Ich bin ein bisschen – bisschen – traurig,
dass heute schon unser letzter Tag bei Gail und David ist, weil ich es
unglaublich genossen habe hier. Gail ist so unheimlich herzlich, gutmütig und
offen, dass ich sie ganz schnell in mein Herz geschlossen habe, und David tut
alles dafür, dass seine Travellers so viel wie möglich von seinem wunderschönen
Land, der Maori-Kultur und ihrem Aufenthalt hier mitbekommen. Ich liebe es
hier! Wirklich!
An unserem letzten Arbeitstag legen wir uns
nochmal schön ins Zeug, wir trimmen immer noch den Rasen im Hof und in der
Auffahrt zur Kneipe, und das ist schon ein Knochenjob, aber irgendwie beflügelt
mich die Aussicht, dass das das letzte Mal ist. Da wächst schon der Ehrgeiz,
ein besonders schönes Resultat zu hinterlassen. Für mich macht es immer einen
immensen Unterschied, ob ich einfach nur einen Job erledige, oder ob ich es für
jemanden mache, der mir ans Herz gewachsen ist. Zudem scheint die Sonne ganz
wunderbar – allerdings nie durchgehend, sondern immer mal wieder mit kurzem
Wolkenaufkommen, heftigem Wind und ein paar Regentropfen. Aber man gewöhnt sich
an dieses Mischmasch-Wetter. Wenn die Wolken mal beiseite geschoben sind,
bekommt man dafür innerhalb von dreißig Minuten eine ganz nette Farbe ;)
Wir beschließen, für David und Gail ein
besonderes Geschenk zu hinterlassen, und geben uns große Mühe, in den Rasen vor
der Garage ein Herz zu trimmen. Zugegebenermaßen sieht es am Ende ziemlich gut
aus, und als wir es später unseren Hosts zeigen, freuen sie sich unheimlich. Das
wird das neue Wahrzeichen der Taheke Taverne! Kommt zur Taheke Taverne und
besiegelt eure Liebe bei einem Glas Bier auf diesem Herz, oder stellt euch auf
dieses Herz und trinkt ein Bier auf Ex und ihr werdet demnächst eure große
Liebe treffen… haha :D David und Gail lieben es.
Den Mittag verbringen wir hauptsächlich mit
Schlafen, Sonnen, Lesen, Reden und Essen. Gail hat mal wieder herrlich gekocht,
es gibt Bacon-Onion-Cheese-Tomato-Sandwiches mit Sweet Thai Sauce oder
wahlweise die Überreste von gestern Abend (David hat uns ein super Steak mit
verschiedenen Gemüsesorten und Zwiebeln serviert und jetzt das Gemüse püriert
und zu Burgern gepanscht). Das Essen hier war/ist genauso köstlich wie die
Leute. Naja. Blöder Vergleich, ich weiß. Aber jeden Tag gab es wirklich
frisches, restaurantfähiges Essen, dazu immer Massen an Obst und Gemüse
greifbar, und zu einer Mahlzeit wurden meistens viele verschiedene Dinge
gleichzeitig gekocht, sodass man sich durchprobieren konnte. Ich habe hier
sogar „Pippies“ gekostet, das sind ganz frische, kleine, salzige Muscheln, die
die Maori essen wie Popcorn und die in der Tat ganz lecker sind, auch wenn der
Sand ein bisschen zwischen den Zähnen knirscht. Zum Abendessen gibt es
Nudel-Bacon-Käseauflauf (herrlich), dazu einen frischen grünen Salat mit
Karottenraspeln und Tomatenstückchen und einen gemischten Krautsalat mit Mayo.
Mannomann... Ich hab noch nie in meinem Leben so viel und so gerne gegessen!
Zum Frühstück gibt es übrigens (für mich) immer Rolled Oats, das sind ganz
feine Haferflocken in Milch, die ich mir in der Mikrowelle in Milch aufkoche und dann Apfel, Kiwi,
Banane und Orange reinschnippele... ich könnte aber auch Vollkorn- oder
Weißmehltoast mit Butter, Peanut Butter, Plum Jam, Käse, Bacon oder sonstwas
essen... also auch hier: Herrlich!
