Wildlife taking over Basecamp
Ich sitze in meiner gemütlichen kleinen Hütte und schreibe –
gefühlt – ein Buch über Wale, begleitet vom aussichtslosen Kampf gegen
unfassbar schnelle Mosquitos und Tigris, die zahme Afrikanische Wildkatze, die beschlossen hat, dass sie während meiner Studien auf meinem Laptop-Keyboard liegen MUSS! (Scheint ein universeller Instinkt von zahmen Katzen zu sein!) Draußen schuhut die Afrikanische Waldeule ihr
ziemlich lustiges Lied, begleitet vom (immer noch wunderschönen) Hoop-hoop
einer Hyäne. Jetzt weiß ich, dass man Hyänen ungefähr im Umkreis von 4km hört,
was bedeutet, dass diese eine -tadaaa!- höchstens 4km vom Basiscamp entfernt
ist. Die Grillen zirpen fleißig, die Kröte, die im verwaisten Swimmingpool
lebt, quakt fröhlich ihre Nachtsinfonie und hin und wieder heult ein Buschbaby
auf. (Buschbabys heißen Buschbabys, weil ihr Ruf klingt wie ein weinendes
Baby).
Warum machen Katzen das überall auf der Welt? |
African Wild Cat vs Vervet Monkey :) |
unsere kleine Marine-Gruppe |
Basiscamp ist so herrlich, wenn es leer ist. Erstens ist es
friedlich und man hat das Gefühl von Privatsphäre und konzentrierter
Arbeitsatmosphäre. Zweitens kommen aufgrund der fehlenden Schülermassen so viel
mehr Tiere ins Camp oder ums Camp. Der Leopard, der hier auf dem Gelände wohnt,
ist gestern Nacht mitten durch die Hütten spaziert (wir haben natürlich wieder
nur die Spuren gefunden), heute beim Joggen haben wir einen riesigen Martial
Eagle getroffen, vorgestern African Eagle Owl, und es fliegen Massen von
subtropischen Vögeln herum, die offenbar keine Lust auf den Trubel haben, wenn
alle Schüler hier sind.
Zusätzlich zu Nyala, Impala, Vogelstrauß und Zebra sehe ich zur Zeit regelmäßig Red und Blue Duiker, wenn ich jogge; gestern ist eine riesige Familienherde von Zebras durchs Camp spaziert, und der Impala-Harem hat herausgefunden, dass es am sichersten ist, nachts zwischen den Hütten und der Wäscheleine zu schlafen, weil der Leopard sich nicht so recht in die Nähe der Menschen traut. Wenn man also nachts zur Toilette spaziert, leuchten einem zwanzig schläfrige Impala-Augen entgegen :)
Mein letzter Blogeintrag ist schon wieder so lange her…
Was ist seither passiert?
Ausflug nach Sodwana
Wir hatten ein freies Wochenende und sind geschlossen nach
Sodwana gefahren, wo wir super spontan eine Bleibe über Nacht in einem
Tauchcenter gefunden haben… wir wollten unbedingt tauchen, allerdings müssen
Nichttaucher erst einige Skills absolvieren, bevor sie ins offene Meer dürfen.
Zum Glück haben wir unter den Kursteilnehmern eine Tauchlehrerin, die sich
bereit erklärte, spätabends und früh morgens mit uns in den eisigen Pool des
Tauchcenters zu steigen, um uns die Basics des Tauchens zu erklären. Es war
eiskalt und dunkel, sodass wir einen Jeep in Richtung des Pools parken mussten,
der uns mit seinem Fernlicht zumindest ein wenig Erleuchtung verschaffte ;)
Bisschen komisch, im Dunkeln rückwärts ins eiskalte Wasser zu plumpsen… aber: Wir durften am nächsten Tag einen richtigen Tauchgang machen! Wir fuhren mit dem Speedboot über eine ziemlich raue See nach draußen, was unfassbar Spaß machte – wir mussten uns alle seeehr gut festhalten… dann wurden wir (nicht ganz professionell, wie wir später erfuhren) ins Wasser gelassen – alle gleichzeitig und mit wenig Abstand, sodass wir uns gegenseitig die Masken vom Gesicht rissen und aufeinander landeten etc. – anyway, wir hatten einen fantastischen Tauchgang, einige von uns zum allerersten Mal, entlang der Korallenriffe um Sodwana, wo sich all die brillant-bunten Korallenriff-Fischarten tummeln. Ich bin so fasziniert von der Welt da unten, dass ich gar nicht erst versuchen werde Worte zu finden.
