Samstag, 5. Januar 2019

Happy New Year.... for sure.


What, 2019??? Well frohes neues Jahr everybody! Jedes Jahr vor Weihnachten habe ich das Gefühl, es ist total vorhersehbar, dass plötzlich alles ganz schnell geht, und dann bewahrheitet es sich ;)

Dieses Jahr hatte ich das Privileg der sonnigsten Weihnachten meines bisherigen Lebens. Auch wenn ich schon einige Male Weihnachten im Warmen verbracht habe, hatte ich noch nie das Glück, über alle Weihnachtsfeiertage zumindest zu gewissen Zeiten am Tag nach unten an den Strand zu bummeln und in den Ozean zu springen, um mich anschließend von der afrikanischen Sonne trocknen zu lassen. Die letzten Tage waren so sonnig und ich so oft im Wasser, dass ich manchmal das Gefühl habe, von all dem Salz, der trockenen Hitze und dem Sand zu verwittern. Wie ein Stück Treibholz am Strand, vom Salz aufgeweicht, vom Sand und dem (oft scharfen) Wind geschliffen, und von der Sonne gebleicht (bzw. gebräunt). 


Gleichzeitig habe ich über alle Feiertage hart gearbeitet; die Gäste wollen reiten, reiten, reiten, und die armen Ponys (und ich) mussten rackern. Zum Glück haben wir heute, am 01.01., einen Pausentag eingelegt (natürlich nicht ohne Beschwerden der Gäste, die reiten wollen) – erstens, weil die Ponys wirklich stinkig sind und einen Tag einfach mal in Ruhe gelassen werden wollen, und zweitens, weil am 01.01. sehr viele Locals zum Strand und ums Hotel herum migrieren und „Party“ machen. Die meisten sind okay, aber manche haben immer noch fantastische Ideen wie Steine nach Pferden werfen, sie mit Stöcken jagen oder hüpfen und schreien, damit die Pferde schneller laufen (mit vier-, fünfjährigen Kindern im Sattel, die noch nie geritten sind). Das muss ich nicht haben. Es ist eine Wahnsinnsverantwortung, ständig Anfänger auf Ritte mitzunehmen, und ich bin so eng mit den Ponys zusammengewachsen, weil ich mich auf sie verlassen können muss. Ich weiß genau, wer in welcher Situation was machen könnte, und dirigiere meine Reiter und Ritte entsprechend. Smokey zum Beispiel findet die Zelte, die die Leute als Schattenspender am Strand aufspannen, furchtbar gruselig; Sapphire hasst es, wenn jemand versucht ihn von hinten zu überholen (auch im Schritt) und kann dann schon mal kicken; Teddy will auf dem Weg nach Hause vorne sein und wird dann immer schneller und schneller (und nutzt es aus, wenn man ihm nicht klar zeigt, was er zu tun hat); Mambo wälzt sich gerne am Strand (mit Reiter) und hat manchmal keine Lust, den anderen zu folgen, dann bleibt er einfach stehen oder lässt sich immer mehr zurückfallen… und Autumn, mein pflegeleichtestes Pony, hat ein zertrümmertes Vorderfußwurzelgelenk und fristet ein fröhliches Dasein ohne Verpflichtungen. Wenn alle anderen auf Ausritte gehen und er alleine zurückbleiben muss, bekommt er ein Heunetz – und ansonsten erhält er genau die gleiche Pflege, Liebe und Fütterung (natürlich angepasst) wie alle anderen. Nicht sooo schlecht, wenn man drüber nachdenkt ;) Er kanns sogar galoppieren, aber natürlich nur auf einer Hand. Wie viele Schmerzen er hat, weiß keiner genau, aber seine Augen leuchten, er ist lebendig und frech und macht nicht den Eindruck zu leiden. Solange das so bleibt, darf er das Maskottchen bleiben.



