Dienstag, 26. März 2019

Cheesecake, Bushfires and Babies


Hallo ihr liebsten,



Kennt ihr das WhatsApp Emoticon mit dem Affen, der seine Augen verdeckt? Das beschreibt meine derzeitige Beziehung mit diesem Blog ganz gut ;) Sorry dafür… 


Ich sitze auf der „Veranda“ des Clubhouse mit Kaffee und rohem veganem zuckerfreiem Cheesecake, den ich am Sonntag gemacht habe (Limone-Himbeer). Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie doll ich mich über diesen Kuchen freue! Seit ich in Afrika bin, hatte ich keinen richtigen rohveganen Käsekuchen mehr (und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Aussage jemanden überrascht). Vor mir erstreckt sich der See, bzw. die Reste davon - das Wasser ist seit November sooo extrem zurückgegangen, dass es geschätzt zehn Meter mehr Land freigelegt hat. Gnus, Zebras, Impalas und Wasserböcke grasen alle entlang der Wasserlinie, wo das Gras noch einigermaßen grün aussieht, und wie immer kreisen laut rufende Fischadler ihre Runden über den toten (weil im See stehenden) Baumskeletten. Während es den ganzen Morgen über extrem heiß und drückend war, kühlt es jetzt runter und windet, ein relativ sicheres Zeichen für den kommenden Regen… ich hoffe, er kommt bald, damit es um halb sechs für meine Yogilates Session am Pool (outdoors) ausgeregnet hat!

Zugegeben, das ist relativ egoistisch. Wenn es regnet, regnet es. Das ganze Land – gefühlt – wartet sehnsüchtig auf den Regen. Es ist so staubig und trocken wie nie, das gelbe Gras knuspert unter den Füßen, man kann die Fenster beim Autofahren nicht öffnen ohne einen Hustenanfall zu bekommen und bei jedem Zähneputzen werden die Zähne wieder zwei Nuancen weißer. Auf meinen Jogging- und Reitrunden sehe ich mehr und mehr Babytiere, winzig kleine Impalas, fluffige cremefarbene Gnus (die Babys sehen wirklich süß aus, auch wenn den Eltern „Hässlichkeit“ nachgesagt wird), staksige Zebrafohlen mit ihrem Plüschfell und der Babymähne am Bauch, die nach wenigen Wochen verschwindet, und seit kurzem auch die ersten Babygiraffen! Ich habe noch nie so eine kleine Giraffe gesehen wie heute morgen auf dem Ausritt, ich glaube die war ganz ganz frisch. Die Tatsache, dass die Tiere alle Babys produzieren, deutet ebenfalls auf die sich nähernde Regenzeit hin – frisches Gras, frische Triebe, Akazienblätter, Futter! Feuchtigkeit und Nährstoffe, die den „Staub“ wieder in Erde verwandeln. Vorgestern ist eine der Hauptstraßen von Naivasha nach Maimahiu (wo Lizzy wohnt) in der Mitte durchgebrochen. Das ist nicht nur der Trockenheit zuzuschreiben, sondern auch oder vor allem einer tektonischen Verschiebung, die hier sehr häufig vorkommt, weil wir sozusagen auf einer Kruste über vulkanischen Aktivitäten und direkt auf dem Rand der Arabischen und Afrikanischen Platten leben. Wenn man das Rift Valley hier überblickt, sieht man zahlreiche Säulen aus Dampf aufsteigen, die direkt aus dem Innern der Erde kommen, und unser „Hausvulkan“ Mt. Longonot ist fröhlich aktiv, ohne jemandem wehzutun. Das letzte Mal ausgebrochen ist er in 1863.

