Samstag, 29. April 2017

Einsiedler-Tagebuch


Wie ihr wisst, bin ich nach meiner kleinen Namibia-Tour alleine zu unserer Hütte zurückgekehrt… ich führe also fortan ein Einsiedler-Leben… die ersten Tage noch mit (sporadischem) Internet und Telefon, dann ohne. Ich war noch nie in meinem Leben so alleine, so wild und so unabhängig. Die ersten Tage habe ich noch „Einsiedlertagebuch“ geführt, dann bin ich irgendwie so weit weg von dem Gedanken an Zivilisation und andere Menschen auf der Erde weggedriftet, dass ich es vergessen habe :) Die paar Tage, die ich niedergeschrieben habe, geben euch aber glaube ich einen ganz guten Einblick in mein Einsiedlerleben.



8.04.

·       Mein erster Tag als Einsiedler. Ich bin geschockt, wie laut die Stille ist. Sie drückt mir regelrecht auf die Ohren.

·       Ich „baue das Haus um“ und erschaffe eine Sattelkammer, wie von Estelle gewünscht. Ich muss verdammt kreativ sein, um so etwas wie Hänger zu bauen – ich habe nicht mal mehr Nägel und Hammer hier. Alles, was mir zur Verfügung steht, ist alter Rostschrott – sogar alle guten Bretter und Hölzer hat Red mit zum Camp genommen. Am Ende benutze ich ein altes Bettgestell und Draht vom Schrott und bin ein bisschen stolz auf meine Einfältigkeit. Hübsche Sattelkammer.

·       Abends ist plötzlich der Strom weg. Ich weiß genau, wieso: Gestern haben wir die Solarpanel für den Strom ausgetauscht, weil das Solarpanel im Camp nicht gut genug war. Ich habe sogar dabei geholfen, „mein“ Solarpanel auszugraben und auf den Camp-Landy zu hieven. Red versicherte mir, dass das Camp-Solarpanel gut genug für mich sei. Sieht man ja. Danke auch. Den Rest des Abends verbringe ich im Dunkeln mit Taschenlampe.

9.04.

·       Habe so gut geschlafen!!! Nur noch 28°C nachts und kein einziger Moskito.

·       Heute Morgen immer noch kein Strom. Solarpanel geputzt und Verbindungen gecheckt. Bin etwas sauer, dass mir alles weggenommen wird, was ich brauche (Red sagte noch ganz lässig: „Keine Sorge, das Solarpanel reicht locker für dich.“). Man kann niemandem trauen.

·       Zum Catwalk gerannt, bisschen meditiert, zurückgerannt, Bodyweight Training

·       Solarpanel in die Sonne gedreht

·       Jungs gesucht – leider ohne Erfolg

·       Bisschen gelesen, gelernt und geschlafen

·       Raus zu den Stuten gefahren und auf einen Berg geklettert. Keine Stuten in Sicht. Aber es war herrlich schön da oben. Vor mir ging die Sonne in leuchtendem Gold unter und hinter mir der Vollmond auf – neben einem Regenbogen. :D Habe meinen Werwolfgenen freien Lauf gelassen und dann lautstark noch andere Tiere imitiert. Das Echo ist so schön. Dann rufe ich die Stuten. „HALLOOOOO WO SEID IHR??? KOMMT ZUM HAUS, ICH HABE FUTTER FÜR EUCH!!!!!“ etc. etc. Als ich mich gerade wieder an Tierstimmenimitation mache, sehe ich -wundersamer Weise- die Stutenherde auftauchen. Ich klettere den Berg hinunter, springe in den Landy und jage auf die andere Seite, wo die Stuten sind… doch sie sind auf ihrer eigenen Mission und schon unterwegs zu ihrem nächtlichen Rastplatz. Im Galopp. In ihrer schnuckeligen Herdenformation. „Wartet auf mich, ich hab Luzerne!!!“ Es ist so schön, sie zu sehen… aber es macht keinen Sinn, ihnen hinterherzujagen. Ich vermisse sie… ich hoffe, sie kommen bald zurück.

·       Versucht, den Baum zu zerkleinern, der über die Straße gefallen ist. Für die großen Teile brauche ich eindeutig eine richtige Säge (mit meinem Schweizer Taschenmesser säge ich mich zu Tode). Es hat aber für ein Feuer gereicht. Gemüsecurrysuppe im Potkie im Feuer gekocht und unter den Sternen vertilgt und Gitarre gespielt.


10.04.

·       Wieder gut geschlafen. Musste sogar noch eine Decke auflegen, so kühl wurde es nachts. Ich wache jeden Morgen auf wie vom Blitz getroffen, zirka fünf Minuten bevor die Sonne aufgeht. Besser als jeder Wecker.

·       Bodyweight Training gemacht

·       Schönes Frühstück & Skype mit Lazi

·       Versucht, die Outdoordusche zu reparieren – leider erfolglos. Brauche einen richtigen Schraubenzieher!

·       Erfolglos die Jungs gesucht (wo zum Geier sind die???) und ebenso erfolglos auf die Stuten gewartet. Hatte heute keine Lust, sie zu jagen…

·       Skype mit Katica J

·       Stundenlang am Laptop den Bericht für Pete finalisiert. Bin froh, dass er so gut wie fertig ist; Laptop macht keinen Spaß.



11.04.