Nach dem Abendessen überspielt David mir eine
Menge Maori-Musik auf meine Festplatte. Heute Abend findet in der Taheke
Taverne der große Quiz- und Karaoke-Abend statt, einige Leute werden erwartet,
und David schlägt vor, mir ein Moko zu malen. Das ist eine traditionelle
Gesichtsbemalung der Maori (eigentlich wird sie tätowiert, aber man muss es ja
nicht gleich übertreiben) und ich freue mich schon, ein Foto zu machen und
damit auf Facebook anzugeben, aber daraus wird dann doch nichts, weil ich zu
lange beim Duschen brauche, und als ich in den Pub komme, ist das Quiz schon in
vollem Gange. Anyway, es macht Spaß, mit den Locals zu tratschen und zu raten
(auch wenn ich NICHTS weiß; viele Fragen sind neuseeland-spezifisch), und am
Ende gewinnt meine Gruppe sogar, haha :D
Ich bekomme Freibier ohne Ende und erfreue
mich sehr an dem Karaoke-Schauspiel, das nun beginnt. Erstaunlicherweise sind
die Farmer und Farmerinnen, die hier in Gummistiefeln und schweren Lederwesten
einlaufen, total talentiert! So gestaltet sich das Ganze als eine Art Konzert,
die Atmosphäre ist herrlich, alle tanzen, singen, lachen, applaudieren, und ein
Schellenring sowie ein chinesisches Rasselei und eine Mundharmonika machen
immer wieder die Runde, sodass jeder, der Lust hat, mit-musizieren kann. Die
Leute sind verrückt, also einige zumindest! Gegen später spiele ich mal wieder
Laszlos Spiel (breaking barriers) und gehe mit Ingrid, einer vollkommen
verrückten, ursprünglich schwedischen Neuseeländerin auf die Bühne, um
gemeinsam „Hey Jude“ zu performen. Hahaha :D Gegen zwölf, halb eins laufen dann
noch einige waschechte Maoris ein, die von den Wohnwägen am Hang kommen. Sie
tragen verrückte Mäntel, Leggins und keine Schuhe und tanzen und singen wie die
Wilden. Ich bin ganz gefangen von dem herrlichen Schauspiel, wie die
Maori-Frauen tanzen können, alle ein bisschen voluminös, exotisch und strahlend
elegant. Ihr Tanz hat einen stark polynesischen Einschlag, ich könnte mir gut
Hawaii-Röckchen und Muscheln an ihnen vorstellen ;)
Wir gehen irgendwann um halb drei ins Bett und
stellen den Wecker auf fünf Uhr, weil wir um sieben losfahren wollen und noch
packen und frühstücken wollen. David wird uns nach Kaikohe fahren, wir wollen
versuchen nach Warkworth zu hitchhiken. Also wieder Richtung Süden. Dort will
uns um drei Uhr Helen abholen, sie betreibt mit ihrem Partner Dave die Kawau
Lodge auf Kawau Island, und da haben wir uns für die kommenden zehn Tage als
helpxer eingebucht. Die Kawau Lodge ist ein Vier-Sterne-Hotel und Kawau Island
eine sehr unbekannte, untouristische Insel, die kaum jemand kennt. Dort gibt es
keine Straßen, man bewegt sich nur per Boot fort, und alles ist in
Privatbesitz. Ich freue mich sehr! Aber erst mal müssen wir nach Warkworth kommen.
Mein erstes Mal per Anhalter! Ich bin aber überhaupt nicht aufgeregt, sondern
genieße ein tiefes Gefühl der Gewissheit, dass alles gutgehen wird. Das
Schicksal meint es gut mit mir ab jetzt! Da bin ich mir sicher. Wenn nicht
jeden Tag in deinem Leben kleine Wunder passieren, dann stimmt was nicht mit
deinem Leben.