Anyway, das Thema war Dürre, nicht wahr? Erst gestern hatte die ganze Naivasha-Community einen Noteinsatz nur etwa 15 Minuten von uns, Buschfeuer löschen. Ash und ich waren auf dem Weg zu meinem Spinningkurs, als uns der Notruf erreichte, und die kommenden zwanzig Minuten waren das Hektischste, aber im Nachhinein Komischste, was ich je erlebt habe. Man sollte meinen Ash als waschechter Aussie hat Erfahrung im Buschfeuerlöschen, aber nach Erreichen des Notrufs hat sie ein bisschen den Kopf verloren – Was bringt man mit zu einer Buschfeuerparty? (abgesehen von so vielen Wasserkanistern wie nur möglich und Sprudel für die Freiwilligen, das war relativ straightforward). „Denkst du wir können das Feuer mit diesem Besen schlagen?“, fragt sie mich allen Ernstes und zeigt mir ihren dünnen roten Küchen-Plastikbesen… :D Als wir, viel später am selben Tag, zusammen Abend essen, lachen wir uns fast kaputt über diese Idee. „Hey, ich bin Ash, und das ist mein Plastikbesen; wenn ihr fertig seid mit dem Feuerlöschen, kann ich ja saubermachen….“

Ah, ich liebe Ash sehr, falls das noch nicht durchgeklungen ist. ;) Ich musste die Spinningstunde eine halbe Stunde nach hinten verlegen, da die meisten Teilnehmer sowieso mit bei der Feuerparty waren, aber dann fuhren wir tatsächlich straight zum Studio. Die ersten zwei, drei Lieder brannten diesmal extrem in den Augen, und aus irgendeinem Grund (unbewusste Vorahnung?) bestand meine Playlist (die ich schon am Mittag gebastelt hatte) aus auffallend vielen feuer-verwandten Liedern wie „Kings of Leon – Sex on Fire“, „Ellie Goulding – Burn“ und „Billy Joel - We didn’t start the Fire“ … manchmal denke ich, wenn wir zu 100% mit diesen unbewussten Vorahnungen in Verbindung stehen würden (wenn sie also nicht unbewusst wären), könnten wir so mächtig sein…

Was kann ich euch noch erzählen? Mein kleines Haus ist inzwischen sehr gemütlich geworden; meine Malerarbeiten sind sozusagen erledigt, und letzte Woche habe ich mir mein erstes eigenes personalisiertes Möbelstück ever anfertigen lassen!!! Es hat sich so gut angefühlt und ich bin so stolz, means a lot to me. :) Entstanden aus einem Fieber-Akazienast, den ich eigenhändig auf einem Spaziergang mit den Hunden eingesammelt habe, wissend, dass ich daraus eine Kleiderhängestange machen möchte.
Mein erstes sonderangefertigtes Moebelstueck ever :)

Ich habe jetzt sogar einen Wasserkocher in meinem Haus, was fantastisch ist, weil ich mir damit morgens Spring Valley Kaffee (lokaler kenianischer Kaffee) machen kann. Macht meine doch recht frühen Morgende (?) so viel besser. Ich liebe mein kleines Haus sehr doll, vielleicht auch deshalb, weil ich aus einem vernachlässigten und sehr ungemütlichen Flaschenschuppen ein kleines temporäres Zuhause für mich erschaffen habe, in dem ich mich wohl fühle und das mich glaube ich auch ein bisschen reflektiert.
Brexy wartet geduldig, bis ich mit 6am kaffee und tagebuch fertig bin, damit wir endlich auf unsere morgenlaufrunde gehen!

Einige „Notwendigkeiten“ wie einen warmen Pullover, Shirts, einen Teppich, habe ich auf den lokalen Mtumba-Märkten gekauft, das sind sozusagen seeehr afrikanische, zutiefst chaotische, extremst flashende Märkte, wo unsere Altkleider weiterverkauft werden. Believe it or not. Die Händler kaufen Altkleider in riesigen Packs, richten sie schön her und verkaufen sie an die lokale Bevölkerung weiter. Als weiße Frau werde ich natürlich schamlos abgezockt. Selbst nach hartnäckigem Handeln zahle ich ungefähr das Fünffache von dem, was ein schwarzer Local bezahlen müsste. Im Vergleich zum Neupreis (hier in Kenia oder in Deutschland) ist es ungefähr ein Fünftel bis zu einem Zehntel, was ich bezahle. Neue Sachen in Supermärkten und Shoppingzentren hier sind, im Vergleich zu Deutschland, in vielen Fällen deutlich teurer. Importiertes natürlich gleich doppelt. Ich habe tatsächlich vor zwei Wochen in Nairobi importierte „Herzen, Brezeln, Sterne“ Lebkuchen für umgerechnet 11 Euro gesehen; drei Monate nach Weihnachten, wohlgemerkt.

