Montag, 27. Februar 2017

German Bratwurst II


Nach meiner ersten, ziemlich kross verbrutzelten Woche habe ich mir keinen Sonnenbrand mehr geholt – was der Bratwurstserie leider kein Ende setzen konnte. Vergangenen Freitag habe ich mir „intelligenter Weise“ beim Popcorn-Poppen das gesamte rauchend heiße Öl aus dem Topf über den Fuß gegossen; bitte fragen Sie nicht, warum. Temporäre Geistesabwesenheit trifft es ganz gut. Jedenfalls hat es einen beträchtlichen Teil meiner Fußoberfläche und meiner Zehen erfolgreich gebraten und meiner Karriere als Wüstenjogger und -aerobicer eine jähe Zwangspause auferlegt.
German Bratwurst II
Seither bin ich meistens schon froh, wenn ich morgens aufwache und das Gefühl habe, zum Gehen fähig zu sein… mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren und mich in Geduld zu üben. Ich kann euch jedoch von Herzen empfehlen, das zu Hause nicht nachzumachen, es sei denn, ihr seid auf der Suche nach einem erzwungenen spirituellen Erlebnis durch Sportentzug. Zum Glück habe ich es bisher einigermaßen geschafft, die Pferde zu arbeiten – oh, und dabei hatte ich ein einzigartiges Erlebnis:

Wir haben ja den Pen, in den wir Pferde, die wir arbeiten, einsperren können (damit wir nicht stunden- bis tagelang nach ihnen suchen müssen). Darin sind zur Zeit vier Pferde; eins davon ist die zweijährige Naledi, die uns zum Halftertraining beehrt – und weil Naledi noch nie getrennt von ihrer Mama Misty war, machte sie ein großes Drama, als Misty mit dem Rest der freien Herde weiterziehen wollte. Das Resultat: Misty blieb beim Pen, während die Herde weiterzog. Wir haben also vier Pferde im Pen und Misty außerhalb des Pens, wo sie natürlich auch etwas Futter abbekommt ;) Als ich eines Morgens alleine am Pen ankomme, um die Pferde zu arbeiten, steht Misty etwa zehn Meter vom Landrover und beobachtet mich. Ich plappere munter mit ihr und mache mich währenddessen fertig zum Reiten, tausche meine Flipflops gegen Stiefeletten aus und (aufgrund der Tatsache, dass ich alleine bin) fluche wild, als ich meinen verbrannten rechten Fuß in die Stiefelette zwänge. Ich erwarte eigentlich, dass mein lautes „aua aua aua“ Misty vertreibt; stattdessen jedoch schaut sie  mich aus ihren großen Augen an und fängt dann an, ihren rechten Vorderfuß mit der Nase zu reiben. Im nächsten Moment kommt sie auf mich zu, bis sie ganz bei mir ist, und legt ihre Nase auf meinen rechten brennenden Fuß! So bleibt sie stehen, die weiße Stute, die die Freiheit hat, überallhin zu gehen – und ich bin ganz schön baff… ich hatte dieses Erlebnis schon mit Hunden und Katzen, aber noch nie mit (wilden) Pferden… als sie fertig ist mit Naseauflegen, bedanke ich mich bei ihr und humple schließlich zum Pen…. Ich sagte ja schon, die Pferde hier sind etwas Besonderes. Durch ihre Wildheit und Freiheit und Selbstständigkeit sind sie gleichzeitig ganz schön weise und ihre Instinkte unglaublich ausgeprägt… nicht zu vergleichen mit der „domestizierten“ Form von Pferd, die im Stall/Offenstall zivilisiert mit Menschen in einer Symbiose lebt und sich keine Gedanken um Futter, Wasser und Schatten machen muss…
2yrs old Naledi wäscht unsere Wäsche :D
Ich bin ziemlich dankbar, Pferde auf diese Art zu erleben. Das prägt mich auf jeden Fall für meinen zukünftigen Umgang mit Pferden. Man entwickelt eine ganz andere Dankbarkeit in der Beziehung mit ihnen, und ein feines Gespür für ihre natürlichen Verhaltensmuster und soziale Dynamik. Und man hinterfragt auch (oder ich zumindest), was wir überhaupt von diesen feinen, spirituellen Wesen wollen, wenn wir auf ihrem Rücken rumhoppeln, sie zu Turnieren karren, ihre Mähnen verziehen und Hufe polieren, ihnen sündhaft teure Supplements füttern, farblich passende Bandagen und Schabracken verpassen und von ihnen verlangen, sich auf eine bestimmte Art und Weise für uns zu verhalten (was auch immer wir letztlich mit unseren Pferden anstellen)… ich bin so happy hier mit der wilden Herde, wissend, dass sie gut auf sich selbst aufpassen können und dass selbst ein Halftertraining mit einer zweijährigen „Wilden“ nicht authentischer sein könnte; sich ganz ohne Zwang und Bestechung auf diese Wesen einzulassen und sich (mit direktem Feedback) selbst ständig zu hinterfragen, ob das eigene Verhalten ihres Vertrauens und ihrer Kollaboration würdig ist… wonderful humbling experience.

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