·       Haus gefegt und Arbeitsflächen gewischt

·       Skype mit Lazi

·       Versucht, zu bloggen, meinen Kurs zu buchen und Flugtickets zu recherchieren, aber für die Hälfte war das Internet zu langsam

·       Spinatpfannkuchen mit Pilzen, Tomaten und Feta gemacht

·       Fremdes Auto fährt vorm Haus vor, fremder bärtiger Kerl steht vor dem Haus; fetter Adrenalinschub!!! Er hat noch einen schwarzen Kerl dabei. Ich weiß nicht, was los ist und verstecke mich erst... ich habe keine Verbindung zur Außenwelt und fühle mich doch tendenziell verwundbar, vor allem wenn zwei Männer einfach auftauchen. Ich mache einen Plan, wie ich mich im Notfall verteidigen werde (er ist peinlich, aber mein Schweizer Taschenmesser und Schaufeln/Rechen, die ich an zwei Stellen deponiere, spielen eine Rolle darin). Nach einer Weile Beobachten marschiere ich hinaus und konfrontiere den Kerl...... :D Er erklärt mir, er ist von der Telekom und nimmt jetzt das Internet und Telefon mit, um es im Camp zu installieren. Er gibt mir einen kleinen Brief von Karlene, die fragt, ob sie morgen zum Reiten kommen kann. Ich schreibe zurück, ja, aber die Chance, dass wir die Pferde nicht finden, ist groß – und bitte schreib eine Email an Laszlo, dass ich kein Internet mehr habe, sonst macht er sich Sorgen. Als der Kerl mit dem Internet und der Satellitenschüssel (für die Lizzy erst vor 3 Wochen einen Zaun gebaut hat) weggefahren ist, merke ich, dass ich zittere vor Wut. Wie kann Red es wagen, zwei fremde Kerle hierher zu schicken, um meine Kommunikation mit der Außenwelt abzuschneiden, ohne mir Bescheid zu sagen??? Und wie kann es niemanden interessieren, dass ich jetzt ohne jegliche Notfallkommunikation 45Minuten Fahrt vom Camp entfernt bin? Ich fühle mich wie ein dummes Karnickel, das alle mit dem Fuß hin und her schubsen. Und ich merke, wie verwundbar ich hier draußen bin. Natürlich ist es auch krass, dass ich jetzt wirklich alleine bin. Kann nicht mal mehr übers Internet mit Laszlo oder Freunden und Familie kommunizieren und habe kein Telefon mehr.

turning really feral now...

·       Weil ich so wütend bin, packe ich Sattel und Zaumzeug und fahre mit dem Landy los, um die Jungs zu finden. Bevor ich auf deren Seite fahre, packe ich Luzerne in die Futtertröge der Stuten. Dann steige ich auf meinen Standardberg, kann die Jungs aber nirgendwo sehen. Ich fahre ein bisschen weiter und beschließe, hinter die Bergkette auf der rechten Seite zu wandern. Red sagt, es gibt da irgendwo eine alte Straße, bei der nur der Einstieg nicht so deutlich ist. Ich ziehe meine fetten Stiefel an und mein Top aus; endlich kann ich mal so richtig wild sein ;) Männer machen das dauernd und ich kann verstehen, wieso – es ist so viel angenehmer... Ich laufe insgesamt um die 17km und klettere u.a. auf den höchsten Berg, den ich finden kann (den schwarzen Berg). Aber selbst von da oben kann ich weder die Jungs noch die Straße sehen. Ich orientiere mich und mache einen Plan, klettere wieder runter und klettere ein Bachbett entlang, wo ich einen Stachelschweinstachel finde. Nach einer Weile finde ich die Straße. Es ist heiß, ich bin ziemlich durstig und klitzekleine Fliegen machen meinen ganzen Körper juckig. Ich verfolge die Straße (mit Mühe) bis zur „Hauptstraße“ und markiere den Eingang mit einem Pfahl, den ich unterwegs aufgesammelt habe.

·       Dann fahre ich zum Haus, trinke zwei Liter Wasser und fahre weiter ins Terrain der Stuten. Ich will wenigstens ein einziges Pferd finden…. Ich bin sogar bereit, eine der Stuten zu satteln und zum Pen zurückzureiten, evtl. mit einer anderen als Handpferd! Das würde bedeuten, dass ich morgen ca. 2 Stunden laufen muss, um den Landy wieder nach Hause zu holen, doch das wäre es mir inzwischen wert… Ich fahre ziemlich weit und klettere auch hier auf einen hohen Berg, von dem aus ich fantastische Sicht habe. Ich merke schon beim Hochklettern, dass ich müde bin und mich sehr konzentrieren muss, dass ich meine Füße noch sicher setze. Es regnet ein bisschen, was total angenehm ist. Ich fühle mich frei und total afrikanisch ;) Ein kompletter Regenbogen spannt sich über den Himmel, und ich sehe sogar, wo er anfängt. Stuten sehe ich aber keine. Als ich zurückkomme, sind die Tröge immer noch mit Luzerne gefüllt. Ich hab keine Ahnung, wo alle hin sind…
12.04.17

·       Mitten in der Nacht wache ich plötzlich auf – ich habe das Gefühl, dass jemand hier ist!? Kurz darauf höre ich das vertraute Klackern von Hufen auf Sand… kaum zu fassen! Die Stuten sind gekommen! Mitten in der Nacht! Es ist eine verdammt helle Nacht wegen des Vollmonds, und ich beobachte sie eine Weile verschlafen, wie sie sich genüsslich an den Köcherbäumen die Körper rubbeln… es ist ein schönes Bild, so im Mondlicht, so hell, dass sie deutliche Schatten werfen. Mir ist klar, dass ich die Chance ergreifen muss, morgen werden sie wieder weg/unauffindbar sein. Also schäle ich mich aus meinen Decken, ziehe Socken und Reitschuhe an, schnappe mir 3 Halfter und fange Penelope, Mugga und Njote ein. Es muss ein verdammt ulkiges Bild sein, wie unsere Prozession im Vollmond langsam zum Pen zieht – abgesehen von meinen Socken und Schuhen habe ich nichts an und es ist das erste Mal, dass ich beim Führen eines Pferdes den warmen Atem auf der Haut meines Hinterns spüre :D Ich sperre sie in den Pen und drehe das Wasser auf, dann wandere ich zurück zum Haus, schnappe den Landy, fahre wieder zum Pen und füttere die drei. Weil Misty am Pen steht und auch gerne Futter möchte, lasse ich sie zu den anderen hinein. Pete hat ein bisschen an mir gezerrt, ob ich sie nicht reiten will – nein, will ich eigentlich nicht, sie ist zu alt und zu knochig – aber einmal „anfühlen“ wird ihr sicher nicht schaden. Nur damit ich weiß, wie sie so ist und ob ich Pete empfehlen kann, ein Kind auf sie zu setzen oder nicht. Dann fahre ich zurück zum Haus, krieche in mein Bettchen und schlummere weiter, umgeben vom Rest der Herde. Die Fohlen legen sich neben mich in den Sand zum Schlafen.
Die kleine Pampero mit Winterfell :) Seit ihre Mama Luzerne bekommt, ist sie abartig gewachsen!

