Samstag, 23. März 2013

Sydney im Schnelldurchlauf

Vorwort: Ich bitte um Verzeihung für den in diesem Blogartikel verwendeten Begriff "Chamäleon". Diese Bezeichnung möchte ich hermit richtigstellen: Es sind Leguane! Danke, Steffi ;)


Ich sitze am bzw. im Flughafen in Sydney, Domestic Terminal 2, und frühstücke einen genmanipulierten Apfel. Also, es war kein Sticker drauf „Beware – this apple was genetically manipulated“, sondern (natürlich) „We are proud to announce that this apple is 100% Australian“… aber er glänzt wie mit Wachs poliert, selbst nach mehrmaligem Waschen, und ist außen von schönstem knackigem Rot und innen teilweise braun. Das schaffen nur genmanipulierte Äpfel, glaube ich. Normale Äpfel sehen außen nicht so hochglanz-knackig aus, wenn sie innen braun sind. Naja, was zählt, ist der Geschmack, und in diesem Punkt ist der Apfel zumindest erkennbar.

Was Flughäfen angeht, stelle ich heute Morgen fest, dass ich (beinahe, also schon fast) ein Routinier geworden bin. Kein wildes Herzklopfen mehr, wenn ich die Eingangshalle betrete; ruhiges und gelassenes Feststellen, dass dies das internationale und nicht das domestic Terminal ist; gemütliches Hinunterfahren zu dem Trams; Kaufen eines aufgrund der Flughafensteuer völlig überteuerten Tickets; am Domestic Terminal angekommen, routiniertes Checken des korrekten Terminals, ohne in einer Ecke stehenzubleiben und fieberhaft das Reservierungsticket zu studieren; am Terminal angekommen, sehr routiniertes Ein- und Umpacken von Hand- und Board-Gepäck sowie Einpacken des Backpacks in seine Flugreisetasche; Self-Check-In an einem der zahlreichen Check-In-Automaten; Schleppen des nunmehr nur noch durch Griffe tragbaren Backpacks zum Baggage Drop; fröhliches Anlächeln der Stewardess (hübsch!), Aushändigen des vom Self-Checkin ausgehändigten Boardingpasses, freudiges Augenkontakthalten und Lächeln, während die Stewardess meine 2kg Übergewicht anstandslos durchgehen lässt; dann durch die Bodycheck-Kontrolle, Laptop raus, Bauchtasche ab… wieder freundliches Anlächeln mit Augenkontakt aller Beteiligten; nach problemloser Annahme all meiner Gepäckstücke zügiges Verpacken derselbigen, und schnellstmögliches Davonlaufen OHNE Augenkontakt (die Bombenschnüffler lauern direkt nach der Bodycheck-Kontrolle, und wenn man da zu lange verweilt, auf jemanden wartet oder überhaupt den Eindruck macht, man hätte zu viel Zeit oder wäre ein zu gut aufgelegter Mensch, dann wird man postwendend abgefischt und zu einer unnötigen, aber aufwändigen Sprengstoffkontrolle abgezogen, wo man in einem Nebenzimmer Formulare unterschreiben und anschließend, im schlechtesten Fall, Rucksäcke öffnen und Dinge herausholen und ebenfalls öffnen muss…. Ich lande völlig unversehrt im Duty-Free-Bereich, bin aber heute so dermaßen routiniert, dass ich keine Lust habe, durch die Shops zu schlendern, mir die Essensstände anzuschauen etc… ich laufe geradewegs durch zu den Gates, sogar ohne auf den Rollbändern zu spielen… und da bin ich nun, und gerade, während ich schreibe, wie routiniert alles ist, landet ein Spatz neben mir auf der Armlehne! Hahaha :D Okay, DAS ist neu… Hallo kleiner Freund, was machst du denn hier? Ich möchte hiermit hinzufügen: Nur weil ich von Routine schreibe, heißt das keineswegs, dass ich gelangweilt oder abgestumpft bin – nur entspannt! Überraschungen sind, wie mich der kleine Spatz soeben erinnert hat, dennoch oder gerade deshalb jederzeit herzlich Willkommen.