Im Grunde gibt es so viel zu erzählen, jetzt wo ich damit angefangen habe, dass ich glaube ich nur Stichworte/Fetzen machen werde, um diesen Eintrag nicht ins Endlose zu ziehen.


Es ist irre, wie Dinge, die total speziell und fantastisch sind, zu meinem Alltag gehören:

-        das tiefe, grummelige „Lachen“ der Nilpferde, die im See relaxen („Hoooo-ho-ho-ho-ho“) – ein bisschen wie ein runtergepitchter Santa Claus – und wie sie bei Nacht in den Garten kommen und ich immer noch keine Taschenlampe außer dem Licht meines Handys besitze (wo ist nochmal der Affe, der sein Gesicht versteckt?)

-        das permanente Rufen der Fischadler

-        unfassbar reiche, vielfältige Vogelwelt ; Pelikane, Kormorane, Adler, Superb Sperlings (die sind so schön!), Hamerkop, Egrets, Blacksmith Plovers, Wagtails, Egyptian Geese, Green Hoopoes (laut!), Hadedas, Kingfisher, Lovebirds, we are super spoilt.

-        Der Sternenhimmel. Der Mond. Ich habe es so vermisst. Ich will nie wieder permanent irgendwo leben, wo man die Sterne nicht sehen kann.

-        Nicht zu vergessen temperiertes, konstant schönes Wetter (wir werden sehen, was ich jetzt dann in der Regenzeit sage)

-        „Mein Baby“ Phizz Wizard, eine dreijährige Stute die ich einreite und am liebsten abends mit ins Bett nehmen würde, so süß ist sie.

-        Konstant fröhliche (manchmal zu fröhliche) blonde Labradormädels um mich herum

-        Die Gesellschaft/Freundschaft von Ash, die ich unglaublich zu schätzen weiß – es ist super, abends zusammenzusitzen und über rote Plastikbesen zu lachen, oder zu kochen, oder manchmal auch tiefere Gespräche zu führen…  

-        Täglich Bewegung – meine Lungen haben sich inzwischen wieder an die Höhe gewöhnt; als ich aus Südafrika zurückkam, konnte ich keinen Kilometer am Stück joggen, so schockiert war mein Körper über die 1900m Höhenunterschied!

-        Spinningkurse! In all dieser Wildnis und Abgeschiedenheit, Spinningkurse! Wer hätte das jemals gedacht? (Ich nicht. Ich weiß nur, dass ich bisher jedes Mal, wenn ich in Afrika war, Spinning vermisst habe).

-        Freiraum und Zeit, an meinen Projekten zu basteln (sooo much appreciated!)

-        …. Ich könnte die Liste noch endlos weiterführen. Muss aber langsam zurück zu meinem Haus marschieren, um meine Matte zu holen.



Well done Kat, you have updated your friends!

Ich hoffe, es geht euch allen gut – der einbrechende Frühling hebt ja erfahrungsgemäß auch die Gemüter. Wow, ich kann kaum fassen, dass ich den ganzen Winter in Afrika „verschlafen“ habe und jetzt geht es schon wieder Richtung Sommer in Deutschland… und alles grünt und sprießt und blüht, da habt ihr uns im Moment was voraus. (hust – Staub vom Bildschirm wisch)



Hooo-ho-ho-ho-ho-ho,

Alles Liebe aus Naivasha,

Eure Katharina

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