Eine kleine Herausforderung war es für uns alle, als wir
buddy-für-buddy-team wieder auftauchten und mithilfe der BCD‘s auf der rauen
See trieben, uns dann ins Boot hievten und anschließend warteten, bis alle
versammelt waren und wir zurückfahren konnten. Ich war glaube ich noch nie
seekrank in meinem Leben, aber in diesem Moment habe ich mich deutlich komisch
gefühlt… ich erfuhr später, dass die Leute auf dem Boot eine Schildkröte gesehen
hatten – fünf Minuten bevor ich auftauchte! Lauren, mein „Roomie“, war zu
dieser Zeit schon auf dem Boot, aber sie sah die Schildkröte auch nicht, weil
sie sich gerade herzhaft ins Meer übergab. :D Ich kann es ihr nicht verdenken…
Trotz all den aufgewirbelten Mägen schafften wir es sicher
zurück zum Strand, und währen die fortgeschrittenen Taucher gleich zu einem
zweiten Tauchgang aufbrachen, blieben wir Anfänger am Strand und fielen in der
milden Spätherbstsonne im Sand ins Koma. ;)
Kosi Bay Practical
Dann letzte Woche hatten wir unser erstes Marine Practical – wir fuhren 5 Tage nach Kosi Bay, um das ozeanische Ökosystem live zu erleben.Kosi Bay Lodge |
Wurzeln von Red Mangrove - während der Flut bleiben sie über Wasser |
Walker's Owl Moth... Riesenraupe! |
Wir identifizierten alle möglichen anderen Küstenpflanzen
und -bäume (Wilde Dattelpalme, Lalapalme, Raffia-Palme (die riesigsten Blätter,
die ich jemals in meinem Leben gesehen habe – unfassbar, unfassbar gigantische
Palmen!), Legripper („Bein-Aufschlitzer“?), Wild Custard Apple (äääh… „Wilder
Vanillesoßen-Apfelbaum“? Hahahaha :D not too sure…), Sour Fig (Saure Feige,
denke ich), die auf den Dünen wächst und sehr gut gegen Quallen- und
Bluebottleverbrennungen helfen soll und so weiter… wir identifizierten Krabben,
Seevögel, Nilpferdspuren, Schmetterlinge, Libellen, riesige Raupen, gestrandete Quallen und ihre kleinen
Hitchhiker-Bewohner, und natürlich gingen wir schnorcheln…
Cosi Bay liegt direkt am Cosi Estuary, also da, wo der Fluss
ins Meer mündet und sich das Salz- mit dem Süßwasser vermischt - mit dem
Resultat, dass in dem niedrigen, ruhigen Wasser im „See“ des Estuaries viele
Korallenfischspezies aus dem Meer ihre Jungen aufziehen, weil es da geschützter
ist (von den mächtigen Wellen und Raubfischen). Wir konnten also während des
Schnorchelns die kleinen farbenfrohen Babyfische sehen (u.a. Butterfly Fish,
Angelfish, Damselfish, Moorish Idol – das ist der alte Fisch von Findet Nemo,
der im Aquarium lebt – psychedelische Wrasses, Boxys und jede Menge Muränen,
ausgewachsene und Babys.)
Morish Idol (Findet-Nemo-Fisch) |
Viele Fische sehen komplett anders aus, wenn sie Babys sind,
und ändern ihre Farbe mit dem Erwachsenwerden, was uns entsprechend
herausforderte, als wir versuchten sie zu identifizieren. Wir sahen auch eine
Menge Lion- und Scorpionfish (beide giftig) und sogar den hochgiftigen
Steinfisch, der als gefährlichster Fisch der Welt gilt und aufgrund seiner
phänomenalen Tarnung kaum sichtbar ist. Wenn man barfuß auf ihn drauftritt,
lebt man unter Umständen nicht mehr lange… aber wir werden ja alle zu ethischen
und verantwortungsbewussten Guides erzogen und lernen als allererstes, dass man
im Estuary nie auf dem Boden stehen sollte.
baby stonefish |
juvenile lionfish |
Da das Einsatzgebiet eines Marine Guides auch Kajakfahren
umfasst, machten wir am zweiten Tag eine Kajaktour zu den traditionellen
Fischfallen der Zulu-Einwohner, die komplett von Hand aus bestimmten Baumsorten
gebaut werden. Ein einheimischer Zulu-Guide ließ uns seine Fischfalle erkunden
(es war Ebbe, wir konnten also durch seine Fischfalle waten) und erklärte uns,
welche Baumsorten er verwendet, welche Fischsorten er fängt, wie genau die
Falle funktioniert und welche traditionellen Werte dahinterstehen. Wenn man das
so hört und durch die wartungsintensiven Fallen watet, kann man sich nur schwer
vorstellen, dass zum selben Zweck industrielle Riesenkutter durch die Meere
brummen und innerhalb von Minuten Tonnen von hilflosem Fisch und Beifang aus
dem Ozean zerren…
FOTOS VOM KAJAKFAHREN FOLGEN.