Gate 26, Sydney Airport. Voll spannend.

Ich habe im Airport Hotel übernachtet wie eine Große und gestern Sydney erkundet, nachdem ich gestern Morgen in aller Herrgottsfrühe mit dem Bus von Canberra nach Sydney gegondelt bin. Dazu sollte ich erwähnen, dass bei meiner Abfahrt in Canberra zirka sieben oder acht Grad herrschten; als ich in Sydney aus dem Bus steige, sind es 28! Ich ziehe mich erst mal um, dann fange ich an zu überlegen, wie ich eigentlich vorhatte, mit meinen zwei Rucksäcken vom Flughafen (wo der Bus mich abgeliefert hat) zu meinem Flughafen-Hotel zu kommen, das offenbar keineswegs direkt am Flughafen ist… nach einigem Herumfragen und –laufen finde ich den richtigen (öffentlichen) Bus, fahre zum Hotel, wo ich von der Haltestelle zur Rezeption auch noch einige Meter zurücklegen muss, und bin beim Einchecken so klatschnass durchgeschwitzt, dass ich nur noch duschen und mein T-Shirt waschen will. Mein Wunsch geht nach einiger Wartezeit dann auch in Erfüllung. Lucky me, Hotel-Check-In ist eigentlich erst ab 14 Uhr, aber um kurz nach 11 verlasse ich frisch geduscht und mit nichts als ein bisschen Stadtgetäschel mein Hotelzimmer :) An der Bushaltestelle erklärt mir ein freundlicher Japanese, wie ich zum Zug und von dort zur Stadtmitte gelange, and here you go.

So stehe ich kurz vor Mittags plötzlich in Sydney, DEM Sydney, und fühle mich leicht geflasht und überrumpelt. Manchmal dauert es ein bisschen, bis ich tatsächlich realisiere, was ich gerade tue… Tja, das ist also Sydney. Wenn ich das nicht wüsste, würde ich übrigens glauben, ich wäre irgendwo in Japan; ich schätze, 95% aller Menschen hier auf den Straßen sind entweder Asiaten oder Touristen… hin und wieder schnappe ich deutsche Sätze auf (deutsche, hektische Sätze wie „Also wenn wir jetzt hier so runter laufen, kommen wir zum Opernhaus, das schauen wir uns von 12.45 bis 13.00 Uhr an, dann müssen wir weiter zum Botanischen Garten, da essen wir Mittag im Tropencafè, danach machen wir dies und das…..“


Ich tigere erst einmal mehr oder weniger ziellos durch die verworrenen Straßen des Zentrums… was für ein knallender Kontrast diese Stadt ist zum sterilen, grauen Canberra… während in Canberra alles sauber, ordentlich, strukturiert, geplant, übersichtlich ist, jede Straße präzise verlegt und ihre Richtung genauestens vorhersagbar, ist in Sydney alles… spontaner. „Sydney just happened“, sagen sie, und genauso fühlt sich die Stadt an. Die Innenstadtstraßen erinnern an Pan’s Labyrinth, so als hätte einfach immer mal wieder jemand irgendwo ein Haus gebaut und dann festgestellt, dass er eine Straße braucht, die zu seinem Haus führt… also baute man eine… wenn dann jemand unmittelbar daneben ein Haus baute, stellte man fest, dass die Straße, die zum Nachbarhaus führt, für dieses Haus leider nicht nutzbar ist, also baute man noch eine Straße… Ich stelle fest, dass Gedankengänge wie „Ich bin jetzt auf der Parallelstraße links zu der Straße, die zum Opernhaus führt, also laufe ich die einfach entlang und biege irgendwann rechts ab, um auf der Opernhaus-Straße zu landen“ in Sydney nur mit sehr, sehr viel Glück funktionieren… Es gibt keine Parallelstraßen, und wenn, sind sie nur für einen unabsehbaren Streckenabschnitt parallel, dann biegen sie plötzlich in eine ganz andere Richtung ab oder wenden einfach um 180° Grad… Fazit: Ich hüte meine kleine Sydney-Karte, die mir Laszlo in weiser Voraussicht geschenkt hat, wie einen Schatz ;)

