Sonntag, 29. März 2015

Kulturschock ;)


Viki führt uns per Bike durch ein paar herrlich malerische Gässchen, an Flüssen und alten kleinen traditionellen Holzhäusern entlang und unter Kirschbäumen (das sieht noch romantischer aus, als es klingt!!!). In gewisser Weise ist das phänomenal, dass man diese krassen Kontraste in Kyoto findet – die Hauptstraßen sind einfach total City, mit Shopping und Klamotten und McDonalds und genauso vielen schwarzhaarigen Köpfen in einer sich über die Straße wälzenden Menschenmasse, wie man sich das von Asien vorstellt. 
Kyoto view
Aber sobald man in ein Nebensträßchen abbiegt (klar, man muss wissen welches!), befindet man sich in einer anderen Welt. Und auch die Menschen sind so bunt gemixt: Auf den City-Straßen findet man prachtvoll hergemachte junge Asiatinnen, mit Porzellanhaut, kunstvoll getuschten Augen, roten Lippen, glänzender Traummähne und modisch top gestylt, die kichernd mit Shoppingtüten durch die Galerien ziehen. Und „nebenan“ besuchen alte Leute, die man in Deutschland nur in Dörfern findet, mit krummem Rücken und Stock einen Schrein, um zu beten. Kleine Schreine findet man schlichtweg überall (auch zwischen den Shoppingcentern), und die großen sind auch wild verstreut. In Kyoto gibt es (laut wiki) rund 400 Schreine, man gewöhnt sich sozusagen dran ;)
Tor zum Heijan Jingu Shrine
Viele sind einfach so ins Stadtbild eingebaut, zum Beispiel dieses beeindruckende Eingangstor, und ca. 500 Meter dahinter findet man den dazugehörigen Heijan Jingu Shrine, der sich ebenfalls durch ganz viel Orange auszeichnet (das Design ist laut Aoi aus China "geklaut"). In der Mitte hängt eine große Glocke, und die Gläubigen stehen an, um die entsprechende Gottheit anzubeten. Dazu erzähle ich mal später mehr, das ist nämlich superspannend (finde ich. Also, wenn man sich für Religionen interessiert). 
Seitengebäude im Heijan Jingu Shrine
 
"Wunschbäume" - da werden die Losungen der Gläubigen befestigt

HIER KOMMT BALD EIN LINK HIN, DANN KANN MAN MEHR ÜBER DIE RELIGION IN JAPAN ERFAHREN. DENKE ICH.



Wir radeln weiter zum einer Tempel-Schrein-Altstadt-Ecke, deren Namen ich leider vergessen habe - das bislang Unfassbarste, was ich gesehen habe. Ich weiß nicht so recht, ob ich beschreiben kann, was da abgeht, insbesondere für einen Europäer, aber ich versuche es. In Deutschland ist man ja gewöhnt, dass man hier und da mal eine nette Kirche oder ein altes Haus findet, oder, in einigen Städten, ein paar schöne alte Häuser zusammen mit netten Gässchen und Schlösschen. Dieser Teil Kyotos ist aber mehr als nur „ein paar Häuser“; er fühlt sich an wie ein ganzes Dorf für sich.
Ich konnte zwar nicht lesen, was ich da gebetet habe, aber es fühlte sich gut an :)
Die ersten Minuten kam ich mir vor, als wäre ich gerade in einen unglaublich ausgefuchsten Themepark einmarschiert: Kleine alte Häuschen, riesige Schreine, Tore, Tempeleingänge, Gässchen, überall so viele Details, Lichter, Dekorationen, und massig Touristen (schätze ich), die hübsch aufgebrezelt in Kimonos durch die Sträßchen laufen. 
Sakura-Kimono-Schönheiten :)
 Das mit den Kimonos ist glaub hier in der Kirschblütensaison ähnlich wie die Dirndl in München beim Oktoberfest – nur um einen Vergleich zu finden, den man als Deutscher versteht. Alles Weitere ist … anders. Ich bin visuell und emotional völlig überfordert :D Viki weiß ganz viel zu erzählen und dann ist noch ein Freund von Viki am Start, der schon ne Weile in Japan lebt und auch vieles weiß… Meinen Overload merkt man mir vielleicht ein klein bisschen an, jedenfalls fragt Viki immer wieder: „Have you been listening?“ – Ich denke schon, die meiste Zeit jedenfalls ;)



Die Kimonomädels sind total happy, von Europäern fotografiert zu werden (wie ich feststelle, nachdem ich zu Beginn total scheu war). Und sie sind so zuckersüß und lieb! Zur japanischen Mentalität schreibe ich irgendwann auch noch mehr. Phänomenal.



Überall sind Statuen von Gottheiten, die man berühren kann, je nachdem was man sich wünscht (Reichtum, Gesundheit, Erfolg, Kampfgeist, ….), es gibt ganz viele Schreine der verschiedensten Kami, Gebetrollen, wo man einmal im Kreis geht und dabei mit Schriftzeichen bestückte Zylinder dreht, usw., usw., usw., man ist also in jedem Fall danach ein viel besserer Mensch! Ich bin krass beeindruckt, wirklich. 
Buddha sieht sooo klein aus hier!!! In echt ist die Statue monströs!


Praktisch fast am Ende sitzt dann noch eine überlebensriesige Buddha-Statue (die auf dem Foto natürlich viel zu klein und un-beeindruckend aussieht) und die Sonne geht grade unter und taucht alles in orangefarbenes Goldlicht, und anschließend gibt es noch eine uralt-schnuckelige Shoppingmeile, die wir nächstes Mal erkunden, weil dieses Mal schon absoluter Overflow war… ich kann nicht fassen, dass sowas existiert :D Ich konnte mir sowas absolut nicht vorstellen. Alles ist wirklich bis ins kleinste Detail künstlerisch ausgearbeitet, überall sind Geschichten, Geister, Götter, Traditionen, herrliche Bauwerke, Statuen, Tempel, Schreine… puh!!!



Ich bin nie schneller eingeschlafen als an diesem Abend, nachdem wir durch das nächtlich beleuchtete Kyoto nach Hause geradelt sind.

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