Mein Zimmer
ist weiß gestrichen, über drei Meter hoch, Strohdach. Auf dem frischen weißen
Laken ist bereits Gecko-Kacke – don’t sleep with your mouth open hey. Ich höre
das Meer, die Grillen und die Frösche, und wenn ich die Türe öffne, funkelt mir
der afrikanische Sternenhimmel entgegen. Es war ein heißer Tag, und ich habe
ihn damit verbracht, von Kapstadt nach East London und von East London ins Haven
Hotel zu reisen. Der Flug war kurz, nur anderthalb Stunden; die Fahrt dauerte
ungefähr fünf, und wir hatten den Buckie (südafrikanischer Ausdruck für Auto
mit Ladefläche) so voll geladen, dass wir uns zu dritt ins Fahrerhaus quetschen
mussten. Ich als schmalste in der Mitte, auf der Handbremse sitzend und die
Gangschaltung zwischen den Beinen, sodass Glynn die ersten zwei Stunden nur den
ersten, dritten und fünften Gang benutzen konnte (und durfte!); bis ich auf die
Idee komme, dass ich ja auch schalten könnte. Es klappt erstaunlich gut, selbst
ohne Worte, und auf den letzten anderthalb Stunden Transkei-Dirtroad ist es im
Grunde recht spaßig. Wir team-worken uns durch diverse Schlaglöcher und
Haarnadelkurven, während im Radio Weihnachtslieder laufen und die Sonne auf die
Windscheibe knallt. Die sanften, hellgrünen Hügel der Transkei rollen nur so
vor sich hin, und die Straße ist voller Kühe, Pferde, Hunde, Schweine, Gänse
und Ziegen – viele davon, insbesondere die Pferde, sehen katastrophal aus. Nur
die platten unter den Tieren (viele Hunde) sehen noch katastrophaler aus, und
ich frage mich, wie man es auf dieser holprigen Straße, die einen zwingt, sehr
langsam zu fahren, schaffen kann, einen Hund totzufahren – die Antwort folgt
prompt. Viele der Hunde sind Streuner, und sie machen sich einen Spaß daraus,
kläffend dem Auto nachzujagen und zu versuchen, in die Vorderreifen zu beißen.
Wir überfahren auch beinahe einen, der einfach vors Auto rennt – von hinten,
kläffend.
Kapstadt war
wieder einmal eine kurze, aber intensive Affäre; eines Tages werde ich es
schaffen, länger als eine Woche zu bleiben und mehr Touristenzeugs zu machen.
Immerhin habe ich Sachen wie Table Mountain, Waterfront, Seapoint Promenade,
Stellenbosch, Caledon Spa, Coastal Route und Boulders Beach „abgehakt“ und ein
fantastisches Cape-Town-maßgeschneidertes Comedy-Musical genossen, das die
unterschiedlichen Ethnicities Kapstadts herrlich auf die Schippe nimmt. Cape
Malay people, Afrikaans people und Xhosa people. So viel habe ich jetzt
gelernt. Ich wurde wunderbar und liebevollst von Wisaal und ihrer Familie
gehostet, die sich vermutlich ein Bein für mich ausgerissen hätten, wenn ich
darum gebeten hätte. Nach dem vielen Reisen tut es so gut, mal wieder das
Gefühl von Familie zu spüren, wenn auch nur für eine Woche ;) So verwöhnt und
geliebt zu werden....
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Die Mädels in Hermanus |
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having fun with the girls :) |
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Veganes Mittagessen im "Plant" in Kapstadt - delish!!! |
Ich kann gar nicht sagen, was das Highlight war, aber
Schwimmen mit Pinguinen in einer kristallklaren türkisblauen Lagune ist auf
jeden Fall hoch im Ranking! Ich hatte die kleine Nichte und den Neffen von
Wisaal mit dabei, weil Wisaal sich erst nicht traut, auf die andere Seite zur
Lagune zu schwimmen, wo die Pinguine sind – zum Glück ist das Wasser sehr, sehr
salzig, sodass es mir keine Probleme bereitet, die beiden Kiddies
„abzuschleppen“, wann immer sie auf dem laaangen Weg vom Strand Richtung Lagune
müde werden. Ein richtiges kleines Abenteuer, und die riesigen Felsbrocken
inmitten von superklarem Wasser machen echtes Paradiesfeeling. Ich wollte
eigentlich Fotos machen, aber wie es so ist, just in diesem Moment ist der Akku
leer. C’est la vie.