Wir verabschieden uns von David und Gail mit
tausend Küsschen und Umarmungen und versichern, dass wir jederzeit gerne
zurückkommen würden und das vielleicht auch tun werden. Gail würde uns gerne
wiederhaben, glaube ich. Laszlo ist ihr
„women whisperer“ (sehr witzige Bezeichnung, finde ich). Ich hatte
glaube ich schon erwähnt, dass er faszinierende Workshops für Frauen gibt; auf
der ganzen Welt, Südafrika, Japan, Australien, wo immer er landet, und jetzt
will er versuchen, auch in Neuseeland damit Geld zu verdienen. Ich bin davon
überzeugt, dass das klappt. Gail hat ihm ihre Taverne für einen Workshop
angeboten, das heißt, wenn das Schicksal nichts anderes plant, können wir
jederzeit nach Taheke zurückkommen und Laszlo kann einen Workshop abhalten. Gut,
dass unser Herz dort an uns erinnern wird ;)
In Kaikohe setzt uns David am Straßenrand ab,
mit all unseren Koffern und Rucksäcken und einem kleinen Pappschild mit
„Warkworth“ drauf. David spekuliert, dass wir so 4-5 Rides brauchen werden, bis
wir in Warkworth sind. Wir haben ziemlich viel Gepäck, das könnte vielleicht
ein Hinderungsgrund sein, uns mitzunehmen. Aber wir haben auch viel Zeit, es
ist halb acht, als wir anfangen zu hitchhiken, und um drei müssen wir erst in
Warkworth sein. Um fünf nach halb acht hält eine freundlich lächelnde
Maori-Dame mit großem, geräumigem Wagen neben uns – ich glaube, das war das
fünfte Auto, das vorbeigefahren ist – packt uns ein und verkündet, dass sie uns
direkt bis nach Warkworth mitnehmen kann. So muss das laufen! Ist das nicht ein
Zeichen, dass ich alles richtig mache, wenn sich eins zum anderen fügt? Wir
lassen uns also luxuriös nach Warkworth kutschieren, knappe drei Stunden, und
können sogar ein bisschen Schlaf reinholen (die Lady meinte zu mir: „It’s quite
bumpy at the back there, isn’t it? I try to drive extra-carefully over the
bumps so that you don’t get too disturbed“ – mal wieder ein Beispiel für die
krasse Freundlichkeit der Kiwis!)
In Warkworth müssen wir mit unserem Gepäck nur
ca. zehn Minuten laufen, um am Infozentrum anzukommen, wo wir uns um drei mit
Helen treffen wollen. Wir dürfen unser Gepäck gegen eine kleine Spende dort
lassen – es ist erst elf Uhr – und tigern los, um Warkworth zu erkunden.
Herrlich. Wir durchstöbern Supermärkte, kaufen eine Zartbitterschokolade, vier
Bananen und einen Liter Sojamilch und setzen uns nach einigen Stunden Fußmarsch
am Ufer des Flusses auf eine Bank, die nur auf uns gewartet hat, um zwischen
den Enten und Möwen und Kaimaranen unser ausgefallenes Mahl zu schlemmen. Danach
verfalle ich dem Schlafmangel und ratze mit dem Kopf auf dem Holztisch weg,
während Laszlo sich mit einem Vogel unterhält, der offensichtlich großen
Gefallen an seinem Pfeifen findet... mir egal, ich schlafe… ;)
Warkworth ist ein nettes Städtchen, sehr sauber,
sehr ordentlich, gut strukturiert, mit Spazierwegen und Sitzgelegenheiten im
Grünen und allerlei Shops. Um drei sind wir wieder am Informationszentrum und
treffen Helen, die auf den ersten Blick einen sehr liebenswerten Eindruck
macht. Eine lebendige Frau mit leuchtenden Augen, die weiß, was sie will. Sie
fährt uns und unser Gepäck zum Kawau Harbour, wo wir alles umpacken auf das
„Taxi“, das uns zur Insel bringen wird – Daves Boot „Dolly“, mit der er ein
Wassertaxiunternehmen führt. Viele Häuser auf Kawau Island sind nur
Wochendhäuschen, und jemand muss die Kiwis ja vom Festland zur Insel bringen
und wieder zurück... this would be Dave!
