Montag, 30. März 2015

Abenteuer "Essen in Japan"


Essen ist ja schon ein ganz wesentlicher Bestandteil einer Japan-Reise – es ist unglaublich (für mich), wie viele neue Geschmacksrichtungen sich hier erkunden lassen! Und das trotz vegetarisch. (Vegan essen auf Reisen ist mir echt zu kompliziert... einen Monat mal gelegentlich Käse, Ei oder Milch irgendwo drin zu haben werde ich aushalten.)
Die Menge von neuen Geschmäckern verhundertfacht sich praktisch, wenn man (nur) Fisch hinzufügt. Aber auch so bin ich über vieles total überrascht!
Ein Faktor, der die Überraschung definitiv noch steigert, ist natürlich die Sprachbarriere, die ich so zum ersten Mal erlebe… in Botswana sprachen die Angestellten zumindest auch Englisch, aber hier versteht man einfach gar nix und kann vor allem nicht mal lesen, was insbesondere beim Foodshopping ohne Übersetzer schwierig wird, wenn man kein Fleisch und keinen Fisch essen möchte. (Und einfach fragen ist auch nicht so einfach, weil Englisch nicht so weit verbreitet oder oft nur echt schwer verständlich ist). Man kauft dann zum Beispiel ungefähr sowas:


…knabbert es vorsichtig an und stellt fest, dass es a) in Algen eingewickelter Reiskuchen ist (best case), b) zunächst wie Reiskuchen wirkt, innendrin aber voller mysteriösem Fischgetier ist, c) Reiskuchen mit rosa Flöckchen drin ist, die am ehesten noch wie Thunfisch riechen, d)……lass deiner Fantasie freien Lauf.
Vielleicht muss ich die Zeichen für Fisch, Huhn, Schwein und sowas lernen. Da wäre mir eventuell bei der Essenswahl geholfen.


Fazit: Essen in Japan ist ein großes Abenteuer! Ich koche ja total gerne neue Rezepte aus aller Herren Länder nach, die mich oft auch überraschen, aaaber ich koche eben doch meistens mit Zutaten, die man in deutschen Supermärkten kaufen kann. Da es hier bereits total andere Dinge zu kaufen gibt, habe ich bereits Geschmäcker kennengelernt, die ich so noch nicht erlebt habe. Manche Dinge lassen sich noch ganz gut beschreiben bzw. mit irgendetwas Bekanntem vergleichen, zum Beispiel „Miso-Suppe“, die ich vorher nicht kannte – schmeckt ein bisschen mais-ig, salzig, aber sehr lecker! Man kann alles reinwerfen, z.B. Reisnudeln und Gemüse, womit sie sich perfekt für ein schnelles Abendessen nach einem langen Sightseeing-Tag eignet. Es gibt natürlich auch ganz viel Gemüse, das ich nicht kenne. Manches davon habe ich in Berlin im Asia-Laden schon bewundert, aber nie gekauft. Das wird sich jetzt ändern ;) Ausprobiert habe ich bereits diese lustigen Pilze (das „lustig“ bezieht sich wirklich auf die Pilze, nicht auf den Gemütszustand, den manche Pilze hervorrufen), vielleicht kann man die auch in Deutschland kaufen, aber ich kannte sie vorher nicht: 

Weitere neue Geschmäcker, die mich erstaunt haben: Der ganz einfache, günstige Tofu, den man hier kaufen kann. Schmeckt total anders als der „deutsche“ Tofu, viiiiel leckerer, eignet sich prima als „Brotaufstrich“, so etwa wie das Weiße vom Rührei, und ist auch noch total gesund. Ebenfalls gesund ist natto (which I might be misspelling right now), das sind fermentierte Sojabohnen, die man in kleinen katzenfutterähnlichen Schälchen kaufen kann und dann eine Senf- und eine Fischsoße drüberkippt, für einen schnellen und sehr gesunden Snack. Ich habe das Ganze ohne Fischsoße probiert und es hat mir fast den Magen umgedreht! Wenn Dinge keine tierischen Bestandteile haben und außerdem noch gesund sind, gebe ich ihnen ja gern noch eine zweite Chance – ich gab „natto“ auch eine dritte – und musste dann trotzdem kapitulieren. Vielleicht ist es die Fischsauce, die das Zeug geschmacklich erträglich macht.