·       Den ganzen Morgen sehr beschäftigt; vielleicht weil ich müde bin. Ponys gefüttert, leider nicht gewässert. Wasserkanister ist noch leer – zu wenig Sonne gestern – aber heute scheint die Sonne, also gute Chancen, dass er sich jetzt auffüllt.

·       Funktionelles/Bodyweight Training gemacht – war so hart, dass ich fluchen musste. Wenn ich davon keinen Bauchmuskelkater bekomme, dann weiß ich auch nicht…

·       wieder raus zu den Ponys, Wasserkanister hat immerhin ein bisschen Wasser – das ich in die Tröge fülle, aber es dauert ewig… in der Zwischenzeit abgeäppelt (immer noch mit den Händen. Langsam gebe ich die Hoffnung auf, dass die Morkels mir eine ordentliche Abäppelgabel kaufen).

·       Frühstück!

·       Grade als ich fertig bin, kommt Karlene angetuckert. Sie will heute ein bisschen Ponybespaßung haben; bin ich froh, dass ich Ponys für sie gefunden habe!

·       Als wir rausfahren zu den vier Damen, ist die ganze Herde da. Wir putzen und ich mache bei allen Bodyinspektion. Kaufmann’s Haut- und Kindercreme hat sich nun offiziell auch bei Pferden bewährt.
·
Weil Pete mich nochmal angeschubst hat („Did you ride Misty??? I think she can do some light work!“), packe ich einen Sattel und eine Trense auf die arme alte Misty und reite sie viermal im Kreis. Meine Befürchtung bestätigt sich: Sie ist grottenschlecht geritten und hasst es. Mit Sicherheit hat sich da nur mal jemand draufgesetzt und sie im „Farmerstil“ vergewaltigt. Außerdem sieht sie gar nicht ein, wieso sie mit ihren 22 Jahren nach so langer Zeit in der Wildnis jemanden herumtragen soll. Ich kann sie total verstehen. Sattel und Trense runter und eine Extraportion Luzerne… den Schuh ziehe ich mir nicht an.

Sweet Old Misty
·       Wir geben allen Stuten eine Extraportion Liebe, ich mache noch etwas Bodenarbeit mit Naledi (kleiner Teufel!) und Njote (großer Teufel! Aber sie wollte unbedingt Aufmerksamkeit). All die Stuten wollen eigentlich mehr Liebe und Aufmerksamkeit… das merkt man total. Sie wollen nicht geritten werden, aber dass jemand sich um sie kümmert, tut ihnen gut, das spürt man total. Anschließend bekommen natürlich alle noch Luzerne.

·       Mittagessen – Karlene hat frisches selbstgebackenes Brot mitgebracht (sie ist inzwischen ein Meister im Brotbacken auf dem Feuer)...

·       Dann fahren wir zu den Jungs – und finden sie so schnell wie kaum jemals zuvor! Kaum zu fassen! Wo seid ihr nur gewesen???

·       Bodenarbeit mit Caliente, der Schnucki hat vergessen wie man die Hinterhufe gibt – muss ihn kurz erinnern

·       Ausritt mit Sirius & Chimbote. Karlene sichtlich nervös. Sirius bockt, wenn man von „zu Hause“ weg galoppiert. Muss was unternehmen. Karlene kreischt, sobald Chimbote einen einzigen Fehltritt macht. Aber es ist ein schöner Ausritt! Auf dem Rückweg galoppiert Sirius wie eine Elfe… oder so.

·       Bin recht müde anschließend. Karlene ist happy und bedankt sich, und ich mich auch, weil mir ihre Gesellschaft gut getan hat.

·       Ich schicke Karlene mit einer „Besorgungsliste“ zu den Morkels:

o    Notfallkommunikation!?

o   Wurmkur!!! (zumindest für Mugga)

o   Vaseline

o   Säge für den Baum

o   Schraubenzieher

·       Essen, Schlafen… es wird eine kalte Nacht. Der ganze Tag war kühl; ich liege nachts wach, der Wind heult und ich überlege ernsthaft, ob ich morgen Nacht drinnen schlafen soll. Das war’s wohl mit dem Sommer in Namibia.


13.04.17

·       Morgens springt der Landy nicht an. Ich muss aber die Stuten füttern… trage also Luzerne in den Armen zum Pen (ca. 700 Meter), äpple ab und fülle Wasser auf

·       Gehe meine Morgenrunde joggen (Catwalk), heute mit Handy, weil Karlene gestern gefragt hat, wie weit das eigentlich ist und ich keine Ahnung hatte: 7,1 km.

·       Landy springt immer noch nicht an. Ohne Telefon und sonstige Notfallkommunikation blieb mir nur der Landy für den Fall eines Unfalls oder Schlangenbisses – wenn der nicht mehr fährt, kann ich eigentlich nicht mehr hier bleiben… mir bleibt also nur, ins Camp zu laufen. Das wird ca. 3-4 Stunden dauern, schätze ich… aber dann weiß wenigstens jemand, was los ist.