Ja. Und dann komme ich am Opernhaus an. Es sieht genauso aus wie auf den Fotos. Ich mache ein, zwei Fotos, die genauso aussehen wie die anderen Fotos, nur der Himmel ist nicht so blau. Ich könnte mich jetzt künstlich auslassen über die erstaunliche und ausgefallene Architektur dieses kulturellen Wahrzeichens, aber ich habe keine Lust. Schlagt einfach einen beliebigen Sydney-Stadtführer eurer Wahl auf und ihr könnt nach Herzenslust über die Faszination dieses Jahrhundertgebäudes nachlesen. Ich lasse mich eher faszinieren von der Umgebung des Gebäudes. Ja, für eine Großstadt ist das definitiv ein sehr hübsches Fleckchen. 
 
Sydney Opera House ohne Katharina im Vordergrund
Opernhaus auf der einen Seite, Harbour Bridge auf der anderen, dazwischen die U-förmige Uferpromenade mit Hafen und massenweise Touristen (insbesondere auch hier wieder Asiaten), nette Cafés, wo man zu Spottpreisen Eis und Kaffee ersteigern kann… ich ersteigere mal lieber nur 350ml Wasser für $4,20 (!). Ich setze mich auf die Mauer, die dazu dienen soll, kleine (und große) Kinder vom ins-Wasser-fallen abzuhalten, und absorbiere die Atmosphäre. Also eins muss man ganz klar sagen: Sydney is alive. Und damit meine ich nicht nur die Touristenattraktionen. Die Stadt pulsiert wie ein riesiges Bienennest, alles ist in Bewegung, so viele beschäftigte Menschen überall, so viel Entertainment, so viele multikulturelle Seelen auf einem Haufen. Während ich das alles auf mich wirken lasse, mache ich zwischendurch immer mal wieder Fotos von Leuten, die mir ihre Kamera in die Hand drücken („First the bridge please“….. „And now the opera house“). Hatte ich zuvor noch die Überlegung angestellt, zurückzufragen, ob sie auch ein Foto machen können – nach dem zwanzigsten Foto mit unterschiedlichem Foto-Vordergrund verwerfe ich diese Idee. Ich brauche kein Guck-Kathi-war-am-Sydney-Opera-House-UND-an-der-Harbour-Bridge-Foto. 

Harbour Bridge ohne Katharina im Vordergrund

Auf dem Rückweg ins Stadtzentrum schlendere ich durch die Royal Botanical Gardens, DAS ist vielleicht schön :) Schon in Melbourne war der botanische Garten wirklich toll, und der hier ist auch wirklich toll… wie Wilhelma, nur fast noch besser! 
 
lovely welcome
Ich halte mich eine ganze Zeit lang darin auf, beobachte die Menschen, die Pflanzen, die tollen Chamäleons, die überall rumlaufen – das ist übrigens ein bisschen witzig… es gibt wirklich einige in diesem Garten, die sitzen einfach auf Steinen und so, aber die Leute sehen sie nicht! Ich suche mir eins aus, um ein Foto zu machen (oder zwei, oder drei)… ganz vertieft in das Tierchen, die Farben, die Augen, die Struktur der Haut… bin fertig und zufrieden mit meinen Fotos, komme aus der Hocke hoch, drehe mich um – und muss beinahe loslachen vor Überraschung! Hinter mir hat sich eine Schlange von Touristen gebildet, alle mit gezückten Fotokameras, die am Ende der Schlange wissen nicht mal, worum es überhaupt geht und versuchen neugierig einen Blick nach vorn zu werfen, um die große Attraktion schon mal zu erblicken… hahahaha :D Ich gebe mir Mühe, nicht zu breit zu grinsen, lasse die Touristenschlange alleine, laufe genau fünf Meter weiter zum nächsten Chamäleon (das nach wie vor keiner erblickt hat) und eröffne eine zweite Schlange. What a lot of fun! 