natto - fermentierte Sojabohnen
Auch total neu für mich ist „kognac“, das ich in Form eines veganen Hamburgerbratlings kennenlernte. Ziemlich kaugummiartig, bräunlich und leicht schleimig-glibberig, und wenn man es mit irgendetwas vergleichen will, dann mit meiner Erinnerung an den herben Geschmack von Rindfleisch. Aber nur entfernt. Im Supermarkt wird es in durchsichtigen Päckchen verkauft und sieht aus wie – Glibber in allen Farben und Formen.
Offenbar sind sehr viele Dinge Wurzeln oder aus Wurzeln gemacht ;)

Super abenteuerlich und spaßig ist es auch, durch Foodstores zu schlendern. Man bekommt überall Süßigkeiten, Naschereien, marinierte verschiedenste Wurzeln, Brotstücke, gebackene Süßkartoffeln usw. angeboten, und das Meiste davon ist geschmacklich mit nichts zu vergleichen, was ich je zuvor probiert habe. Aber – happy to say – durchgehend angenehm! (Abgesehen von „natto“, damit komme ich einfach nicht klar. Ich habe ihnen beim Sushi-Essen noch eine Chance gegeben, aber konnte mich nicht dazu durchringen, alle vier natto-Sushiröllchen aufzuessen.)

Es gibt zum Beispiel Süßigkeiten, die von der Konsistenz am ehesten an Marshmallows erinnern, aber noch weicher sind und auf der Zunge zerschmelzen. Sie sind in irgendeinem Puder gerollt und, wie ich im Nachhinein erfuhr, aus Kohl gemacht. Angenehm! Vielleicht finde ich noch raus, wie sie heißen.
In einem Matcha-Feinkostladen habe ich mich ebenfalls durch alle Matcha-Kekse und –Schwammkuchen probiert, alles natürlich in grüner Farbe, inklusive dem Matcha-Eis (das gab’s nicht umsonst ;) ). Aoi, Laszlos gute Freundin, hat uns darauf gebracht – so lecker!!! Wie gesagt: Habe nie etwas Derartiges gekostet, kann es geschmacklich mit nichts vergleichen. Es gibt auch „Matcha au lait“, warm, hellgrün, ebenfalls superlecker. (Die Japaner scheinen Frankreich sehr zu mögen!)


Auch wenn ich auf dem Foto nicht so aussehe: Matcha-Eis ist super!!! :D
Sushi-Essen muss natürlich auf jeden Fall sein, schließlich sind wir ja in Japan! Auch wenn für mich natürlich der Hauptteil wegfällt, macht es trotzdem sooo viel Spaß!!! Allein schon, was da alles an einem vorbeifährt! Krass! Wenn man vor nichts zurückschreckt, macht es sicher Spaß, sich einfach irgendwas vom Band zu holen. Ein paar Sachen darf ich auch für Laszlo aussuchen, hehe :D Sie haben die Wahl: Hundert verschiedene Fischsorten, Krabben, Tintenfische, Zermalmtes, Kaviar, undefinierbare Fleischfetzen usw. – alles optisch sehr ansprechend, eingewickelt in Algen“papier“, in/auf Klebereisröllchen drapiert. Dazu kann man scharfen eingelegten Ingwer essen und Wasabipaste, aber die war nicht sehr nett zu mir. Irgendwie gelangte sie beim Essen in meine Nase und hat mir auf faszinierende Art und Weise in entfernten Ecken meines Kopfes brennend-stechende Schmerzen verursacht, die ich so noch nicht erlebt habe (die entfernten Ecken meines Kopfes übrigens auch nicht). Meine Nase und Augen fingen wie Sturzbäche an zu fließen und ich brauchte ein bisschen Zeit zur Re-Orientierung. Seither bin ich mit Wasabi tendenziell vorsichtig. 
Sushi!
Mein Lieblings-Sushi-Restaurant ist wohl "typisch japanisch" – bunt, laut, lustig, für Spielkinder! Man hat einen großen Bildschirm, über den man bestellen kann und das Bestellte kommt dann auf einem Extraband angezischt, während ein kleiner Manga-Ober auf dem Bildschirm „atschigatschi hishimashi hakanuki koseimaaaaas“ sagt und sich verbeugt. Natürlich kann man auch einfach Sushi vom Band picken (und, ja, es gibt ein bisschen vegetarisches, sogar veganes Sushi. Nach Fisch schmeckt das allerdings auch, wegen der Algen. Sogar der grüne Tee schmeckt irgendwie „fischig“, aber mir wurde versichert, dass da keine Fischbestandteile drin sind. Machen alles die Kräuter.)
eine kleine Sushi-Auswahl (das linke mit Mayo&Mais ist immerhin vegetarisch)