·       Ich füttere die Stuten, kümmere mich nochmal um Penelopes Wunden und lasse sie dann frei. Ohne den Landy kann ich sie nicht mal richtig füttern. Wenn sie frei sind, können sie sich wenigstens um sich selber kümmern. Und arbeiten kann ich sie eh nicht mit gutem Gewissen.

·       Ich laufe zurück zum Haus und teste den Landy ein drittes Mal. Er springt an. Isn’t it ironic!? Ich schalte ihn wieder aus und akzeptiere den Lauf der Dinge genau so, wie es sich zugetragen hat. Dann lese ich ein bisschen über Elefanten… und siehe da, wer um die Ecke kommt: Die ganze Stutenherde, reunited! Ich freue mich. Und füttere sie. Wie immer stellen sie das Haus auf den Kopf und ich bin nur am Hin- und Herrennen: „Mugga, NEIN! Naledi, STOP!!!“ etc. etc., trotzdem freue ich mich sehr, dass sie wieder zum Haus kommen.



·       Als sie wieder davonziehen in ihrer perfekten Herdenformation, bin ich happy. Ich habe das Gefühl, jemand hat mich besucht und ich war nicht den ganzen Tag alleine ;)

·       Ich bemale einen Felsen, koche Bohnen-Tomaten-Kartoffel-Chilli mit Reis auf dem Feuer (bis zur Perfektion!!!) und spiele Gitarre… der Tag ist lange...

An dieser Stelle endet mein regelmäßiges Einsiedlertagebuch... ich klebe euch noch ein, zwei Fotos von der (noch wilderen) Zeit danach drunter :)
Mein Ostergeschenk für Chris, Karlene, Pete und Estelle: German Style Osterkränze mit handbemalten Ostereiern und Happy-Easter-Schildern auf Stachelschweinstacheln :) Sie sorgten für große Freude und, ganz ehrlich, waren extrem lecker! Oma wäre stolz auf mich. Natürlich habe ich sie vollkommen ohne Rezept gebacken (hatte ja kein Internet). Weil der Landy mal wieder nicht ansprang, bin ich tatsächlich mit den Kränzen im Rucksack zum Camp gelaufen (17km Ostersamstagspaziergang)
Mein Ostersonntagsfest - man könnte meinen, es sieht etwas sporadisch aus, aber ich hatte SO ein Fest! Karlene hat mir zwei Easter Buns geschenkt (süße Brötchen mit Datteln und Weihnachtsgewürzen, die Australier zu Ostern essen :D), die ich mir überm Feuer getoastet habe und dann mit schmelzender Butter in meinem Einsiedlerhaus vertilgte! Happy Easter!!!
Selfie with little devil "Naledi" :)

Interessanter Fund! Ein Parabuthus-Skorpion (hochgiftig), der eine Grille getötet hat und sie auf seinem Rücken Huckepack zu seinem "Bau" trägt, um sie dort zu vertilgen. (er war nur ganz kurz in dem Joghurtbecher!)




Back To The Wild


Nach vier Tagen auf Etusis mit Lotte ist die schöne Zeit leider schon vorbei… ich habe es sehr genossen, den ganzen Komfort der Lodge inklusive Swimmingpool, lecker Essen, hausgemachter Milch und Sahne, klimatisiertem Schlafzimmer (!), süßen Ponys und guter Gesellschaft… am Tag meiner Abreise fährt Lotte mich nach Karibib, von dort fahre ich mit dem Shuttle zurück nach Windhoek zu Chameleon Backpackers, wo Kris und Karlene (die Aussies ;) ) schon auf mich warten. Lustiger Weise brauche ich fünf Minuten, bis ich das Gefühl habe, wieder Englisch zu verstehen – ich habe, außer wenn ich mit Lizzy sprach, fast 2 Wochen lang Deutsch gesprochen!
Das Backpackers ist sehr hübsch und freundlich und kann absolut empfohlen werden. Ich habe einen Dorm Room gebucht, wo ich allerdings nur schlafen werde – die restliche Zeit kann man an der Bar, am Pool, in einer gemütlichen Sofaecke oder bei Chris und Karlene in ihrem „Luxuszimmer“ mit Outdoordusche verbringen. Wir gehen gemeinsam nach Windhoek, um Besorgungen zu machen, und ich schaffe es tatsächlich mir neue Turnschuhe zu kaufen *Highlight des Tages* (das ist nicht so einfach in Afrika, wenn man Schuhgröße 42 – für Laufschuhe eher 42,5 – hat, aber trotzdem gerne den Damenschnitt möchte, weil man aus dem Herrenschnitt hinten rausrutscht… offenbar haben die Frauen in Afrika nicht solche Riesenlatschen wie ich). Abends gehen wir noch einmal herrlich indisch essen (es kommt mir vor wie die Abschiedsfeier vom zivilisierten Leben), dann verbringe ich meine erste Nacht ever im Dorm Room (der deutsche Bub ist ein Schlafwandler und amüsiert mich köstlich, während die junge Dame im oberen Stockbett schnarcht wie ein Walross) und am nächsten Morgen starten wir früh, um den Bus/Shuttle zurück nach Karasburg zu catchen.

Ich weiß nicht, ob ich grade die Geduld habe, vom Bus nach Karasburg zu erzählen, aber es würde sich für euch lohnen. Von Karasburg nach Windhoek sind wir ja mit dem klimatisierten und bequemen Sleepliner gefahren – nun, retour fahren wir mit dem lokalen Shuttle, das Chris und Karlene ausfindig gemacht haben. Es ist billiger und wir sind die einzigen Weißen, und ich weiß auch warum. Oh, ich merke schon, dass meine Geduld für einen Fließtext nicht ausreicht. Ich schreibe euch Stichpunkte. Wehe, ihr lest sie nicht. Ich denke, sie werden euch ein gutes Gefühl für Afrika geben.

1.       Aus dem Pickup um 6.20 Uhr wird 7.30 Uhr.

2.        Wir fahren genau 10 Minuten bis zur „Bussammelstelle“, wo außer uns kein einziger Weißer ist und wo wir erst den Bus wechseln und dann noch einmal 30 Minuten warten (worauf? Keine Ahnung, ehrlich gesagt… die Busbetreiber sind sich ihrer Verspätung offenbar bewusst, aber Hakuna Matata)

3.       Der Busfahrer wirft endlich den Motor an.

4.       Dann kauft er bei einem vorbeigehenden Zeitungsjungen die Namibische Zeitung und fängt an zu lesen. Ich wusste vorher nicht, dass das nur bei laufendem Motor möglich ist.

5.       Nach weiteren 15 Minuten (bei laufendem Motor) kommt ein dicker Schwarzer in den Bus, der offensichtlich der Boss ist. Er sammelt von allen das Geld ein (Chris de Burgh „Don’t Pay the Ferryman until he gets you to the other side…“ drängt sich hartnäckig in mein Bewusstsein).
Die ältere Dame neben mir hat die Scheine, mit der sie ihre Reise bezahlt, in Zeitungspapier gewickelt und das Zeitungspapier in eine Plastiktüte.

6.       Dann erklärt Boss dem zierlichen Fahrer, welche Nummer er anrufen soll, wenn er beim Roadblock* in Schwierigkeiten gerät.
*ein Roadblock ist eine Straßensperre, an der drei bis vier dicke, unheimlich wichtig aussehende und uniformierte Schwarze auf Stühlen im Schatten sitzen. Normalerweise sieht man ihnen förmlich an, wie sehr sie ihre Macht über Leben und Tod genießen. Bisher habe ich (zum Glück!) nur erlebt, wie sie nach genauem Mustern des Autos/Shuttles (das am Roadblock anhalten muss) den Fahrer mit caesarischer Anmut und Barmherzigkeit durchwinken.

7.       Dann positioniert sich der Boss mit gefüllten Taschen zwischen allen Passagieren und sagt: „Let’s pray.“ Es ist ein langes Gebet.

8.       Endlich geht die Fahrt los. Ich ziehe meine Schuhe aus und mache es mir für die kommenden acht Stunden bequem.

9.       Nach zehn Minuten halten wir an einer Tankstelle. Ich ziehe meine Schuhe wieder an.

10.   Im Laufe der Fahrt verliere ich das Interesse an unseren Stopps. Wir stoppen oft. Ein- oder zweimal sind es, glaube ich, vereinbarte Pickups.

11.   Dreimal ist es eine offizielle Tankstellenpause, wo man sich mit Wasser und ungesunder Nervennahrung eindecken kann.

12.   Mindestens fünfmal sind es winkende Schwarze am Straßenrand, und von denen nehmen wir zwei mit (die anderen drei werden nach halbstündigen Verhandlungen, an denen sich oftmals alle Passagiere im Bus lebhaft beteiligen, stehen gelassen. Ich weiß nicht, wie sicher ich es finde, wenn ein Bus für jeden winkenden Kerl am Straßenrand anhält.).

13.   Einmal ist es eine siebzigjährige Mamma, die dem Fahrer ein in Zeitungspapier eingewickeltes Paket übergibt (um zu ihrem Dorf zu gelangen, haben wir einen ungefähr zehnminütigen Umweg von der Hauptstraße gemacht).

14.   Einmal würgt der Fahrer den Motor ab (glaube ich zumindest. Es gab keinen (für mich) ersichtlichen Grund, an dieser Stelle anzuhalten).

15.   Einmal vergisst der Fahrer nach der Tankstellenpause einen Passagier („Where is Elias?“) und muss umkehren, um ihn wieder einzusammeln.

16.   Es ist heiß. Ich sitze auf der Sonnenseite. Der Bus ist (surprise!) nicht klimatisiert. Also ist das Fenster offen. Ich bedecke mich mit einem Tuch, um nicht zu verbrennen.

17.   Während der letzten zwei Stunden lasse ich mich zum Knabbern von Chips hinreißen. Danke Karlene. Chips haben also doch ihre Daseinsberechtigung. :D

18.   Wir kommen in Karasburg an (ich schaue nicht auf die Uhr).

Red holt uns mit dem Backie ab. Wir füllen alle Tanks und Benzinkanister auf und gehen  shoppen, im einzigen Spar im Ort, der eine deutlich bessere Auswahl hat als Karlene und Kris vorhergesagt hatten. Ich kaufe sogar Orangen (yumyumyumyumyuuuuuum!!!).

Nur damit ihr einen Eindruck bekommt von Karasburg.
Karasburg-Einwohner
Ich würde niemals alleine nach Karasburg gehen. Mit ziemlicher Sicherheit würde ich das nicht überleben. Ich bin froh, dass Kris behauptet, ich sei seine Ehefrau (und Karlene auch – da machen sie aber große Augen, die seltsamen Bewohner Karasburgs!). Stachelschweinstacheln und eine gehörige Portion Ignoranz, selbst wenn ein stinkender Mund mit schiefen Zähnen nur zwei Zentimeter von deinem Gesicht entfernt kontinuierlich „You’re beautiful! You’re so beautiful!“ lallt. Und wieder einmal haben zahlreiche Personen gelernt, dass ich nicht „Hello!“ heiße. Auch nicht laut-„hello!“.