Ich schwelge in innerlicher Ekstase, als
„Dolly“ aus dem Hafen gleitet (es ist gerade Ebbe, deshalb muss im Hafenbereich
sehr langsam und vorsichtig gefahren werden, um nicht aufzusetzen). Als wir die
offene See erreichen, gibt Dolly Gas und ich muss mir einfach wie in einem
billigen Kitschfilm das Haargummi aus dem Haar reißen und die Nase in den Wind
halten! Hurray! Ich kann noch nicht glauben, dass das gerade alles passiert.
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...mit Dolly nach Kawau Island - yippie! :) |
Dave, Dollys Kapitän und unser Host für die
nächsten 10 Tage, begrüßt uns ebenfalls herzlich. Er ist auf seinem Boot
hinterm Steuer zu Hause, das merkt man sofort. Auch seine Augen leuchten hinter
seinen buschigen Seemanns-Augenbrauen, als er erklärt, wie die Insel aufgebaut
ist, wie wir jetzt fahren werden (gute zehn Meilen bis Kawau Island, das sind
etwa 20 Minuten mit Dolly), wie die Insel aufgebaut ist, wo wir in den nächsten
Tagen Kajakfahren können und an welche einsamen Privatstrände wir laufen
können, wenn wir wollen (Straßen gibt es ja keine).
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Welcome to Kawau Lodge... |
Nach 20 Minuten legen wir am Kawau Lodge Steg
an, und mir verschlägt es die Sprache, und den Atem, und einfach alles. Die
Reinheit, die pure, klare Energie der Insel durchflutet einen wie ein einziger
Glücksstrom. Schwer mit Worten zu beschreiben. Das Gepäck wird mit einem
Lastenzug hinauf zur Lodge gefahren, wir laufen Holztreppen hinauf durch
prächtige, wildromantische Blüten in glühendem Rot, Orange und Pink, umgeben
von tropischem Vogelgezwitscher und dem herrlichen Duft nach Salz und Fisch und
Meer und Freiheit. Die Luft ist so klar, dass sie den ganzen Körper wie weißes
Licht erfüllt. Die Lodge ist wundervoll, wundervoll, wundervoll, Holz, runde
Steine, Glaskugeln, Fischernetze, Muscheln, Wände in Türkis und Pistazie, alles
atmet, ist harmonisch, friedlich, frisch. Man spürt förmlich, wie die reine
Energie der Insel durch diesen Ort fließt, und das Erste, was ich tue, ist,
mich auf unsere Holzterrasse zu setzen und eine halbe Stunde lang in der
unglaublichen Atmosphäre zu baden. Direkt unter unserer Terrasse ist das Meer,
bzw. im Moment noch Schlamm, aber die Flut schiebt sich langsam ins Land und
füllt die Bucht mit türkisgrünem Leben. Auf der gegenüberliegenden Seite ist
ein Hügel voller Märchenbäume, knorrig, verwachsen, mit petersilienartigen
Kronen, denen man förmlich beim Atmen zusehen kann. Das Wetter ist so lala, es
nieselt, regnet, manchmal hört es für eine Weile auf, aber das tut der Stimmung
keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Meeresluft wird nur noch klarer dadurch.
Unser Zimmer ist kein helpxer-Zimmer, sondern ein ganz normales
Vier-Sterne-Zimmer der Lodge, mit eigenem Luxusbad und Dusche und allem; ich
kann nicht glauben, was hier grade passiert und dass ich hier bin. Laszlo sagt,
wenn du dein Leben richtig führst, wird dir so etwas ständig passieren – alles
fügt sich ineinander, und alles wird perfekt. Alles wird perfekt. Casper hatte
also doch Recht.
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Schwelgen im Luxus (inklusive Zartbitterschokolade!) |
Zur Krönung dieser ohnehin schon
atemberaubenden – unwirklichen – Atmosphäre legt Laszlo noch eine CD mit
durchgemixter, teilweise meditativer Musik ein und kocht mir (mit unserem
selbstverständlich auf dem Zimmer vorhandenen Wasserkocher) einen
Zitronen-Ingwer-Tee. Dazu gibt’s ein Stückchen Zartbitterschokolade und zwei
Kekse aus unserer (selbstverständlich auf dem Zimmer vorhandenen und gut
gefüllten) Keksdose. Außerdem gibt es hier Bücher, zwei Sekt- und Weingläser,
alles, was man braucht, um Tee oder Kaffee zu kochen, einen Fön, eine
Wärmflasche (hurra!!!), verschiedene Seifen mit Muscheln drin, Cremes,
herrliche sandfarbene Handtücher... ich kann mich nicht irren, ich bin im
Paradies. Ich bin einfach nur im Paradies.