bestes Spaß-Sushi-Restaurant! Man beachte die kleinen Bildschirme an jedem Tisch :)
 Wenn man die Teller leergegessen hat, wirft man sie durch einen Schacht, um laute „Ping“ „Päng“ „Pzzzzitschuuuu“ Geräusche erklingen zu lassen. Nach jedem fünften Teller hat man die Chance, zu gewinnen: Auf dem Bildschirm versucht dann ein kleiner japanischer Anime-Held einige Samurai zu bekämpfen (oder ein Baseball-Spiel zu gewinnen, oder oder oder, er macht immer was anderes). Wenn er gewinnt, gewinnt man und bekommt ein kleines Geschenk. Aber er verliert öfter, als dass er gewinnt. Sprich, man sollte auf jeden Fall mindestens zehn Teller leeressen, damit man gute Gewinnchancen hat *g*


Chinesisches Essen
Aoi, Laszlos und jetzt auch meine Freundin :), hat ein chinesisches Restaurant und ist sehr gastfreundlich, lieb und großzügig, sie hat uns abends schon eingeladen und so tolle Sachen aufgetischt – eieiei :D Ich hab das Foto gemacht, weil ich dachte, das ist das ganze herrliche Menü, aber es war nur die Vorspeise…

being treated very very well here! :)
 Alles war sehr lecker und das meiste auch neu für mich, z.B. chinesische Dumplings (vegetarisch gefüllt, extra für mich), die ein bisschen an kleine Maultaschen erinnern, gedünsteter Chinakohl mit Chillisoße, gedünstete Gürkchen in leckerer Sauce, selbst gemachte gebratene Nudeln mit Bambus, Karotte, Schrumpelpilzen und Sauce, ein Gurken-Karotten-Kartoffelsalat (hat NICHTS mit dem Kartoffelsalat gemein, den man in Deutschland kennt – die Kartoffeln sind fast roh und werden geraspelt, schmecken auch nicht wie man es von Kartoffeln kennt, aber sehr lecker), Obst mit Mandelpudding und kleine Kugeln, die aus Reisgluten gemacht sind, außen Sesam und innen eine süße Bohnenpaste haben. Dazu Jasmintee mit einer echten hübschen Jasminblüte drin. Yumm yumm yumm…

Jasmintee mit echter Blüte - very special
Home-Kitchen
Manchmal kochen wir natürlich auch selber, man kann ja nicht die ganze Zeit auswärts essen (kann man schon, aber irgendwann ist das Reisebudget dann aufgebraucht ;) ). Miso-Suppe ist einfach & schnell zu machen und easy zu variieren, aber es macht auch Spaß, einfach irgendwelches Gemüse im Supermarktangebot zu kaufen und damit „irgendwas“ zu kochen. Ich liebe Gemüse!!! Und insbesondere all die neuen Sorten, mit denen ich experimentieren kann. Das hier war zum Beispiel ultra-lecker:


Zutaten: Lustige Pilze, Grünzeug und Bambussprossen :)


Grünes Kraut-zeugs, verschiedene lustige Pilze und Bambussprossen. Gebraten mit Reiskuchen und zum Schluss Kokosmilch drüber schmelzen lassen. So gut! Ich liebe die großen fetten Pilze, die schmecken sehr aromatisch. Und gesund ist es auch, da man alles nur sehr kurz dünsten muss und schon schmeckt’s, ohne dass man zu viele Vitamine kaputtkocht.
Endergebnis: Lecker! :D
So, wem jetzt noch nicht das Wasser im Mund zusammengelaufen ist, dem ist nicht mehr zu helfen :D Es kommen bestimmt noch mehr Essens-Berichte, denn es gibt noch so viel zu erkunden ^^



Sonntag, 29. März 2015

Imperial Park - Sakura-Time!


