Mittwoch, 1. Februar 2017

German Bratwurst


Ich sitze auf der Terrasse im Schatten mit dem, glaube ich, schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens. Zum Glück betrifft er nur eine Seite des Nackens, ein Ohr und meine beiden Unterarme, aber aaargh! Ich will nie wieder in die Sonne!

Ich habe die Nacht draußen verbracht, und ein etwa rattengroßes Etwas huschte die ganze Zeit an meinem Kopfkissen vorbei – ich konnte die kleinen Füße auf dem Steinboden hören :D In der Nacht kühlte es dann so runter, dass ich von leerem Bettbezug auf Schlafsack umstieg… und ich habe mich erkältet. Mein Hals tat bei jedem Mal Schlucken irrsinnig weh. Wahrscheinlich die Klimaanlage im Flieger und/oder in Petes Auto auf dem Weg zur Farm. Zudem musste ich ein paar Moskitos erledigen – aber abgesehen davon habe ich gut geschlafen! ;)

Mit der aufgehenden Sonne gehen Lizzy und ich eine Runde joggen/spazieren… ich bin körperlich nicht ganz fit, außerdem noch nicht vollständig über die Reisestrapazen hinweg, aber es geht erstaunlich gut dafür, dass wir die meiste Zeit in tiefem Sand joggen. Wenn auch gemütlich. Wir versuchen vielleicht einen Blick auf die Herde zu erhaschen und einen pferdetauglichen Weg ins Flussbett hinunter zu finden – dessen wilde und raue Schönheit mich flasht – und legen dabei grade mal sieben gemütliche Kilometer zurück. Sollte für die Ponys also machbar sein.

Nach dem Joggen machen wir noch ein bisschen anderes Sportzeug, frühstücken und hüpfen dann in den Landy, um die Herde zu suchen (beim Joggen haben wir sie nicht gesehen). Wir finden sie erfreulich schnell und schnappen uns zwei der Wallache (relative Neu-Wallache) für einen Testritt. Ich spüre schon beim Losreiten, dass mein Nacken nicht ausreichend geschützt ist – Hammer, ist die Sonne aggro! Obwohl Lizzy mich irgendwann auf die Idee bringt, meine Haare aufzumachen, um wenigstens ein bisschen Schutz zu haben, verbrutzelt mir die rechte Nackenseite wie eine Bratwurst. Eish. Zum Glück waren wenigstens die Schultern bedeckt!

Die Ponys sind unheimlich süß, aber ziemlich grün. Von Hilfengebung verstehen sie nicht besonders viel, aber irgendwie ist es auch toll, gar nicht so viele Hilfen zu geben – nur wenn es wirklich nötig ist – und sich einfach mal von einem einheimischen Halbwildpferd sein Revier zeigen zu lassen. Ich fühle mich wie ein Tourist, der die Ehre hat, von einem Kenner durch das steinige, sandige Terrain getragen zu werden – es ist toll ihn einfach seinen Weg suchen zu lassen und nur grob die Richtung vorzugeben. Wir machen eine kurze Pause bei ein paar Felsen (surprise!) mit Wasser und Nüssen; in dieser Landschaft gibt es tatsächlich KEINEN Schatten. KEINE Bäume, keine Felsvorsprünge, nichts. Wenn man da draußen unterwegs ist, so wie die Pferde den ganzen Tag, hat man tatsächlich keine andere Wahl als in der Sonne zu ruhen.


Nach dem Ritt sperren wir die beiden Wallache in den Paddock, damit wir morgen wieder mit ihnen arbeiten können, ohne sie stundenlang suchen zu müssen, bringen ihnen Luzerne, bringen das Sattelzeug zum Haus zurück, drehen das Solarpanel fürs Wasser und holen den Landy dort ab, wo wir die Pferde gefunden haben. Klingt alles easy, ist aber mit einer Menge Laufen und körperlichem Einsatz verbunden – wenn ich hier „fertig“ bin, wird mein Körper aus Stahl sein! ;) Und ich gehe nieeee wieder ohne Shemagh und Ohrenschutz (ich hatte meinen Cowboyhut auf, aber er hat mein Ohr trotzdem nicht ausreichend beschützt!) aus dem Haus!

Den Spätnachmittag und Abend verbringen wir mit Lernen und Feuermachen/Kochen – aus Energiespargründen koche ich Kichererbsen auf dem Feuer (die müssen doch so lange kochen) und fühle mich großartig dabei. Macht voll Spaß, wie so ne Höhlenfrau Feuer zu machen und dafür zu sorgen, dass die Glut gut wird und das Feuer dann aufzuteilen und die Kochstelle zu bauen und den Kessel zu versorgen… da kommen irgendwelche Urzeitinstinkte durch… es sind ganz einfache Dinge, aber es ist vergleichsweise viel Arbeit für ein Abendessen – und genau deshalb ist es so schön. Für so etwas Zeit und Raum zu haben, und dann nach stundenlanger Arbeit unter dem unglaublichen Sternenhimmel am Feuer zu sitzen und gemeinsam zu essen; ich kann mir kaum was Schöneres vorstellen.

Die Nächte hier sind schlichtweg unglaublich. Wenn das Feuer nur noch aus Glut besteht und nicht mehr knackt, setzt eine unfassbare Stille ein. Es ist so still, dass man das Gefühl hat, es drückt einem auf die Ohren. Die Art von Stille, die Dichter „laute Stille“ nennen würden. Kombiniert mit der unfassbaren Weite des Himmels und der Halbwüste. Dazu kommt, dass es tagsüber heiß ist und es sooo schön ist, wenn es nachts etwas runterkühlt und ein sanfter Wind einsetzt. Ich liebe die Nächte. Schade eigentlich, dass wir nachts schlafen ;)

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