Als ich auf der Ladefläche des Backies sitze und wir über die holprige Sandstraße zur Farm brausen, bin ich ziemlich groggy. Die Sonne geht unter und taucht den langen Doppelschweif aus Staub, den das Auto hinter sich herzieht, in goldenes Licht. Wir lassen die letzten „Häuser“ hinter uns und als nach anderthalb Stunden Fahrt die Räder des Landies anfangen auf große Felsen zu knallen, weiß ich, dass wir wieder „zu Hause“ sind... hallo sandkorngroße, kleine, mittlere und riesige Steine, schön dass ihr auf mich gewartet habt :D

Karibib / Etusis Lodge

Mit dem Shuttle geht es zurück von Swakop nach Karibib, wo ich Lotte für ein paar Tage besuche. Es ist ziemlich cool, dass sich das wirklich organisieren ließ – wir haben uns absolut zufällig und unabhängig voneinander entschieden, nach Namibia zu gehen :D

In der 200-Seelen-"Stadt" Karibib kann man deutsche Teller essen!
Lotte volunteert für die Etusis Lodge, die im Moment 25 Pferde haben und Ausritte anbieten. Ich komme zu einer total ruhigen Zeit und außer 2 Gästen an einem Nachmittag ist die Lodge praktisch leer. Sie ist superschön mit Swimmingpool, Palmen, gutem Essen, perfekter Infrastruktur, vorbildlich was die Pferde angeht, ah, davon können wir unten am Orange nur träumen :D Ach ja – und alle sprechen Deutsch. Mal wieder… Ich muss ehrlich gestehen, dass mir das „namibische Deutsch“ nicht gefällt. Es wurden ein paar Afrikaanse Wörter (mit Artikel, und in Afrikaans gibt es nur einen: „die“) hineingewoben, ein, zwei Englisch-Ausdrücke und eine gehörige Prise Rassismus. Um niemandem auf die Zehen zu treten, werde ich das nicht weiter ausführen, aber ich bevorzuge klar die englische Sprache oder Afrikaans (auch wenn ich kaum was verstehe *g*)

Etusis from inside
Etusis from outside ;) (part of it)

Ich genieße meine Zeit total und freu mich natürlich über Lotti J Wir reiten schnuckelige und unglaublich duldsame Ponys, hängen im Swimmingpool ab, essen gutes (für uns gekochtes) Essen, fahren durch den „Damm“ (die Pferdekoppel) und sehen Zebras, Warzenschweine, Kudus, Steenbock, Impalas und Adler.
Ich und Lotti :)
so würde ich auch gerne meine Mittagspausen verbringen! :) lekker!

Eine Nacht verbringen wir in der „Hütte am Wasserfall“. Die Lodge hat absolut perfekte Facilities und man könnte sogar die Pferde dort über Nacht einzäunen! Die Hütte wurde schon ewig nicht mehr benutzt, aber könnte absolut perfekt sein – sie hat ein Schlafzimmer mit Blick auf den Wasserfall (der im Moment nicht fließt, aber das Fußbecken ist voller tiefem Wasser), ein Klo, ein Badezimmer mit Dusche und eine „Küche“ sowie eine Feuerstelle und Sitzecke draußen, und alles ist wirklich perfekt, nur eben staubig und lange nicht mehr benutzt. Vor der Hütte ist eine (nicht mehr funktionierende) Kamerafalle für den Leoparden, der hier offenbar lebt; außerdem bewohnen zwei Schildkröten, jede Menge „Getier“ und eine Riesenmasse Kaulquappen in allen Stadien das Wasserbecken. Anscheinend ist es rund sieben Meter tief und man könnte sogar von der Kante… naja, vielleicht halbe Höhe… des Wasserfalls hineinspringen. Da man jedoch den Grund nicht sehen kann, könnten es auch nur zwei Meter sein statt sieben und das wäre fatal.
Die Hütte am Wasserfall mit allem, was man braucht
Wir beschließen, den Berg neben dem Wasserfall zu erklimmen, damit wir einen Blick auf den oberen Teil des Wasserfalls erhaschen können; den Wasserfall hinaufklettern kommt nicht in Frage. Also klettern wir, und als wir oben sind, stellen wir fest, dass wir den Wasserfall (noch) nicht sehen können – also klettern wir weiter… Obwohl es auch hier auf Etusis trocken ist, ist es längst nicht so trocken wie auf Kumkum. Es gibt grüne Pflanzen, die zwischen den Felsen wachsen, und auf nur einem Klettergang treffe ich zwei Schlagen und einen kleinen Skorpion! Ich bin ziemlich happy über meine zart heranwachsenden „Buschkenntnisse“, denn ich sehe all die kleinen Tierchen rechtzeitig, ohne eine Stresssituation für eine (und daraus resultierend meistens beide) Seiten zu erzeugen. Als wir uns ein ganzes Stück vom Wasserfall entfernt haben, lässt die Steigung es zu, hinunter ins Flussbett zu klettern. Der Plan ist, uns „von hinten“ durchs Flussbett an den Wasserfall heranzuschleichen… also marschieren wir durch das (wunderschöne) Flussbett. Ich habe es gerade schon festgestellt: Es ist nicht so trocken hier wie auf Kumkum, und das spiegelt sich auch im Flussbett wieder! Schon bald müssen wir unsere Schuhe ausziehen und durch Pfützen waten, an denen wir nicht vorbeiklettern können. Dann kommen wir an eine Stelle, die bei vollem Fluss sicher ein epischer kleiner Wasserfall wäre – jetzt bei leerem Fluss ist es nur ein großer Felsen, hinter dem es ziemlich tief nach unten geht. Ich weiß, wenn wir da runterspringen, gibt es kein Zurück – aber es ist schon später Nachmittag und die Alternative (=zurück) wäre, den Berg wieder nach oben zu klettern und dann auf der anderen Seite im Dunkeln wieder runter. Ich bin kein Fan von (steilem) Klettern im Dunkeln, denn so ausgeprägt meine Baby-Buschkenntnisse auch sein mögen, riechen kann ich Schlangen noch nicht… also entscheide ich mich für den Absprung, der mir auch – beträchtlich unelegant, aber ohne gebrochenen Knöchel – gelingt. Lotte mit ihren zwei Meter langen Armen und Beinen hat es da doch etwas leichter… ;)