Strahlender Sonnenschein, herrlicher Frühlingstag, rauf auf die Räder, runter die Straße bis zum „Bento“-Imbiss, wo japanische Geschäftsmänner Schlange stehen. Laszlo hatte sich sehr darauf gefreut, wieder Bento zu essen: Eine „Lunchbox“, wenn man will, mit einer (großen) Ecke Klebreis, einer Ecke gelb-eingelegtem Rettichgemüse, einer Ecke noch irgendwas Buntes, und einem „Hauptgang“, der in Laszlos Fall aus paniertem Hähnchen auf Gemüse bestand. Ziemlich günstig (für Japan) und sehr praktisch, deshalb auch sehr beliebt. Natürlich gibt es Bento in allen Luxusklassen, vom einfachen Lunch für den beschäftigten Arbeiter bis zur Luxus-Edition. Nur nicht für Vegetarier, jedenfalls nicht in der Arbeiter-Ausführung, und wir schaffen es nicht, uns mit dem Imbiss-Boss entsprechend zu verständigen. Ich glaube, in vielen Köpfen ist es einfach vollkommen undenkbar, eine Mahlzeit ohne Fleisch einzunehmen. Also kaufe ich mir drei verschiedene Reiskuchen im Convenience Store, von denen ich anderthalb essen kann, ohne dabei auf Fischiges zu stoßen. 

1 Reiskuchen ist noch fürs Foto übrig geblieben ;)
 Natürlich essen wir nicht einfach auf der Straße, sondern fahren dazu in den Imperial Garden, Laszlo’s Lieblings-Lunchplatz (quote), was ich total verstehen kann. Es ist ein Park um den Imperial Palace herum, und es ist unglaublich schön! Kaum vergleichbar mit deutschen Parks, auch wenn ich über den Tiergarten nicht meckern kann. 


So vieles in Kyoto ist total pittoresk - ein Wort, dessen Nutzen im deutschen Wortschatz ich bisher nicht begreifen konnte, aber um das ich jetzt wirklich froh bin! Es wird so viel Wert aufs Detail gelegt, aufs Kleine, Künstlerische, jedes Fitzelchen wird ausgearbeitet und muss sitzen. Daher vielleicht auch der Overload an Eindrücken. Die Gärten, natürlich auch der Imperial Garden, sind so kunst- und liebevoll durchdesignt, und die Atmosphäre ist – anders. Natürlich ist da das touristische fröhliche Flattern und Fotografieren, Flanieren und Faulenzen in der superwarmen Frühlingssonne, aber durch die Location und deren einmaliges Design bekommt das Ganze einen sehr märchenhaften, irgendwie filmischen Unterton. 
Gleich 3 "typische" Kyoto-Accessoires: 1. Chirurgenmaske. Die sieht man hier dauernd, entweder weil die Träger erkältet sind und andere nicht anstecken wollen oder weil sie Heuschnupfen haben - 2. Sonnenschirm, weil vornehme Blässe modern ist und die Sonne möglichst kein Fitzelchen Haut berühren sollte (und falls doch, kann man im Drogeriemarkt "Re-Whitening Cream" kaufen. Ihr könnt euch vorstellen, wie "kontaminiert" ich mich fühle.) - 3. Fahrrad :)
Ein plätscherndes Bächlein windet sich durch saftig-grünes Gras, hübsche Büschlein und Pflänzchen wachsen am Ufer, die sich in Farbe und Form wunderbar ergänzen, Steine liegen dekorativ am Ufer und im Strom, manche davon sind so angeordnet, dass man den Fluss auch mit sehr kurzen Beinen überqueren kann, ohne nass zu werden… in nächster Nähe blühen Pflaumenbäume in kräftigem Pink und strahlendem Weiß, und auch die ersten Kirschblüten sind schon offen. Die meisten sind aber noch knospig und werden sich wohl erst in den nächsten Tagen „raustrauen“. Einer der Kirschbäume hat beschlossen, die Verspätung seiner Kollegen für sich zu nutzen, und steht bereits in voller Blüte. Und im Zentrum der Aufmerksamkeit. Damit keiner ihm zu nahe tritt, wurde ein Zaun um ihn herum gebaut, aber nicht etwa irgendetwas Baustellenähnliches, Unnahbares, wie man das in Deutschland erwarten würde, sondern ein hübscher, filigraner Bambuszaun, der, statt die Szenerie zu stören, noch positiv zu ihr beiträgt. Finde ich. Im Hintergrund bilden die dunkelgrünen, duftenden Nadelbäume einen tollen Kontrast zu den rosa Blüten.

