Nach meiner ersten, ziemlich kross verbrutzelten Woche habe
ich mir keinen Sonnenbrand mehr geholt – was der Bratwurstserie leider kein
Ende setzen konnte. Vergangenen Freitag habe ich mir „intelligenter Weise“ beim
Popcorn-Poppen das gesamte rauchend heiße Öl aus dem Topf über den Fuß
gegossen; bitte fragen Sie nicht, warum. Temporäre Geistesabwesenheit trifft es
ganz gut. Jedenfalls hat es einen beträchtlichen Teil meiner Fußoberfläche und
meiner Zehen erfolgreich gebraten und meiner Karriere als Wüstenjogger und
-aerobicer eine jähe Zwangspause auferlegt.
German Bratwurst II |
Seither bin ich meistens schon froh,
wenn ich morgens aufwache und das Gefühl habe, zum Gehen fähig zu sein… mir
bleibt wohl nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren und mich in Geduld zu
üben. Ich kann euch jedoch von Herzen empfehlen, das zu Hause nicht
nachzumachen, es sei denn, ihr seid auf der Suche nach einem erzwungenen
spirituellen Erlebnis durch Sportentzug. Zum Glück habe ich es bisher
einigermaßen geschafft, die Pferde zu arbeiten – oh, und dabei hatte ich ein
einzigartiges Erlebnis:
Wir haben ja den Pen, in den wir Pferde, die wir arbeiten,
einsperren können (damit wir nicht stunden- bis tagelang nach ihnen suchen
müssen). Darin sind zur Zeit vier Pferde; eins davon ist die zweijährige
Naledi, die uns zum Halftertraining beehrt – und weil Naledi noch nie getrennt
von ihrer Mama Misty war, machte sie ein großes Drama, als Misty mit dem Rest
der freien Herde weiterziehen wollte. Das Resultat: Misty blieb beim Pen,
während die Herde weiterzog. Wir haben also vier Pferde im Pen und Misty
außerhalb des Pens, wo sie natürlich auch etwas Futter abbekommt ;) Als ich
eines Morgens alleine am Pen ankomme, um die Pferde zu arbeiten, steht Misty
etwa zehn Meter vom Landrover und beobachtet mich. Ich plappere munter mit ihr
und mache mich währenddessen fertig zum Reiten, tausche meine Flipflops gegen
Stiefeletten aus und (aufgrund der Tatsache, dass ich alleine bin) fluche wild,
als ich meinen verbrannten rechten Fuß in die Stiefelette zwänge. Ich erwarte
eigentlich, dass mein lautes „aua aua aua“ Misty vertreibt; stattdessen jedoch
schaut sie mich aus ihren großen Augen
an und fängt dann an, ihren rechten Vorderfuß mit der Nase zu reiben. Im
nächsten Moment kommt sie auf mich zu, bis sie ganz bei mir ist, und legt ihre
Nase auf meinen rechten brennenden Fuß! So bleibt sie stehen, die weiße Stute,
die die Freiheit hat, überallhin zu gehen – und ich bin ganz schön baff… ich hatte
dieses Erlebnis schon mit Hunden und Katzen, aber noch nie mit (wilden)
Pferden… als sie fertig ist mit Naseauflegen, bedanke ich mich bei ihr und
humple schließlich zum Pen…. Ich sagte ja schon, die Pferde hier sind etwas
Besonderes. Durch ihre Wildheit und Freiheit und Selbstständigkeit sind sie
gleichzeitig ganz schön weise und ihre Instinkte unglaublich ausgeprägt… nicht
zu vergleichen mit der „domestizierten“ Form von Pferd, die im Stall/Offenstall
zivilisiert mit Menschen in einer Symbiose lebt und sich keine Gedanken um
Futter, Wasser und Schatten machen muss…
2yrs old Naledi wäscht unsere Wäsche :D |
Ich bin ziemlich dankbar, Pferde auf diese Art zu erleben.
Das prägt mich auf jeden Fall für meinen zukünftigen Umgang mit Pferden. Man
entwickelt eine ganz andere Dankbarkeit in der Beziehung mit ihnen, und ein
feines Gespür für ihre natürlichen Verhaltensmuster und soziale Dynamik. Und
man hinterfragt auch (oder ich zumindest), was wir überhaupt von diesen feinen,
spirituellen Wesen wollen, wenn wir auf ihrem Rücken rumhoppeln, sie zu Turnieren
karren, ihre Mähnen verziehen und Hufe polieren, ihnen sündhaft teure
Supplements füttern, farblich passende Bandagen und Schabracken verpassen und
von ihnen verlangen, sich auf eine bestimmte Art und Weise für uns zu verhalten
(was auch immer wir letztlich mit unseren Pferden anstellen)… ich bin so happy
hier mit der wilden Herde, wissend, dass sie gut auf sich selbst aufpassen
können und dass selbst ein Halftertraining mit einer zweijährigen „Wilden“
nicht authentischer sein könnte; sich ganz ohne Zwang und Bestechung auf diese
Wesen einzulassen und sich (mit direktem Feedback) selbst ständig zu
hinterfragen, ob das eigene Verhalten ihres Vertrauens und ihrer Kollaboration
würdig ist… wonderful humbling experience.
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