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On the road to Caledon |
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Playing like a child in cristal clean lagoons (with Kelp.) |
Jetzt bin
ich schon eine Woche im Haven, Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht! Jetzt
Richtung Weihnachten werden „wir“ super busy, Familien mit Kindern verbringen
die Festtage hier, und ich bin ganz alleine für das Reitprogramm und die Pferde
verantwortlich, was mir sehr viel Spaß macht. Ich liebe es, selbstständig zu
sein und Dinge ordentlich und so zu erledigen, wie ich es für richtig halte,
und keiner funkt mir groß dazwischen. Im Haven leben fünf Pferde, eins davon
hat sich letztes Jahr das Vorderfußwurzelgelenk zertrümmert und hinkt (nach
anfänglichen Bedenken) fröhlich vor sich hin, ist aber natürlich nicht mehr
reitbar. Drei von ihnen sind „alte Hasen“, die so wahnsinnig vertrauenswürdig
sind, dass ich Kinder, die zum dritten Mal reiten, auf sie setzen kann und
durchs Gelände bummeln lasse. (Natürlich am Strick, der dient aber mehr meiner
inneren Gelassenheit und der Sicherheit nach Protokoll als dass er tatsächlich
notwendig wäre.) Das letzte Pferd ist relativ neu und nur geliehen, ein
schwarzer, sehr nach Muli aussehender Wallach namens „Mambo“, der wie viele
Pferde in den Händen von Schwarzen schon einiges durchgemacht hat und mir
definitiv am meisten Arbeit macht; ich muss sein Vertrauen und seinen Respekt
gewinnen, gleichzeitig mit viel Stretching seine Rückenschmerzen lindern, die
er aus seiner (*insertyourfavouriteswearword*) Vergangenheit mitgebracht hat,
üben, dass er alle Hufe gibt ohne zu treten (und er tritt sehr, sehr gezielt),
ihm beibringen dass man sich mit Reiter am Strand einfach mal nicht wälzt
(schon gar nicht mit Gästen!), und hoffen, dass ein Funke Leben in seine
abgestumpften schicksalsergebenen Augen zurückkehrt.
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Life is good by the beach. |
Ich kann
kaum glauben, dass in wenigen Tagen Weihnachten ist. Ein bisschen verrückt ist
es immer noch, auch wenn ich es mittlerweile mehr gewöhnt bin; die glitzernde
Weihnachtsdeko mit Christbaumkugeln und Schnee und allsowas, während wir bei
schönstem Sommerwetter am Strand chillen, Ponys reiten, und im Ozean schwimmen.
Ich bin vor
einigen Wochen Tante geworden, meine kleine (!) Schwester hat eine Tochter zur
Welt gebracht, und ich eiere noch immer in der Weltgeschichte herum… und plane
nicht, in absehbarer Zeit damit aufzuhören. Ich bin froh, dass eine von uns den
vernünftigen Weg geht und ein Haus kauft, einen festen Job hat, heiratet,
Kinder kriegt und all das. Ich wünschte, ich wäre auch so, das würde vieles
einfacher machen; aber so bin ich eben nicht. Afrika ist meine Droge. Sie macht
mich so high, dass ich dazu tendiere zu denken „Egal was danach ist, jetzt im
Moment ist es einfach so, so genial.“ Ich will nicht mal daran denken, wie es
wäre, jetzt in Deutschland zu sein – Aerobic im Studio zu machen anstatt in den
wilden Wellen des Ozeans (ja, eine meiner kleinen heimlichen
Fünf-Uhr-morgens-Freuden), im Grau-in-Grau-Tierpark joggen statt durch einen
semitropischen Wald und am Strand entlang, und wegen des deutschen
Winterwetters den ganzen Tag nur den Drang zu essen und zu schlafen zu verspüren
statt die warme, spritzige Energie von Sonne und Meer.....
…...die ich euch hiermit nach Deutschland sende, vielleicht könnt ihr ja einen Hauch davon spüren. Es ist zu herrlich :)
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