Direkt unter dem großen Felsen ist ein Stachelschweinbau! Ha! Ich habe es glaube ich schon mal erwähnt, dass meine Mission in Afrika darin besteht, Stachelschweinstacheln wachsen zu lassen; und jeder gefundene Stachel bestärkt meine Mission! :D Ich finde gleich um die zehn und stecke sie ein. Als wir ein Stück weitergepilgert sind, kommen wir an den Rand eines weiteren Wasserstückes – das wesentlich tiefer aussieht als das letzte. Schuhe aus, um den Hals gehängt und los… es wird tatsächlich ziemlich tief (für mich, nicht für Zwei-Meter-Lotte), das Wasser geht mir bis über den Bauchnabel… als wir uns dem Wasserfall weiter nähern, stoßen wir auf ein weiteres, ziemlich langes Becken und diesmal geht das Wasser über den Bauchnabel, zur Brust und dann verliere ich den Boden unter den Füßen. Taschenmesser, Taschenlampe, Stachelschweinstacheln in die Turnschuhe gestopft bzw. festgebunden und los geht es – schwimmen! Es macht eigentlich riesigen Spaß. Ich muss nur aufpassen, dass ich mir beim Schwimmen nicht mit der Schulter den Schuh mit den Stacheln gegens Gesicht schubse. Wir gehen ein Stück und kommen zum letzten, großen Becken – es ist inzwischen dämmerig und Mond und Sterne gehen allmählich auf, und das Wasser ist so dunkel, dass man unmöglich sagen kann, wie tief es ist. Ich binde meine Schuhe wieder um meinen Hals und schiebe mich in Rückenlage ins Wasser, mit den nackten Füßen vorsichtig nach etwas tastend… aber da ist nichts, und so gleite ich wie eine Robbe ins kühle Nass :D Wir schwimmen ungefähr 12 Meter bis zum Rand des Wasserfalls und es ist gigantisch schön… der Mond ist schon deutlich zu sehen, einige Sterne funkeln und wir schwimmen zum Rand des Wasserfalls, hinter dem außer der Aussicht aufs weite Land nichts zu sehen ist… als ich mich aus dem Wasser hieve, boxe ich mir dummerweise den Schuh mit den Stacheln ins Gesicht. Auauaua. Ich will gar nicht wissen, wie sich die berühmten Hunde fühlen, die mit der Schnauze und Nase voller Stacheln wimmernd von ihrer Buschexpedition zurückkehren. Nein, es ist nicht so schlimm, aber ohne Lotte wäre es schwierig geworden – ich scheine meine Taschenlampe auf mein Gesicht und Lotte bereinigt das Malheur mit spitzen Fingernägeln :)  Dann müssen wir nur noch den Wasserfall hinunterklettern – mit dem ganzen Körpergewicht gegen den glatten Stein gelehnt, auf einer Art Vorsprung nach unten tippelnd, wie Einbrecher, die auf der Fensterbank oder Dachrinne balancieren. Es geht erstaunlich gut. Unten angekommen, müssen wir nur noch durchs erste Becken schwimmen (zum Glück beißen die Schildkröten nicht ^^) und wir haben es geschafft! Als wir am Ufer ankommen, ist es so dunkel, dass wir die Taschenlampen anschalten. Perfektes Timing!?!
Vor der Hütte grillen wir Braaibroetkies (Toast mit Tomate, Zwiebel und Käse überm Feuer) und legen unsere (logischerweise) klatschnassen Kleider und Schuhe trocken; zum Glück ist es eine warme Nacht und zum Glück habe ich die Stachelschweinstacheln durch unser Abenteuer gerettet! Ich schenke die meisten Lotte, die kann sicher auch ein paar gebrauchen, und nehme nur drei mit nach Hause, aber die bekommen einen Ehrenplatz J

Samstag, 15. April 2017

Swakopmund


Die Wohnung von Ulrike (und ihren Geschwistern) übertrifft meine Erwartungen. Sie ist mit absolut allem ausgestattet, was das zivilisierte Herz begehrt (inklusive Wäschetrockner!?!?) und ich kann mich zwischen 4 Betten entscheiden… mein erster Gang an diesem Abend geht zu Pick’n’Pay, wo ich mich mit Haferflocken, Äpfeln, Bananen, Joghurt und Milch eindecke und die auch gleich zum Abendessen vertilge, um anschließend früh und schnell einzuschlummern…

Ich kann schon mal feststellen, dass mir Swakop wesentlich besser gefällt als Windhoek (als Stadt). Stellt euch ein idyllisches Nordseestädtchen vor – Ferienstadt, mit hübschen alt-deutschen Gebäuden, beinah ausschließlich deutschsprachigen Touristen, vielen schnuckeligen Cafés und Strandbars, schillernden Muscheln am Strand und – nicht ganz so nordseehaft – Tausenden von üppigen fettgrünen Palmen und strahlendem Sonnenschein.
Lockenwickler - new style on the road!
Da es direkt am Atlantischen Ozean liegt, riecht die ganze „Stadt“ nach Salz/Ozean, und es herrscht die typische Touristenatmosphäre, die ich auch in Berlin so gerne mag: Alle sind gut drauf, haben Zeit, vergnügen sich und genießen es einfach nur da zu sein J Deutsche gehen mit ihren Hunden am Strand spazieren und baffen sich auf Deutsch an („Meiner ist an der Leine! Sie können Ihren nicht einfach auf ihn zu rennen lassen!“) und ich fühle mich ganz „zu Hause“. *ironie off*
deutsches Fachwerk mit Meerblick


Die Möwen machten alle fette Beute - offenbar ist der Atlantik langustenreich hier!
Ich mache mir eine fantastische und vollkommen touristische Zeit in Swakop: Alles ist zu Fuß erreichbar, und am ersten Morgen bin ich einfach nur delighted, als ich bei meinem Morgenjoggen plötzlich auf den Ozean stoße. Ich jogge eine ganze Weile am Strand entlang (Rennen auf Sand bin ich ja inzwischen gewohnt) und treffe eine Menge anderer Jogger und Spaziergänger… Es ist herrlich. Ich bin so froh, wieder am Meer zu sein – ich liebe das Meer. Möwen, Sonne und sowas… und ich verstehe, warum die typischen „Retro“-Logos oft solche Strahlen haben, die vom Objekt in der Mitte ausgehen oder vom Horizont: Die fetten Palmen, die hier wachsen, werfen genau solche Strahlen, wenn die Sonne hinter ihnen aufgeht! Es sieht fantastisch aus! Leider habe ich beim Joggen keine Kamera dabei und so müsst ihr eure Phantasie benutzen. ;)


Ich mache auch hier eine Kurz-Zusammenfassung meiner Highlights in Swakop:

-          Natürlich (danke liebe Ulrike für die Empfehlung) Eisessen bei der BESTEN EISDIELE DER WELT! Und die haben sogar Baby-Eiskugeln, sodass man ganz viele verschiedene Sorten probieren kann!
ice cream delight in Swakop!