Please queue to take a picture of this little friend here...
 
...in the meantime I'll take pictures of this one ;)
Nach dem Botanischen Garten schaue ich mir noch ein paar Shops an. Das Auffälligste hierbei ist, dass es nicht einfach eine Shopping Mall gibt wie anderswo. Nein, man läuft auf der (vermeintlichen) Haupt-Fußgängerzone, findet einen interessanten Shop, läuft rein, schaut sich alles an, läuft zum zweiten Eingang wieder raus und stellt fest, dass man plötzlich a) in einem riesigen Indoor-Einkaufszentrum oder b) in einer anderen Fußgängerzone ist… man kann sich echt verirren in all den Shops :)

Ja, im Großen und Ganzen und in Bemühung um eine einigermaßen kurze Zusammenfassung: Das war mein Tag im legendären Sydney. Eine schöne Stadt, groß, bunt, lebendig, international (but mainly asiatisch), mit definitiv schönen Flecken, Tausenden von Shops und einem absolut labyrinthischen Straßennetz.

Ich fahre mit dem Zug zurück nach Arncliffe, mein Airport-Hotel-Vorort, und bin müde ;)

Am nächsten Morgen – der ist heute – Checkout, Busfahrt zum Flughafen, Zugfahrt zum Domestic Terminal, ….. aber die Geschichte kennt ihr ja schon. Ist das nicht schön, ich habe eine Ringgeschichte geschrieben! Sie kann für immer und ewig im Kreis gelesen werden. Also: Jetzt einfach wieder von vorne anfangen.

Dienstag, 19. März 2013

Kängurus für alle!



Ich habe herausgefunden, dass nur etwa zehn Minuten zu Fuß von unserem Haus aus der Eingang zum Canberra Nature Park „The Pinnacle“ ist. Seit ich das weiß, spaziere ich jeden Abend nach dem (fantastischen und vegetarischen) Essen dorthin und lasse mich verzaubern.

Zunächst muss man sich durch ein känguru- und autofahrersicheres Eingangstor schlängeln, was ein wenig Gymnastik erfordert. Dann folge ich einem relativ breiten Sandpfad, gesäumt von Gumtrees und sonstigem Grünzeug, voller grellbunter Papageien und weißgelber Kakadus. Schon nach den ersten 20 Schritten vergesse ich, dass ich mich mitten in einem Vorort der australischen Hauptstadt befinde, und nach 100 Schritten bin ich ganz eingetaucht in diese tiefe, friedliche Energie der Natur. Das Abendlicht taucht alles in warmes Gold, und ich erklimme einen kleinen Hügel voller Felsbrocken und Findlinge, auf dessen Kuppe ein Gumtree steht, eindrucksvoll in Szene gesetzt und mit herrlichem Überblick über den Park. Der Ausblick dort oben ist atemberaubend. Ringsum die Hügel, von den Canberra-Einwohnern stolz „Berge“ genannt, teilweise ein wenig eingenebelt bzw. –gewolkt, und das Sonnenlicht verfängt sich im Nebel und alles strahlt wie irre. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dort zu stehen… bzw. sich auf einen der Felsen zu setzen… die Grillen zirpen was geht, die sind wirklich total laut hier… und die Vögel singen fröhlich vor sich hin, jeder seine eigene spezielle Melodie… und dann ist da plötzlich ein Känguru auf der Wiese vor mir, nur etwa 50 Meter entfernt. Ich schaue ihm zu, wie es friedlich ein wenig grast und dann beschließt, die offene Fläche wieder zu verlassen.