Im selben Park befindet sich ein See, umgeben von einem kleinen Schrein, der auf einer auslaufenden Peninsula voller Bäumchen und Zäunchen und Vogelhäuschen steht, und Ufergelände, das an sich schon hübsch aussieht und zusätzlich optisch durch zahlreiche kleine Wasserschildkröten bereichert wird. 
Schildkröten-"Deko" im Parksee

...und noch mehr Schildis! Ich liebe sie :D
Im Wasser schwimmen viele riesige Fische mit Staubsaugermäulern, und fröhlich lachende Kinder füttern sie, die Enten, Tauben und Raben mit Brot. 

komische Staubsaugerfische ;)

Am Himmel kreist ein Adler, der spitze Schreie ausstößt und coole Flugmanöver hinlegt, und da ich dieses Verhalten aus Afrika zu kennen glaube, suche ich nach dem entsprechenden Weibchen – tatsächlich, sie sitzt auf einem Ast und tut so, als würde sie das alles überhaupt nicht beeindrucken. :D
....nein, das ist nicht das Adler-Weibchen, aber trotzdem ein schönes Motiv :)
Laszlos Kommentar zum Imperial Garden lautete so ungefähr: „Das ist noch gar nix, warte erst, bis die Kirschblüten sich öffnen!“ Vor zwei Jahren um diese Zeit standen sie wohl schon in voller Blüte – dieses Jahr müssen wir noch ein paar Tage warten! Ich freue mich schon! Und geschätzte 10.000 asiatische Touristen ebenfalls!
….während ich diesen Bericht schreibe, sind die dunkelrosa Kirschblüten noch immer nicht offen, aber die hellrosa und weißen stehen schon in vollem Flaum! Es ist wirklich unbeschreiblich und natürlich per Foto nicht einzufangen (auch wenn alle es versuchen). Wie ein weißschaumflockiger, zweiter Himmel wölben sich die voll behangenen Äste über einem, und alles ist voller Blüten, Blüten, Blüten. 

Das bezieht sich natürlich nicht nur auf den Imperial Park, sondern auf ganz Kyoto. Kirschblütenbäume („Sakura“) sind praktisch überall und hübschen das Stadtbild zusätzlich auf. Weil die Blüte nur von kurzer Dauer ist, ist das natürlich das ganz Besonderes. Die Japaner feiern "Hanami", ihre Kirschblütenfeste, entweder in Parks oder einfach dort, wo Sakura blühen. Dazu breiten sie unter den Bäumen Matten/Decken aus, und weil die Plätze begrenzt sind, besetzen sie oft schon den Tag oder die Nacht vorher ihre Matte. Man sieht also nicht nur Kirschbäume, sondern auch jede Menge Planen und manchmal sogar Schlafsäcke drunter ;D
Plätze-Reservierer für Hanami (und ich daneben auf meinem Kinderfahrrad ^^)

Wir haben ebenfalls ein(en?) Hanami besucht... doch davon erzähle ich dann beim nächsten Mal (und Frederick ging mit Pickeldi nach Hause). :)

Kulturschock ;)


Viki führt uns per Bike durch ein paar herrlich malerische Gässchen, an Flüssen und alten kleinen traditionellen Holzhäusern entlang und unter Kirschbäumen (das sieht noch romantischer aus, als es klingt!!!). In gewisser Weise ist das phänomenal, dass man diese krassen Kontraste in Kyoto findet – die Hauptstraßen sind einfach total City, mit Shopping und Klamotten und McDonalds und genauso vielen schwarzhaarigen Köpfen in einer sich über die Straße wälzenden Menschenmasse, wie man sich das von Asien vorstellt. 
Kyoto view
Aber sobald man in ein Nebensträßchen abbiegt (klar, man muss wissen welches!), befindet man sich in einer anderen Welt. Und auch die Menschen sind so bunt gemixt: Auf den City-Straßen findet man prachtvoll hergemachte junge Asiatinnen, mit Porzellanhaut, kunstvoll getuschten Augen, roten Lippen, glänzender Traummähne und modisch top gestylt, die kichernd mit Shoppingtüten durch die Galerien ziehen. Und „nebenan“ besuchen alte Leute, die man in Deutschland nur in Dörfern findet, mit krummem Rücken und Stock einen Schrein, um zu beten. Kleine Schreine findet man schlichtweg überall (auch zwischen den Shoppingcentern), und die großen sind auch wild verstreut. In Kyoto gibt es (laut wiki) rund 400 Schreine, man gewöhnt sich sozusagen dran ;)
Tor zum Heijan Jingu Shrine
Viele sind einfach so ins Stadtbild eingebaut, zum Beispiel dieses beeindruckende Eingangstor, und ca. 500 Meter dahinter findet man den dazugehörigen Heijan Jingu Shrine, der sich ebenfalls durch ganz viel Orange auszeichnet (das Design ist laut Aoi aus China "geklaut"). In der Mitte hängt eine große Glocke, und die Gläubigen stehen an, um die entsprechende Gottheit anzubeten. Dazu erzähle ich mal später mehr, das ist nämlich superspannend (finde ich. Also, wenn man sich für Religionen interessiert). 
Seitengebäude im Heijan Jingu Shrine
 