Einen Tag unseres Cosi Bay Aufenthalts widmeten wir dem
alten Küstenwald/-sumpf rund um Cosi, wo die ganze Landschaft stellenweise noch
sehr unberührt ist und man seltene Bäume und relativ intakte Ökosysteme findet.
Wir wollten vor allem die Raffia-Palms sehen, gigantische Palmen mit
gigantischen Blättern, deren Energie und unfassbare Schönheit man nur verstehen
kann, wenn man direkt in diesem Palmenwald steht. Die ganze Vegetation ist
subtropisch, sprich üppig grün, voller Farne, Lianen, Kletterpflanzen und
Palmen, bewohnt von Schmetterlingen, Libellen, Vögeln (u.a. Palm Nut Vultures,
die wir sogar zu Gesicht bekamen!), und Nilpferden, auf die wir ein wenig
aufpassen mussten (gerate niemals zwischen ein Nilpferd und „sein“ Wasser!).
Zum Glück wissen wir ja jetzt alle, wie man Spuren liest und so drehten wir
ein-, zweimal aus Sicherheitsgründen um, als die Nilpferdspuren zu frisch
wurden. Wir marschierten auf dicht bewachsenen und überwucherten Nilpferdpfaden
(auf denen sicher seit Jahren kein menschliches Wesen mehr gelaufen ist) und
kämpften alle tapfer, um den Kletterpflanzen auszuweichen (remember: jemand hat
eine dieser Pflanzenspezies „legripper“ = „Beinaufschlitzer“ getauft). Es
fühlte sich an wie ein 100% authentischer Chuck-Norris-Hindernislauf!
Um der Sache die Krone aufzusetzen, mussten wir auf einem Holzfloß der Einheimischen einen Fluss überqueren - mit nur einem Seil, an dem man sich entlangzieht, und einem Holzpflock, den man stocherkahnartig zum Anlegen verwendet. Das Floß trug nur zwei Personen, und das An- und Ablegen stellte sich als schwierig heraus, weil das Floß nicht ganz bis zum Ufer kam und vorher strandete. Wir konnten aber nicht einfach die Schuhe ausziehen und durchs Wasser waten, weil im Wasser gefährliche Krankheitserreger nisteten (zwei einheimische Lalapalm-Sammlerinnen hatten uns gewarnt: „Do not go into the water! Worms! Worms!“ – und wenn sogar Einheimische das sagen, empfiehlt es sich, darauf zu hören!). Wir mussten also vom wackligen Floß Richtung rutschiges Ufer springen… als wir später am Ufer des Sees unser mitgebrachtes Mittagessen verschlangen, waren wir uns alle einig, dass das eine der coolsten Wanderungen war, die wir alle jemals gemacht haben.
Flussüberquerung per Floß |
Hm, das war unser Cosi Bay Practical in short. Jetzt sind
wir wie gesagt wieder im Base Camp für lectures – wir lernen alles über die
Bewohner des Ozeans, inklusive Weichtiere, Muscheln, Schwämme, Korallen,
Anemonen, Seesterne, Seespinnen, Krebse etc. – ihr könnt euch nicht vorstellen,
was in diesen Ozeanen los ist! Das ist ne komplett andere Welt… die jeden
einigermaßen normalen Menschen vollkommen von den Socken hauen muss. Allein das
Repertoire an Überlebensstrategien innerhalb eines Korallenriffs ist so verrückt,
das kann sich gar keiner alleine ausdenken! Fische wechseln je nach Situation
ihre Farbe oder ihr Geschlecht, leben in den faszinierendsten Symbiosen mit
anderen Spezies, sind giftig, wunderprächtig farbenfroh oder super gut getarnt,
und so weiter und so fort…
Nächste Woche geht es aufs nächste Practical nach Sodwana,
wo wir ja schon einmal (außer-kurs-mäßig) tauchen waren. Ich freu mich schon
sehr! Allerdings werde ich mir vorher eine Strategie gegen Seekrankheit
ausdenken, damit ich mich in aller Ruhe den Schildkröten widmen kann :)
So.
Herzlichen Glückwunsch an den ausdauernden Leser, der es bis
hierher geschafft hat! Ich hoffe, es war einigermaßen unterhaltsam und ihr seid
jetzt wieder up to date in terms of „what is kat doing out there“.
Happy hugs
from Kwa-Zulu-Natal.
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