 Ich bin ganz happy – cool, ich habe ein Känguru gesehen! Ich bleibe auf meinem Felsen sitzen und genieße das Gefühl der Abendsonne in meinem Gesicht, warm, aber mild…ein zweites Känguru taucht auf, ein großes, und es scannt seine Umgebung sehr wachsam. Sehr bald verstehe ich, wieso: Sehr langsam und wobbelig folgen fünf Babykängurus! Eins nach dem anderen wackelt auf die Wiese, alle scheinen irgendwie noch nicht so ganz stabil, und sie sind unglaublich putzig! Ich muss laut lachen, das ist so toll! Mein Gefühl für Zeit ist vollkommen verloren, während ich ihnen zuschaue. Und währenddessen hoppeln langsam und friedlich mehr und mehr Kängurus auf die Wiese… und noch mehr… bis es zirka dreißig Tiere sind! Was ein Anblick!
 
Nach einer Weile der Faszination verlasse ich meinen Felsblock und laufe ganz langsam den Hügel hinunter auf die Wiese. („Lauft nicht weg, bitte lauft nicht weg…“) Zu meiner großen Überraschung darf ich total nahe herankommen, bis auf ca. 10 Meter! Die Tiere rücken etwas näher zusammen und starren mich alle an. Worauf wartet ihr, soll ich eine Rede halten? Ich bin so von Freude und Staunen durchflutet, es ist unbeschreiblich, den Tieren so nah gegenüberzustehen, ohne Zaun, ohne alles, und sie könnten jederzeit in die Weite des Parks davon hüpfen. Der Boss der Herde ist, wenn er sitzt/steht, fast genauso groß wie ich. Augenhöhe. Und da ist so viel in diesen Augen, ich versinke… ich weiß, man soll Tieren nicht in die Augen gucken, weil sie dann denken, sie werden bedroht… aber das Känguru schaut einfach nur zurück und wirkt nicht sonderlich beunruhigt… 

Da Boss: Brust raus & Macker-Face
 
Wir starren uns eine Weile gegenseitig an, ehe die ersten Kängurus beschließen, einen größeren Sicherheitsabstand herzustellen. Die Herde folgt nach und nach. Am Ende ist nur ein einziges junges Känguru übrig, es scheint überhaupt nicht zu bemerken, dass die 30 Kängurus um es herum verschwunden sind! Vollkommen den Anschluss verpasst, haha :D Und wie alle kleinen Kängurus ist es ein bisschen wackelig, es schwankt, wenn es auf den Hinterbeinen sitzt/steht. Und es schaut mich mit seinen großen Augen an, die riesigen Babyohren in meine Richtung. So unschuldig, und gleichzeitig sooo witzig! Die Herde steht in einiger Entfernung, sie würden gerne weiterziehen, aber müssen auf das Baby warten. Ich muss laut lachen. „Hahaha, Baby, they are waiting for you! Move on!” Baby kapiert nix.
Das ist zwar nicht das Original-Baby, aber es kommt dem sehr nahe...
Schließlich muss eins der großen Kängurus zurückkommen und es abholen. „Wir ziehen weiter, du Schlafwandler!“ Es sieht großartig aus, wie die ganze Herde schließlich im rotgoldenen Abendlicht davon hüpft.

Ich verlasse den Hauptpfad und folge den niedergetrampelten Känguru-Tracks im Gras. Plötzlich sind sie überall, ich bin kontinuierlich mindestens von fünf Kängurus umgeben, grasend, hüpfend, sich putzend, manchmal rangelnd, manche mit Baby, es ist so schön, in die Hocke zu gehen und sie zu beobachten… ich schätze, ich habe mindestens 50 verschiedene Kängurus gesehen.  So wunderschön und friedlich, wie im Paradies. 


I got a bit carried away taking pictures of them, aber ich finde sie einfach nur herrlich :) Ich habe 100 super Fotos, kann nur nicht alle uploaden (die meisten Internetanschlüsse hier werden per up- and downgeloadete MB’s bezahlt)… vielleicht mal wann anders! Sind jedenfalls sehenswert, wenn man Kängurus mag! Die Tiere sind auch einfach oft total witzig, sehr ausdrucksvolle Mimik :)

Bin ich die Einzige, die beim Anschauen dieses Bildes lachen muss?
  
Känguruhige Grüße!