An Weihnachten erlebe ich zum ersten Mal Weihnachts-Cracker; bisher habe ich das nur in Harry Potter und amerikanischen Filmen gesehen! Das sind diese Bonbon-Päckchen, wo man an beiden Enden zieht, dann knallen sie und es fallen Geschenke, Witze, Hüte, Kronen, whatever raus. Es ist spaßig; leider sind alle Hüte und Kronen zu klein für meinen Kopf (ok, Haare offen, daran wird’s liegen). Das Essen für die Gäste ist toll, allerdings so afrikanisch, dass sich immer alles nur ums Fleisch dreht. Die Beilagen (die ich esse) sind eigentlich immer gleich. Egal welche Festivität…. An Silvester übrigens auch. Das Essen hier kann ich definitiv nicht als Highlight für mich verbuchen, aber es ist besser als letztes Jahr in der Buschschule. Die Südafrikaner sind einfach noch 100% im Zeitalter des Fleisches. Ehrlich gesagt ertappe ich mich auch dabei, wie ich Leute sofort abstemple, die (immer noch…) dumme Vegetarierwitze machen und denken, ich höre das zum ersten Mal (sind übrigens immer Männer). Genau wie Typen, die hören dass ich reite und dann Pferdesalamiwitze machen; mittlerweile kann ich nicht mal mehr ein künstliches „hehehe“ faken, ich sehe glaube ich nur noch gequält aus. Ich hab echt keine Zeit mehr für sowas. Auch die alte Diskussion über die „unrechtmäßige Existenz“ von Fleisch- und Käseersatzprodukten, und wie blöd man sein muss, kann ich nicht mehr hören. Ich kaufe solche Produkte nicht, aber ich verstehe, warum Leute es tun, die sich noch nicht vorstellen können wie man das System „Fleisch, Gemüse, Carbs“ ins Vegetarische übersetzt und aber trotzdem keine Tiere mehr essen wollen – ich finde das verständlich und akzeptabel, und es nervt mich, dass gefühlt jeder Zweite, der erfährt dass ich vegetarisch esse, das scharf kritisiert („Kann ich überhaupt nicht verstehen, wie man so dumm sein kann, dann sollen sie doch einfach weiterhin Fleisch essen, wenn es das ist was sie wollen“) – Mann Leute, lasst einander doch einfach in Frieden! Ich kritisiere euch doch auch nicht, weil ihr behauptet, Tiere zu lieben, und sie dann schlachten lasst und esst. (Das macht keinen Sinn. Also wenn mir das jemand erklären kann, sodass ich es verstehe, Hut ab.) Okay, es ist schwerer hier in Südafrika. War es schon immer. In Kenia wurde ich sogar als Veganer mit offenen Armen begrüßt; ich hatte fast vergessen, dass Südafrika in soooo vielem noch sehr, sehr, sehr (!) hinterherhinkt und sich fast stoisch weigert, sich weiterzuentwickeln. Und das bezieht sich nicht nur auf Vegetarismus.



An Silvester schaffe ich es, meinen großen Wunsch vom Feuerritual wahr zu machen – wir bauen ein Treibholzfeuer am Strand, zünden es an, und alle Gäste dürfen auf ihren Zettel schreiben, was sie aus 2018 loslassen und nicht mit nach 2019 nehmen wollen. Dann verbrennen wir all unsere „2018 regrets“ feierlich. Wer will, darf danach nach alter brasilianischer Tradition einen Wunsch an den Ozean machen und sieben Wellen überspringen. (Und der Göttin des Ozeans danken). Das Resultat sind nasse Hosen, aber hey. Wir werden mit einem atemberaubend schönen Sonnenuntergang belohnt, der viele auf die Dünen zieht, wo verträumte kleine Grüppchen sich zusammensetzen und Richtung Horizont starren. Es ist ultraschön. Was für ein verdammt atmosphärischer Abschluss für ein verdammt gigantisches Jahr! Ich könnte eine Lobeshymne singen für 2018, es war riesig, ich habe so viel erlebt, und ich lebe das absolute Privileg frei zu sein, unfassbar frei, ich habe mich glaube ich selten so frei gefühlt. Innerlich und äußerlich. Ich liebe die Morgenstunden, wenn noch keiner wach ist und ich unten am Strand meine Workouts mache. Manchmal tanze ich in den Wellen oder mache Yoga in der Brandung – und sehe aus wie ein glücklicher fünfjähriger Dreckspatz im Kindergarten, ehe ich alles in den Wellen wieder abwasche. (Na ja, nicht alles. Ich finde Sand an den unmöglichsten Stellen.) Manchmal singe ich richtig, richtig laut – und manchmal spacke ich einfach nur rum, und freue mich des Lebens, das ein so riesiges Geschenk ist, dass ich immer noch am Auspacken bin! Mit immer noch (oder wieder) leuchtenden Augen und kindlicher Vorfreude. Wie schön ist das bitte!?

In Berlin ist mir das so verloren gegangen. Erinnert euch an die Metapher, die ich benutzte, als ich letztes Jahr nach Kenia losgeflogen bin – ich wollte nur mal eben zwei Wochen Ruhe, damit der aufgewirbelte Sand sich legt und ich wieder klarer sehen (fühlen, leben) kann. Das hat auf jeden Fall geklappt, und ich fühle mich wie ein Fisch, der plötzlich statt in trübem in klarem Wasser schwimmt und erstaunt und übermütig herumflitzt, weil er auf einmal so weit sehen kann!



Anyway, in diesem Sinne wünsche ich euch ein herrliches neues Jahr; Gesundheit, Glück, Freude, Freiheit und Klarheit – nicht zu viel Sand aufwirbeln, meine Lieben ;)

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