Sonntag, 29. März 2015

Imperial Park - Sakura-Time!


Strahlender Sonnenschein, herrlicher Frühlingstag, rauf auf die Räder, runter die Straße bis zum „Bento“-Imbiss, wo japanische Geschäftsmänner Schlange stehen. Laszlo hatte sich sehr darauf gefreut, wieder Bento zu essen: Eine „Lunchbox“, wenn man will, mit einer (großen) Ecke Klebreis, einer Ecke gelb-eingelegtem Rettichgemüse, einer Ecke noch irgendwas Buntes, und einem „Hauptgang“, der in Laszlos Fall aus paniertem Hähnchen auf Gemüse bestand. Ziemlich günstig (für Japan) und sehr praktisch, deshalb auch sehr beliebt. Natürlich gibt es Bento in allen Luxusklassen, vom einfachen Lunch für den beschäftigten Arbeiter bis zur Luxus-Edition. Nur nicht für Vegetarier, jedenfalls nicht in der Arbeiter-Ausführung, und wir schaffen es nicht, uns mit dem Imbiss-Boss entsprechend zu verständigen. Ich glaube, in vielen Köpfen ist es einfach vollkommen undenkbar, eine Mahlzeit ohne Fleisch einzunehmen. Also kaufe ich mir drei verschiedene Reiskuchen im Convenience Store, von denen ich anderthalb essen kann, ohne dabei auf Fischiges zu stoßen. 

1 Reiskuchen ist noch fürs Foto übrig geblieben ;)
 Natürlich essen wir nicht einfach auf der Straße, sondern fahren dazu in den Imperial Garden, Laszlo’s Lieblings-Lunchplatz (quote), was ich total verstehen kann. Es ist ein Park um den Imperial Palace herum, und es ist unglaublich schön! Kaum vergleichbar mit deutschen Parks, auch wenn ich über den Tiergarten nicht meckern kann. 


So vieles in Kyoto ist total pittoresk - ein Wort, dessen Nutzen im deutschen Wortschatz ich bisher nicht begreifen konnte, aber um das ich jetzt wirklich froh bin! Es wird so viel Wert aufs Detail gelegt, aufs Kleine, Künstlerische, jedes Fitzelchen wird ausgearbeitet und muss sitzen. Daher vielleicht auch der Overload an Eindrücken. Die Gärten, natürlich auch der Imperial Garden, sind so kunst- und liebevoll durchdesignt, und die Atmosphäre ist – anders. Natürlich ist da das touristische fröhliche Flattern und Fotografieren, Flanieren und Faulenzen in der superwarmen Frühlingssonne, aber durch die Location und deren einmaliges Design bekommt das Ganze einen sehr märchenhaften, irgendwie filmischen Unterton. 
Gleich 3 "typische" Kyoto-Accessoires: 1. Chirurgenmaske. Die sieht man hier dauernd, entweder weil die Träger erkältet sind und andere nicht anstecken wollen oder weil sie Heuschnupfen haben - 2. Sonnenschirm, weil vornehme Blässe modern ist und die Sonne möglichst kein Fitzelchen Haut berühren sollte (und falls doch, kann man im Drogeriemarkt "Re-Whitening Cream" kaufen. Ihr könnt euch vorstellen, wie "kontaminiert" ich mich fühle.) - 3. Fahrrad :)
Ein plätscherndes Bächlein windet sich durch saftig-grünes Gras, hübsche Büschlein und Pflänzchen wachsen am Ufer, die sich in Farbe und Form wunderbar ergänzen, Steine liegen dekorativ am Ufer und im Strom, manche davon sind so angeordnet, dass man den Fluss auch mit sehr kurzen Beinen überqueren kann, ohne nass zu werden… in nächster Nähe blühen Pflaumenbäume in kräftigem Pink und strahlendem Weiß, und auch die ersten Kirschblüten sind schon offen. Die meisten sind aber noch knospig und werden sich wohl erst in den nächsten Tagen „raustrauen“. Einer der Kirschbäume hat beschlossen, die Verspätung seiner Kollegen für sich zu nutzen, und steht bereits in voller Blüte. Und im Zentrum der Aufmerksamkeit. Damit keiner ihm zu nahe tritt, wurde ein Zaun um ihn herum gebaut, aber nicht etwa irgendetwas Baustellenähnliches, Unnahbares, wie man das in Deutschland erwarten würde, sondern ein hübscher, filigraner Bambuszaun, der, statt die Szenerie zu stören, noch positiv zu ihr beiträgt. Finde ich. Im Hintergrund bilden die dunkelgrünen, duftenden Nadelbäume einen tollen Kontrast zu den rosa Blüten.

Im selben Park befindet sich ein See, umgeben von einem kleinen Schrein, der auf einer auslaufenden Peninsula voller Bäumchen und Zäunchen und Vogelhäuschen steht, und Ufergelände, das an sich schon hübsch aussieht und zusätzlich optisch durch zahlreiche kleine Wasserschildkröten bereichert wird. 
Schildkröten-"Deko" im Parksee

...und noch mehr Schildis! Ich liebe sie :D
Im Wasser schwimmen viele riesige Fische mit Staubsaugermäulern, und fröhlich lachende Kinder füttern sie, die Enten, Tauben und Raben mit Brot. 

komische Staubsaugerfische ;)

Am Himmel kreist ein Adler, der spitze Schreie ausstößt und coole Flugmanöver hinlegt, und da ich dieses Verhalten aus Afrika zu kennen glaube, suche ich nach dem entsprechenden Weibchen – tatsächlich, sie sitzt auf einem Ast und tut so, als würde sie das alles überhaupt nicht beeindrucken. :D
....nein, das ist nicht das Adler-Weibchen, aber trotzdem ein schönes Motiv :)
Laszlos Kommentar zum Imperial Garden lautete so ungefähr: „Das ist noch gar nix, warte erst, bis die Kirschblüten sich öffnen!“ Vor zwei Jahren um diese Zeit standen sie wohl schon in voller Blüte – dieses Jahr müssen wir noch ein paar Tage warten! Ich freue mich schon! Und geschätzte 10.000 asiatische Touristen ebenfalls!
….während ich diesen Bericht schreibe, sind die dunkelrosa Kirschblüten noch immer nicht offen, aber die hellrosa und weißen stehen schon in vollem Flaum! Es ist wirklich unbeschreiblich und natürlich per Foto nicht einzufangen (auch wenn alle es versuchen). Wie ein weißschaumflockiger, zweiter Himmel wölben sich die voll behangenen Äste über einem, und alles ist voller Blüten, Blüten, Blüten. 

Das bezieht sich natürlich nicht nur auf den Imperial Park, sondern auf ganz Kyoto. Kirschblütenbäume („Sakura“) sind praktisch überall und hübschen das Stadtbild zusätzlich auf. Weil die Blüte nur von kurzer Dauer ist, ist das natürlich das ganz Besonderes. Die Japaner feiern "Hanami", ihre Kirschblütenfeste, entweder in Parks oder einfach dort, wo Sakura blühen. Dazu breiten sie unter den Bäumen Matten/Decken aus, und weil die Plätze begrenzt sind, besetzen sie oft schon den Tag oder die Nacht vorher ihre Matte. Man sieht also nicht nur Kirschbäume, sondern auch jede Menge Planen und manchmal sogar Schlafsäcke drunter ;D
Plätze-Reservierer für Hanami (und ich daneben auf meinem Kinderfahrrad ^^)

Wir haben ebenfalls ein(en?) Hanami besucht... doch davon erzähle ich dann beim nächsten Mal (und Frederick ging mit Pickeldi nach Hause). :)

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