...allein die Tatsache, dass ich kaum noch zum
Blogschreiben komme, zeigt, wie wertvoll die Zeit hier ist, aber jetzt habe ich
ein paar Minuten freigewischt, um euch auf den aktuellen Stand zu bringen.
Diese Insel ist nach wie vor ein Traum. Die
Arbeit ist nicht besonders schwer, hauptsächlich Gartenarbeit und Malerarbeiten,
und unsere Hosts sind unglaublich lieb. Eigentlich fühle ich mich nicht wie ein
Familienmitglied bzw. ein helpxer, sondern wie ein Gast, denn wir werden hier
abgesehen vom Frühstück stets wie Gäste bedient. Helen serviert täglich das
beste Essen, erledigt ihre Koch- und Küchenarbeiten stets selbst (nicht wie bei
den bisherigen Hosts, die für uns kochten und wir haben dann die Küche
aufgeräumt und gespült etc. – hier gibt es sogar eine Spülmaschine) und ist
sehr, sehr bemüht um unser Wohlbefinden.
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Bäume, bei denen man sich so richtig "zu Hause" fühlt... |
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Einmalige Vegetation: Massenhaft weiße Lilien, Palmen, Farne und knorrige Märchenbäume |
Unter anderem haben wir bereits eine
superschöne Tour über die Insel gemacht, zu Fuß, nach Helens
selbstgeschriebener Wegbeschreibung zur Rocky Bay, einer wunderschönen Bucht am
westlichsten Zipfel der Nordküste der Insel, wo Tausende von Albatrossen wohnen.
Zerklüftete Felsen, auf denen man rumklettern kann, weicher Sand und viele
knorrige Bäume, dazu das herrlich türkisblaue Wasser.
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Rocky Bay |
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Wenn nicht hier, wo dann? ;) |
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Ausblick aus meinem Fenster bei Fast-Ebbe |
Das Meer hier ist
selbstverständlich omnipräsent (klar, weil Insel und so...) und es ist
wunderbar, mit dem Ozean zu leben! Die Luft ist kristallklar und salzhaltig,
und die Energie an diesem Ort nach wie vor weiß und rein... man lebt mit den
Gezeiten, Flut und Ebbe kommen und gehen täglich, und in unserer Bucht ist zur
Ebbezeit tatsächlich nur Schlamm. Weiter hinten in der Bucht wachsen ein paar
Bäume, die bei Flut bis zu den Kronen von Wasser bedeckt sind, und wir können
jederzeit mit den Kajaks dorthin paddeln.(Wir dürfen uns hier einfach 2 Kajaks
schnappen und ab dafür!)
Einfach nur traumhaft, weil bei Flut immer sehr viele Rochen
in die Bucht schwimmen, um sich im seichten, warmen Wasser zu sonnen. Also
gleite ich wie in einem Regenwaldtraum in meinem kleinen Kajak durch die
knorrigen Baumgipfel, durch höchstens 1-2 Meter tiefes Wasser, und unter mir
zischen die Rochen umher – das ist vielleicht cool! Zugegebenermaßen ist es
gewöhnungsbedürftig, über schwimmenden Rochen Kajak zu fahren; das erste Mal,
als einer der wagenradgroßen Tiere auf mein Boot zugeschossen kommt, kippe ich
vor Schreck beinah mein Kajak um. Passieren tut natürlich nichts, was soll das
Tierchen mir auch antun ;)
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Manche Rochen hier sind riesig - man beachte meinen Schatten. Das ist keine optische/perspektivische Täuschung, dieser Rochen hier ist etwa zwei Meter breit... |
Die Kajaks sind hier das beste (und abgesehen
von Schusters Rappen auch das einzige) Fortbewegungsmittel und es macht
riesigen Spaß, die winzig kleinen Felseninseln vor der Bucht zu umpaddeln, in
Höhlen zu gleiten, um Riffe herumzubrausen und einsame Strände zu finden
(allerdings nur bei Ebbe), wo man dann einfach kurz anhalten, die Kajaks an
Land zerren und den Picknickkorb auspacken kann.