Samstag, 16. März 2013

Canberra, Capital City of Australia



Eine 5 ¼stündige Busfahrt durch das absolut verlassene Nichts des australischen Hinterlandes mit Knoblauchkeksen und Tortillachips. Es ist erstaunlich, und in Deutschland nicht vorstellbar, wie viel Wildnis hier tatsächlich noch herrscht. Und wir sind immer noch nahe an der Ostküste, das hier ist trotz allem der hochbesiedelte Teil Australiens! Die „Dörfer“, die wir durchqueren, bestehen fast immer aus einer Bäckerei, einem Convenience Store und 3 Motels, wobei ich mich frage, wie die sich über Wasser halten – wer übernachtet hier? Mitten im Nichts? Was tun die Menschen hier den ganzen Tag? Insbesondere die, die von diesen sogenannten „Dörfern“ noch etliche Kilometer entfernt auf ihrer Rinderfarm leben? Ich habe mir das immer ganz idyllisch vorgestellt, so auf einer Farm in Australien mit Rindern und ein paar Pferden, umgeben von herrlicher Landschaft, isoliert und einsam und in Ruhe gelassen von der Welt, aber die Realität ist viel … realistischer.



Anyhow, wir fahren nach Canberra, Australiens Hauptstadt. Gebaut vor grade mal 100 Jahren, wurde sie ins Nichts gepflanzt, weil Melbourne und Sydney sich nicht einigen konnten, wer die australische Hauptstadt sein darf. Es wurde sogar ein Extra-Staat dafür gegründet, damit weder New South Wales noch Victoria bevorzugt werden. Man stelle sich das mal vor… also wurde ein internationaler Städtebauwettbewerb ausgerufen („Wer designt die schönste Hauptstadt?“), den Zuschlag erhielt W. Burley Griffin, Baubeginn war 1913. Deshalb wird dieses Jahr, oder besser gesagt, diese Woche, das 100jährige Jubiläum der Hauptstadt gefeiert. Die Stadt an sich ist, da bis ins letzte Detail geplant, sehr ordentlich, strukturiert, man könnte fast sagen steril. Die Ideen an sich sind modern und grün: Alles ist voller Gras und Bäume *g*, die Straßen sind extrem fahrradfreundlich, und die Stadt ist um einen eigens für Canberra aufgestauten See gebaut. Die Karte zeigt ziemlich deutlich, wie geplant alles ist. 

Canberra Centre

Die ganzen kleinen Vororte sind durch großflächige Parkanlagen getrennt und haben zwei Hauptstraßen, von denen kleine Straßen abzweigen, die aber nicht für den Durchgangsverkehr nutzbar sind, sondern nur für Anlieger (Folge: Die Anliegerstraßen sind sehr ruhig und wenig befahren). All die kleinen Vororte haben ihr eigenes Zentrum mit den nötigsten Shops (Apotheke, Metzger, Bäcker, Drogeriemarkt, Tankstelle). Und dann gibt es die Stadtmitte, bzw. das Stadtzentrum, wo man mit dem Auto oder sogar Bus bequem hinfahren kann. Der Großteil aller Shops im Stadtzentrum befindet sich in einem riesigen (!) Einkaufszentrum, sodass die Bewohner mit dem Auto in das riesige Parkhaus fahren und von dort aus direkt ins Zentrum laufen können, ohne ihre Haut auch nur eine einzige Sekunde Sonne und/oder frischer Luft auszusetzen. Was gibt es sonst im Zentrum? Sehr sterile und verlassene Einkaufsstraßen (Samstagnachmittag sieht in etwa so aus wie Montag 5 Uhr morgens in Stuttgart), die ganzen Parliaments- und Gerichtsgebäude, internationale Botschaften und viele Museen. Tja. That’s about Canberra.