"Wunschbäume" - da werden die Losungen der Gläubigen befestigt

HIER KOMMT BALD EIN LINK HIN, DANN KANN MAN MEHR ÜBER DIE RELIGION IN JAPAN ERFAHREN. DENKE ICH.



Wir radeln weiter zum einer Tempel-Schrein-Altstadt-Ecke, deren Namen ich leider vergessen habe - das bislang Unfassbarste, was ich gesehen habe. Ich weiß nicht so recht, ob ich beschreiben kann, was da abgeht, insbesondere für einen Europäer, aber ich versuche es. In Deutschland ist man ja gewöhnt, dass man hier und da mal eine nette Kirche oder ein altes Haus findet, oder, in einigen Städten, ein paar schöne alte Häuser zusammen mit netten Gässchen und Schlösschen. Dieser Teil Kyotos ist aber mehr als nur „ein paar Häuser“; er fühlt sich an wie ein ganzes Dorf für sich.
Ich konnte zwar nicht lesen, was ich da gebetet habe, aber es fühlte sich gut an :)
Die ersten Minuten kam ich mir vor, als wäre ich gerade in einen unglaublich ausgefuchsten Themepark einmarschiert: Kleine alte Häuschen, riesige Schreine, Tore, Tempeleingänge, Gässchen, überall so viele Details, Lichter, Dekorationen, und massig Touristen (schätze ich), die hübsch aufgebrezelt in Kimonos durch die Sträßchen laufen. 
Sakura-Kimono-Schönheiten :)
 Das mit den Kimonos ist glaub hier in der Kirschblütensaison ähnlich wie die Dirndl in München beim Oktoberfest – nur um einen Vergleich zu finden, den man als Deutscher versteht. Alles Weitere ist … anders. Ich bin visuell und emotional völlig überfordert :D Viki weiß ganz viel zu erzählen und dann ist noch ein Freund von Viki am Start, der schon ne Weile in Japan lebt und auch vieles weiß… Meinen Overload merkt man mir vielleicht ein klein bisschen an, jedenfalls fragt Viki immer wieder: „Have you been listening?“ – Ich denke schon, die meiste Zeit jedenfalls ;)



Die Kimonomädels sind total happy, von Europäern fotografiert zu werden (wie ich feststelle, nachdem ich zu Beginn total scheu war). Und sie sind so zuckersüß und lieb! Zur japanischen Mentalität schreibe ich irgendwann auch noch mehr. Phänomenal.



Überall sind Statuen von Gottheiten, die man berühren kann, je nachdem was man sich wünscht (Reichtum, Gesundheit, Erfolg, Kampfgeist, ….), es gibt ganz viele Schreine der verschiedensten Kami, Gebetrollen, wo man einmal im Kreis geht und dabei mit Schriftzeichen bestückte Zylinder dreht, usw., usw., usw., man ist also in jedem Fall danach ein viel besserer Mensch! Ich bin krass beeindruckt, wirklich. 
Buddha sieht sooo klein aus hier!!! In echt ist die Statue monströs!


Praktisch fast am Ende sitzt dann noch eine überlebensriesige Buddha-Statue (die auf dem Foto natürlich viel zu klein und un-beeindruckend aussieht) und die Sonne geht grade unter und taucht alles in orangefarbenes Goldlicht, und anschließend gibt es noch eine uralt-schnuckelige Shoppingmeile, die wir nächstes Mal erkunden, weil dieses Mal schon absoluter Overflow war… ich kann nicht fassen, dass sowas existiert :D Ich konnte mir sowas absolut nicht vorstellen. Alles ist wirklich bis ins kleinste Detail künstlerisch ausgearbeitet, überall sind Geschichten, Geister, Götter, Traditionen, herrliche Bauwerke, Statuen, Tempel, Schreine… puh!!!



Ich bin nie schneller eingeschlafen als an diesem Abend, nachdem wir durch das nächtlich beleuchtete Kyoto nach Hause geradelt sind.