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Höhlenforschen via Kajak :) |
Selbst die Arbeit macht total Spaß. Ich darf
an einem abenteuerlichen Kletterhang wilden Ingwer stutzen und die
beschnittenen Stumpen mit Herbiziden behandeln oder auf dem noch nicht ganz
fertiggebauten Balkon auf einer Leiter balancieren, 30 Meter über dem
rauschenden Meer, und die Hausfassade mit herrlichen Farben neu streichen.
Helen und Dave (oder vielleicht eher Helen) haben einen exquisiten
Farbgeschmack und ich liebe den Stil, in dem sie ihr Haus und ihre Gästezimmer
halten. Sandfarben, Oliv, Pistazie, Türkis, Graugrün – alles herrliche
Meerfarben, die zur Kulisse nicht besser passen könnten. Und natürlich arbeite
ich mit ständigem Blick aufs Meer, bei atemberaubender Soundkulisse. Pagageien,
wilde Vögel, Möwen und Wakas, das sind kiwiähnliche Laufvögel, die es hier auf
dieser Insel gibt, liefern sich ein tropisch anmutendes Schreikonzert. Dazu das
rauschende Meer. Und hin und wieder ein lautes Platsch, weil ein Fisch vor
einem blitzschnell tauchenden Albatros fliehen muss. Fast täglich sehe ich Wakas,
einmal sogar ein Küken, das sich anfassen lässt, und Rochen in der Bucht unten,
und grellbunte Papageien, und einmal sogar einen riesigen silberblauen Fisch,
der bei dem Versuch, vor einem Albatros zu fliehen, an Land springt und dort
zappelnd versucht herauszufinden, was gerade passiert ist. Ehe ich in die
Bredouille komme, ihn zu retten, robbt er aber selbstständig zurück ins Meer.
Auch gut – keine weiteren Fischkonfrontationstherapien.
Das Essen passt zur restlichen paradiesischen
Atmosphäre. Alles sehr exquisit und britisch – zum Frühstück gibt’s Müsli, das beste, das ich je
gegessen habe, mit gerösteten Sonnenblumenkernen und allerlei crunchy stuff und
Kokosraspeln und Kürbiskernen und Flocken und Honigtaschen und Obstsalat und
Joghurt und Milch….. zu jeder Mahlzeit wird Wasser gereicht, aber natürlich
nicht einfach Wasser, sondern mit Minzblatt und Zitronenscheibchen garniertes
Wasser… Helen übertrifft sich täglich neu; mal gibt es herrlich scharf gewürzte
gebratene Schweinefiletstückchen auf Bohnen-Karotten-Paprika-Gemüse, mal
chinesisch angehauchte Kartoffel-Bohnen-Hähnchen-Pfanne mit Rosmarin und
Zitrone oder Bratwurst (Delikatess-Bratwurst natürlich) mit
Rosmarin-Gemüsepfanne und Sojasprossensalat. Im Salat findet man meistens
violette Blümchen oder sowas, man hat irgendwie immer das Gefühl, gerade ein
Fünf-Sterne-Menü zu genießen ;)
Und unser Zimmer passt natürlich auch dazu.
Ein Vier-Sterne-Gästezimmer mit pistazienfarbenen Wänden, schönen maritimen
Bildern, vier farblich abgestimmten Schichten von Bettdecken, Seifen,
Duschgels, Shampoos und Handlotion mit Zitronengrasduft, Handtuchwärmer,
elektischem Moskito-Repellent, Wasserkocher und Wärmflasche. Ich könnte ewig so
weiterleben! Fühle mich wie eine Königin ;)
Anyhow, ich werde meine Tage hier in vollen
Zügen genießen, I promise!
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Kawau Lodge vom Kajak aus |
Glückliche Grüße von einer winzigen Insel im
Ozean!