-          Schwimmen im Atlantischen Ozean, auch wenn er kalt war und außer mir kein Mensch schwimmen war – und eine supernette schwedisch-französische Botschafterfamilie, die ich am Strand traf und beauftragte, meine Sachen zu bewachen, während ich schwimme ;)

-          Natürlich der Bead-Shop, den ich sogar zweimal besuchte. Nach meinem zweiten Besuch nahm ich einfach nur jede Menge schöne Perlen mit an den Strand und knüpfte mir dort vor der akustischen Kulisse des rauschenden Ozeans ein superschönes Armband mit einer weißen Schildkröte <3
mein (am Strand) selbstgemachtes Schildkrötenarmband

-          Ich wage zu behaupten, dass ich auch eine der besten Pizzerias der Welt gefunden habe ;) Frisch aus dem Steinofen und direkt „nach Hause“ mitgenommen, wo ich sie auf dem Sofa gammelnd vertilgte und dabei einen Film anschaute. Das habe ich eeewig nicht mehr gemacht und es war herrlich! Die Pizza war aber auch extrem gut. Ich bin froh, dass ich sie heil nach Hause bekommen habe, denn es ist ganz erstaunlich, wie viele Schwarze plötzlich „schrecklichen Hunger“ haben und einen anmachen, wenn man mit einer Schachtel Pizza verstohlen durch die Straßen Swakops eilt.

-          Meinen Besuch beim „Living Desert Snake Park Swakopmund“ – ich liebe Schlangen, ich bin zutiefst fasziniert von ihnen und es war toll, alle Schlangen Namibias/Südafrikas an einem Tag zu sehen. Auch wenn es komisch ist, in Flipflops direkt neben einer Poffadder zu stehen, nur durch eine Scheibe getrennt… die Schwarzen, die in den Park kamen (insbesondere die Kinder) waren nahezu hysterisch! Unglaublich, was für eine Angst die vor Schlangen haben! Ich habe in diesem Kontext immer Angst, wenn schwarze Angestellte eine Schlange finden, weil sie sie IMMER versuchen zu töten, selbst wenn es vollkommen unnötig ist.

Den habe ich auf der Veranda getroffen - Spitting Cobra
Poffadder right next to my foot :D

-          Meinen Besuch im „National Aquarium of Namibia“, wo ausschließlich heimische Fische und Ozeanbewohner aus dem kalten Atlantis „ausgestellt“ sind. Entsprechend ist das Aquarium auch nicht riesig, gibt aber einen super Überblick.

Deutsche Bäckerei unter Palmen :)
-          Natürlich einfach nur „Strollen“ durch diesen palmenreichen Touristenort, wo alle gut drauf sind und Deutsche im urigen „Brauhaus Swakop“ Schweinshaxe mit Kraut und Weißbier essen oder Schwarzwälder Kirschtorte im „Café Anton“



-          An meinem zweiten Tag habe ich mir die vielfach empfohlene Wüstentour mit Tommy gegönnt und es war wirklich gut! Wir sind mit einem Landy, der schon im Krieg als Lazarettfahrzeug eingesetzt wurde, in die Dünen getuckert und mich hat allein schon der Grip und die unglaublichen Fahreigenschaften dieses Landys beeindruckt. Er kann unglaubliche Steigungen (auf Sand, an der Düne) hinunterfahren und dann mitten auf der Steigung einfach anhalten; er zieht tapfer die Dünen hoch und gräbt sich auch durch etwas zerblasenen Sand… und das war natürlich touristenfreundliches Fahren, nicht sportliches. Tommy hat uns superviel Interessantes über die Wüste erzählt und alle möglichen Wüstenbewohner ausgebuddelt (die Wüste lebt! Aber sie lebt unterirdisch). Es ist erstaunlich, wie groß der Temperaturunterschied auf dem Sand und nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche ist. Wenn man barfuß auf dem Sand steht und das Gefühl hat zu verbrennen, braucht man nur die Füße ein klein wenig einzugraben und schon kann man bequem stehen und des Guides Erklärungen lauschen. ;)
Neuer Ohrring ;)
Ich. In der Wüste.
Diese alten Landys sind super erstaunliche Fahrzeuge!
Guck was Tommy ausgegraben hat!
Tommy beim Camaeleon-Füttern
Seht ihr die Fahrspuren? Da sind wir hoch- und wieder runtergefahren und es fühlte sich an wie ein Sonntagsspaziergang.
Mein Fuß ist wieder heile, aber Haare hat er noch keine - der Sand bleibt nicht hängen :D
Hello little fellow :)


-          Als Dankeschön für den Schlüsseldienst habe ich Ulrikes Bruder auf ein Bier eingeladen. Er wollte sowieso grade eins trinken gehen und so habe ich seine ganzen Freunde kennengelernt und einen Abend mit ihnen verbracht, an dem ich Amarula aus Schnapsgläsern trank *grins*

-          Ich kann stolz behaupten, dass ich diese ganzen Aktivitäten mit einem zufriedenstellenden Budget bewältigt habe J