Unsere Hosts sind ein älteres lettisches Pärchen, Carl und Zsintra, die schon seit den 40er Jahren in Australien leben. Wir werden an der Bushaltestelle abgeholt und sehr herzlich und liebevoll begrüßt, mit lecker Abendessen. Wir haben ein hübsches Souterrainzimmer mit eigenem Bad, und Carl hilft uns an unserem ersten Arbeitstag beim Gärtnern ;) Die beiden sind relativ neu bei helpx und das merkt man extrem; sie behandeln uns wie Gäste, respektvoll und sehr bemüht um unser Wohlbefinden. (helpx hosts finden früher oder später heraus, dass sie so viele „Sklaven“ haben können, wie sie wollen, und das ist ein ziemlicher Charaktertest… viele mausern sich zu Sklaventreibern „Wie, du putzt mein Bad in 2 Stunden anstatt 1,5? Okay, du kannst abhauen!“… und leider ist es auch sehr einfach, auf helpx eine Menge Lügen zu schreiben, die sich erst nach Ankunft der Reisenden auch als solche herausstellen und somit können immer neue Reisende geködert werden… aber wenn man weiß, wie man die Profile lesen muss, kann man unterscheiden, ob die hosts Sklaventreiber oder immer noch Hosts – Gastgeber – sind.)



Unsere Gastgeber gewähren uns gleich am zweiten Tag einen Offday, und wir fahren mit dem Bus nach Canberra City und erkunden das pulsierende Stadtleben (räusper). Ich habe ja schon ein bisschen was dazu geschrieben… den Morgen verbringen wir im Canberra Shopping Centre und decken uns mit allem Möglichen ein; anschließend werden wir von Laszlos Freunden abgeholt, die erst vor kurzem von Cape Town nach Canberra gezogen sind. Sie zeigen uns ihre gemütliche kleine Wohnung – grade erst alles ent-kartonisiert – und anschließend machen wir einen Spaziergang um den See (nach dem Canberra-Architekten Lake Burley Griffin getauft). Die Runde ist relativ lang und eigentlich kein Spaziergang, sondern eine Wanderung ;) Es stellt sich heraus, dass ausgerechnet heute der letzte Festakt des 100-Jahre-Canberra-Festivals stattfindet: Eine große Helikopter-Show über dem Wasser, Live-Musik, 3 winzige Essensstände für 40.000 Leute und abschließend ein Feuerwerk. 
Nach 6 Wochen Ruhe und Frieden in Marlo: Menschen!
Und der Regenbogen überm See :)
Erstaunlich, diese australische Festkultur. Die Leute kommen an den See, picknicken dort ihr eigenes mitgebrachtes Essen (nur einige wenige stehen Schlange vor den 3 Essensständen, aber einige wenige von 40.000 sorgen trotzdem für beträchtliche Wartezeiten!), machen ein Foto vom Helikopter, essen, stehen 2 Stunden Schlange für die 10 öffentlichen Toiletten und schauen sich dann das Feuerwerk an. 

Bäng Bang Buff.
Wir schauen uns auch das Feuerwerk an, und das ganze bunte Treiben, und ich genieße es sehr… das Wetter ist frisch, ich bin froh über meine Jeansjacke, aber sehr sehr angenehm und atmosphärisch. Ein ganz klein bisschen Nieselregen für zirka zehn Minuten während eines wunderschönen australischen Sonnenuntergangs sorgt für einen tollen Regenbogen. Und als wir unsere Wanderung beendet haben, startet das Feuerwerk… 20 Minuten lang, sehr professionell, sehr teuer und aufwändig, aber wir sind ja auch in der Hauptstadt! Es ist ziemlich romantisch, wir sitzen im Gras am See an einen Baum gelehnt und schauen den Lichtern und deren Reflektionen auf dem Wasser zu…. Anschließend laden uns Laszlos Freunde noch zum Abendessen ein und fahren uns dann „nach Hause“ in unseren kleinen friedlichen Vorort. Was ein toller Tag, und was für ein spontaner Kontrast zu Marlo mit seinen 3 Einwohnern und Waranen und Possums! :D



Fazit: Wir haben es wieder mal absolut perfekt getroffen…

Happy greetings from the very pulsating *g* capital city of Australia!