Viki
führt uns per Bike durch ein paar herrlich malerische Gässchen, an Flüssen und
alten kleinen traditionellen Holzhäusern entlang und unter Kirschbäumen (das
sieht noch romantischer aus, als es klingt!!!). In gewisser Weise ist das
phänomenal, dass man diese krassen Kontraste in Kyoto findet – die Hauptstraßen
sind einfach total City, mit Shopping und Klamotten und McDonalds und genauso
vielen schwarzhaarigen Köpfen in einer sich über die Straße wälzenden
Menschenmasse, wie man sich das von Asien vorstellt.
Kyoto view |
Aber sobald man in ein
Nebensträßchen abbiegt (klar, man muss wissen welches!), befindet man sich in
einer anderen Welt. Und auch die Menschen sind so bunt gemixt: Auf den
City-Straßen findet man prachtvoll hergemachte junge Asiatinnen, mit
Porzellanhaut, kunstvoll getuschten Augen, roten Lippen, glänzender Traummähne
und modisch top gestylt, die kichernd mit Shoppingtüten durch die Galerien
ziehen. Und „nebenan“ besuchen alte Leute, die man in Deutschland nur in
Dörfern findet, mit krummem Rücken und Stock einen Schrein, um zu beten. Kleine
Schreine findet man schlichtweg überall (auch zwischen den Shoppingcentern),
und die großen sind auch wild verstreut. In Kyoto gibt es (laut wiki) rund 400 Schreine,
man gewöhnt sich sozusagen dran ;)
Tor zum Heijan Jingu Shrine |
Viele
sind einfach so ins Stadtbild eingebaut, zum Beispiel dieses beeindruckende
Eingangstor, und ca. 500 Meter dahinter findet man den dazugehörigen Heijan
Jingu Shrine, der sich ebenfalls durch ganz viel Orange auszeichnet (das Design ist laut Aoi aus China "geklaut"). In der
Mitte hängt eine große Glocke, und die Gläubigen stehen an, um die
entsprechende Gottheit anzubeten. Dazu erzähle ich mal später mehr, das ist
nämlich superspannend (finde ich. Also, wenn man sich für Religionen
interessiert).
Seitengebäude im Heijan Jingu Shrine |
HIER KOMMT BALD EIN LINK HIN, DANN KANN MAN MEHR ÜBER DIE RELIGION IN JAPAN ERFAHREN. DENKE ICH.
Wir
radeln weiter zum einer Tempel-Schrein-Altstadt-Ecke, deren Namen ich leider
vergessen habe - das bislang Unfassbarste, was ich gesehen habe. Ich weiß nicht
so recht, ob ich beschreiben kann, was da abgeht, insbesondere für einen
Europäer, aber ich versuche es. In Deutschland ist man ja gewöhnt, dass man
hier und da mal eine nette Kirche oder ein altes Haus findet, oder, in einigen
Städten, ein paar schöne alte Häuser zusammen mit netten Gässchen und
Schlösschen. Dieser Teil Kyotos ist aber mehr als nur „ein paar Häuser“; er
fühlt sich an wie ein ganzes Dorf für sich.
Ich konnte zwar nicht lesen, was ich da gebetet habe, aber es fühlte sich gut an :) |
Die ersten Minuten kam ich mir vor,
als wäre ich gerade in einen unglaublich ausgefuchsten Themepark einmarschiert:
Kleine alte Häuschen, riesige Schreine, Tore, Tempeleingänge, Gässchen, überall
so viele Details, Lichter, Dekorationen, und massig Touristen (schätze ich),
die hübsch aufgebrezelt in Kimonos durch die Sträßchen laufen.
Sakura-Kimono-Schönheiten :) |
Das mit den
Kimonos ist glaub hier in der Kirschblütensaison ähnlich wie die Dirndl in
München beim Oktoberfest – nur um einen Vergleich zu finden, den man als
Deutscher versteht. Alles Weitere ist … anders. Ich bin visuell und emotional
völlig überfordert :D Viki weiß ganz viel zu erzählen und dann ist noch ein
Freund von Viki am Start, der schon ne Weile in Japan lebt und auch vieles weiß…
Meinen Overload merkt man mir vielleicht ein klein bisschen an, jedenfalls
fragt Viki immer wieder: „Have you been listening?“ – Ich denke schon, die
meiste Zeit jedenfalls ;)
Die
Kimonomädels sind total happy, von Europäern fotografiert zu werden (wie ich
feststelle, nachdem ich zu Beginn total scheu war). Und sie sind so zuckersüß
und lieb! Zur japanischen Mentalität schreibe ich irgendwann auch noch mehr.
Phänomenal.
Überall
sind Statuen von Gottheiten, die man berühren kann, je nachdem was man sich
wünscht (Reichtum, Gesundheit, Erfolg, Kampfgeist, ….), es gibt ganz viele
Schreine der verschiedensten Kami, Gebetrollen, wo man einmal im Kreis geht und
dabei mit Schriftzeichen bestückte Zylinder dreht, usw., usw., usw., man ist
also in jedem Fall danach ein viel besserer Mensch! Ich bin krass beeindruckt,
wirklich.
Buddha sieht sooo klein aus hier!!! In echt ist die Statue monströs! |
Praktisch
fast am Ende sitzt dann noch eine überlebensriesige Buddha-Statue (die auf dem
Foto natürlich viel zu klein und un-beeindruckend aussieht) und die Sonne geht
grade unter und taucht alles in orangefarbenes Goldlicht, und anschließend gibt
es noch eine uralt-schnuckelige Shoppingmeile, die wir nächstes Mal erkunden,
weil dieses Mal schon absoluter Overflow war… ich kann nicht fassen, dass sowas
existiert :D Ich konnte mir sowas absolut nicht vorstellen. Alles ist wirklich
bis ins kleinste Detail künstlerisch ausgearbeitet, überall sind Geschichten,
Geister, Götter, Traditionen, herrliche Bauwerke, Statuen, Tempel, Schreine…
puh!!!
Ich
bin nie schneller eingeschlafen als an diesem Abend, nachdem wir durch das
nächtlich beleuchtete Kyoto nach Hause geradelt sind.
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