Ich sitze auf der Terrasse im Schatten mit dem, glaube ich,
schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens. Zum Glück betrifft er nur eine Seite des
Nackens, ein Ohr und meine beiden Unterarme, aber aaargh! Ich will nie wieder
in die Sonne!
Ich habe die Nacht draußen verbracht, und ein etwa
rattengroßes Etwas huschte die ganze Zeit an meinem Kopfkissen vorbei – ich
konnte die kleinen Füße auf dem Steinboden hören :D In der Nacht kühlte es dann
so runter, dass ich von leerem Bettbezug auf Schlafsack umstieg… und ich habe
mich erkältet. Mein Hals tat bei jedem Mal Schlucken irrsinnig weh.
Wahrscheinlich die Klimaanlage im Flieger und/oder in Petes Auto auf dem Weg
zur Farm. Zudem musste ich ein paar Moskitos erledigen – aber abgesehen davon
habe ich gut geschlafen! ;)
Mit der aufgehenden Sonne gehen Lizzy und ich eine Runde
joggen/spazieren… ich bin körperlich nicht ganz fit, außerdem noch nicht
vollständig über die Reisestrapazen hinweg, aber es geht erstaunlich gut dafür,
dass wir die meiste Zeit in tiefem Sand joggen. Wenn auch gemütlich. Wir
versuchen vielleicht einen Blick auf die Herde zu erhaschen und einen
pferdetauglichen Weg ins Flussbett hinunter zu finden – dessen wilde und raue
Schönheit mich flasht – und legen dabei grade mal sieben gemütliche Kilometer
zurück. Sollte für die Ponys also machbar sein.
Nach dem Joggen machen wir noch ein bisschen anderes
Sportzeug, frühstücken und hüpfen dann in den Landy, um die Herde zu suchen
(beim Joggen haben wir sie nicht gesehen). Wir finden sie erfreulich schnell
und schnappen uns zwei der Wallache (relative Neu-Wallache) für einen Testritt.
Ich spüre schon beim Losreiten, dass mein Nacken nicht ausreichend geschützt
ist – Hammer, ist die Sonne aggro! Obwohl Lizzy mich irgendwann auf die Idee
bringt, meine Haare aufzumachen, um wenigstens ein bisschen Schutz zu haben,
verbrutzelt mir die rechte Nackenseite wie eine Bratwurst. Eish. Zum Glück
waren wenigstens die Schultern bedeckt!
Nach dem Ritt sperren wir die beiden Wallache in den
Paddock, damit wir morgen wieder mit ihnen arbeiten können, ohne sie
stundenlang suchen zu müssen, bringen ihnen Luzerne, bringen das Sattelzeug zum
Haus zurück, drehen das Solarpanel fürs Wasser und holen den Landy dort ab, wo
wir die Pferde gefunden haben. Klingt alles easy, ist aber mit einer Menge
Laufen und körperlichem Einsatz verbunden – wenn ich hier „fertig“ bin, wird
mein Körper aus Stahl sein! ;) Und ich gehe nieeee wieder ohne Shemagh und
Ohrenschutz (ich hatte meinen Cowboyhut auf, aber er hat mein Ohr trotzdem
nicht ausreichend beschützt!) aus dem Haus!
Den Spätnachmittag und Abend verbringen wir mit Lernen und
Feuermachen/Kochen – aus Energiespargründen koche ich Kichererbsen auf dem
Feuer (die müssen doch so lange kochen) und fühle mich großartig dabei. Macht
voll Spaß, wie so ne Höhlenfrau Feuer zu machen und dafür zu sorgen, dass die
Glut gut wird und das Feuer dann aufzuteilen und die Kochstelle zu bauen und
den Kessel zu versorgen… da kommen irgendwelche Urzeitinstinkte durch… es sind
ganz einfache Dinge, aber es ist vergleichsweise viel Arbeit für ein Abendessen
– und genau deshalb ist es so schön. Für so etwas Zeit und Raum zu haben, und
dann nach stundenlanger Arbeit unter dem unglaublichen Sternenhimmel am Feuer
zu sitzen und gemeinsam zu essen; ich kann mir kaum was Schöneres vorstellen.
Die Nächte hier sind schlichtweg unglaublich. Wenn das Feuer
nur noch aus Glut besteht und nicht mehr knackt, setzt eine unfassbare Stille
ein. Es ist so still, dass man das Gefühl hat, es drückt einem auf die Ohren.
Die Art von Stille, die Dichter „laute Stille“ nennen würden. Kombiniert mit
der unfassbaren Weite des Himmels und der Halbwüste. Dazu kommt, dass es
tagsüber heiß ist und es sooo schön ist, wenn es nachts etwas runterkühlt und
ein sanfter Wind einsetzt. Ich liebe die Nächte. Schade eigentlich, dass wir
nachts schlafen ;)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen