoch den Grund nicht sehen kann, könnten es auch nur zwei Meter sein
statt sieben und das wäre fatal.
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Die Hütte am Wasserfall mit allem, was man braucht |
Wir beschließen, den Berg neben dem Wasserfall zu erklimmen,
damit wir einen Blick auf den oberen Teil des Wasserfalls erhaschen können; den
Wasserfall hinaufklettern kommt nicht in Frage. Also klettern wir, und als wir
oben sind, stellen wir fest, dass wir den Wasserfall (noch) nicht sehen können
– also klettern wir weiter… Obwohl es auch hier auf Etusis trocken ist, ist es
längst nicht so trocken wie auf Kumkum. Es gibt grüne Pflanzen, die zwischen
den Felsen wachsen, und auf nur einem Klettergang treffe ich zwei Schlagen und
einen kleinen Skorpion! Ich bin ziemlich happy über meine zart heranwachsenden
„Buschkenntnisse“, denn ich sehe all die kleinen Tierchen rechtzeitig, ohne
eine Stresssituation für eine (und daraus resultierend meistens beide) Seiten zu
erzeugen. Als wir uns ein ganzes Stück vom Wasserfall entfernt haben, lässt die
Steigung es zu, hinunter ins Flussbett zu klettern. Der Plan ist, uns „von
hinten“ durchs Flussbett an den Wasserfall heranzuschleichen… also marschieren
wir durch das (wunderschöne) Flussbett. Ich habe es gerade schon festgestellt:
Es ist nicht so trocken hier wie auf Kumkum, und das spiegelt sich auch im
Flussbett wieder! Schon bald müssen wir unsere Schuhe ausziehen und durch
Pfützen waten, an denen wir nicht vorbeiklettern können. Dann kommen wir an
eine Stelle, die bei vollem Fluss sicher ein epischer kleiner Wasserfall wäre –
jetzt bei leerem Fluss ist es nur ein großer Felsen, hinter dem es ziemlich
tief nach unten geht. Ich weiß, wenn wir da runterspringen, gibt es kein Zurück
– aber es ist schon später Nachmittag und die Alternative (=zurück) wäre, den
Berg wieder nach oben zu klettern und dann auf der anderen Seite im Dunkeln
wieder runter. Ich bin kein Fan von (steilem) Klettern im Dunkeln, denn so
ausgeprägt meine Baby-Buschkenntnisse auch sein mögen, riechen kann ich
Schlangen noch nicht… also entscheide ich mich für den Absprung, der mir auch –
beträchtlich unelegant, aber ohne gebrochenen Knöchel – gelingt. Lotte mit
ihren zwei Meter langen Armen und Beinen hat es da doch etwas leichter… ;)
Direkt unter dem großen Felsen ist ein Stachelschweinbau!
Ha! Ich habe es glaube ich schon mal erwähnt, dass meine Mission in Afrika
darin besteht, Stachelschweinstacheln wachsen zu lassen; und jeder gefundene
Stachel bestärkt meine Mission! :D Ich finde gleich um die zehn und stecke sie
ein. Als wir ein Stück weitergepilgert sind, kommen wir an den Rand eines
weiteren Wasserstückes – das wesentlich tiefer aussieht als das letzte. Schuhe
aus, um den Hals gehängt und los… es wird tatsächlich ziemlich tief (für mich,
nicht für Zwei-Meter-Lotte), das Wasser geht mir bis über den Bauchnabel… als
wir uns dem Wasserfall weiter nähern, stoßen wir auf ein weiteres, ziemlich
langes Becken und diesmal geht das Wasser über den Bauchnabel, zur Brust und
dann verliere ich den Boden unter den Füßen. Taschenmesser, Taschenlampe,
Stachelschweinstacheln in die Turnschuhe gestopft bzw. festgebunden und los
geht es – schwimmen! Es macht eigentlich riesigen Spaß. Ich muss nur aufpassen,
dass ich mir beim Schwimmen nicht mit der Schulter den Schuh mit den Stacheln
gegens Gesicht schubse. Wir gehen ein Stück und kommen zum letzten, großen
Becken – es ist inzwischen dämmerig und Mond und Sterne gehen allmählich auf,
und das Wasser ist so dunkel, dass man unmöglich sagen kann, wie tief es ist.
Ich binde meine Schuhe wieder um meinen Hals und schiebe mich in Rückenlage ins
Wasser, mit den nackten Füßen vorsichtig nach etwas tastend… aber da ist
nichts, und so gleite ich wie eine Robbe ins kühle Nass :D Wir schwimmen
ungefähr 12 Meter bis zum Rand des Wasserfalls und es ist gigantisch schön… der
Mond ist schon deutlich zu sehen, einige Sterne funkeln und wir schwimmen zum
Rand des Wasserfalls, hinter dem außer der Aussicht aufs weite Land nichts zu
sehen ist… als ich mich aus dem Wasser hieve, boxe ich mir dummerweise den Schuh
mit den Stacheln ins Gesicht. Auauaua. Ich will gar nicht wissen, wie sich die
berühmten Hunde fühlen, die mit der Schnauze und Nase voller Stacheln wimmernd
von ihrer Buschexpedition zurückkehren. Nein, es ist nicht so schlimm, aber
ohne Lotte wäre es schwierig geworden – ich scheine meine Taschenlampe auf mein
Gesicht und Lotte bereinigt das Malheur mit spitzen Fingernägeln :) Dann müssen wir nur noch den Wasserfall
hinunterklettern – mit dem ganzen Körpergewicht gegen den glatten Stein
gelehnt, auf einer Art Vorsprung nach unten tippelnd, wie Einbrecher, die auf
der Fensterbank oder Dachrinne balancieren. Es geht erstaunlich gut. Unten
angekommen, müssen wir nur noch durchs erste Becken schwimmen (zum Glück beißen
die Schildkröten nicht ^^) und wir haben es geschafft! Als wir am Ufer
ankommen, ist es so dunkel, dass wir die Taschenlampen anschalten. Perfektes
Timing!?!
Vor der Hütte grillen wir Braaibroetkies (Toast mit Tomate,
Zwiebel und Käse überm Feuer) und legen unsere (logischerweise) klatschnassen
Kleider und Schuhe trocken; zum Glück ist es eine warme Nacht und zum Glück
habe ich die Stachelschweinstacheln durch unser Abenteuer gerettet! Ich schenke
die meisten Lotte, die kann sicher auch ein paar gebrauchen, und nehme nur drei
mit nach Hause, aber die bekommen einen Ehrenplatz J
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