Lange
Zeit ist es her, dass es in diesem Blog was zu lesen gab. Nachdem mich doch in
den letzten Wochen tatsächlich immer noch treue Leser darauf hingewiesen haben,
dass er schon lange brach liegt… das scheint doch normal zu sein, immerhin ist
mein großes Neuseeland-/Australienabenteuer beendet, es gibt nichts mehr zu
bloggen – oder?
Aus
mir unerklärlichen Gründen lässt mich diese Blog-Geschichte aber nicht los.
Klar, ich reise nicht mehr durch (von vielen von euch vermutlich unerforschte)
Kontinente, der Reiz des Ganz-weit-weg, des Auslands, der fremden Kultur ist „verpufft“.
Trotzdem führe ich hier ein – für mich – gänzlich neues Leben, und mit vielen
der Menschen, die in meinem Leben wichtig sind oder geworden sind, stehe ich (wieder)
nicht mehr in direktem Kontakt. Abgesehen davon kann ich es nicht ändern, dass
es mich manchmal in den Fingern juckt, wieder zu schreiben – einfach, weil es
unheimlich Spaß macht, sich Dinge von der Seele zu schreiben, zu erzählen, zu
sinnieren, zu staunen, zu teilen, was los ist. Der Platz dafür ist da, und
gewissermaßen ist kath immer noch on tour…
Wenn auch „nur“ im schnöden
deutschen Berlin, nachdem wir in Süddeutschland einige touristische Orte
inklusive Straßburg abgeklappert haben… manchmal staune ich immer noch über
meinen Mut, als geoutetes Landei vom schwäbisch-gemütlichen Vorortleben um
Stuttgart in die „pulsierende Hauptstadt“ zu ziehen, und das, obwohl ich bis
vor einem Jahr Kraftclubs „Ich will nicht nach Berlin“ zu der Liste der Songs
zählte, mit denen ich mich außerordentlich gut identifizieren kann. Zu diesem Lied drehte ich auf dem Rücken
meiner Ponys Runden in der Reithalle, believing to be fully happy.
Bis ich in
die große weite Welt hinauszog – again.
Botswana hat nicht gereicht,
irgendetwas in mir wusste, da kommt noch mehr, da ist irgendwas da draußen, das
in dein Leben gehört; dein Leben ist mehr als ein gemütliches Verharren in der
vertrauten Komfortzone, das dich zwar im Großen und Ganzen zufriedenstellt und
auch durchaus kleine Freuden und Glücksmomente mit sich bringt, aber eben nicht
das ist. Komisch, dieses Gefühl, wenn
ich jetzt daran zurückdenke. Ein mit logischen Argumenten schwer zu erklärender
Instinkt, mich weiterbewegen zu müssen, eine unbewusste, von meinem rationalen
Verstand oft genug niedergestampfte Gewissheit, dass das noch nicht alles ist,
dass da mehr geht. Well, now I am
here, totally out of any comfort zones that existed in my life. Und – non, je
ne regrette rien. Jeder Schritt in diesem Leben lehrt uns genau die Lektion,
die wir brauchen, und ich glaube, einen meiner früheren Lieblingsgedanken „hätte
ich dies und jenes anders gemacht, dann wäre alles ganz anders gekommen“ als
reine Illusion enttarnt zu haben. Es gibt kein „hätte ich nur, dann wäre“ – Konjunktivdenken
hilft nicht weiter, es ist, was ist, und alles, was ich tun kann, ist darauf zu
vertrauen, dass die Dinge genauso laufen, wie sie laufen müssen. According to a master plan that I can’t influence, that I
don’t even want to influence because
it is bigger and more powerful than any thought I could ever have.
Vor
Kurzem habe ich ein wunderschönes Zitat von Guillaume Apollinaire gelesen, die
deutsche Übersetzung mag mehr oder weniger treffend sein, doch der Sinn des Ganzen vibriert in
meinem Herzen.
So,
das tiefgründige Kapitel dieses Blogeintrags möchte hiermit und für heute glaube
ich abgeschlossen werden.
Kommen
wir zu einem kurzen Überblick.
Ja,
ich wohne jetzt in Berlin. In Berlin-Moabit, genauer gesagt, jaaaaa, „da, wo
das berühmte Gefängnis ist“. Für
alle, die vom Moabiter Gefängnis schon schreckliche
Dinge gehört haben: Jap. Alles wahr. Es ist gleich um die Ecke, und wenn
der Wind in die richtige Richtung bläst, hören wir vom Balkon aus die wütenden
Schreie der inhaftierten Serienkiller. :D
……natürlich
nicht.
Alles, was man vom Balkon aus hört, ist, wenn auf der Parallelstraße hin
und wieder ein Bus vorbeifährt, wenn auf der entfernten S-Bahn-Strecke eine
S-Bahn vorbeirattert, wenn ein Polizei- oder Feuerwehrauto die Hauptstraße
hinunter tatüüüü-tataaat oder wenn unten auf der Straße vorm Haus jemand seinen
Mercedes mittels Autoschlüsselfernbedienung entriegelt. Eine unaufdringliche,
größtenteils weit genug entfernte Großstadt-Geräusch-Mixtur, die sich abgesehen
vom S-Bahn-Mischanteil kaum von der Geräuschkulisse unterscheidet, der man in
Stuttgart im friedlichen Vorort Vaihingen lauscht. (Wobei es in Vaihingen auch
S-Bahnen gibt, nur eben nicht genau dort, wo ich wohnte).
Der dominante Teil
der auditiven Wahrnehmung besteht zu meiner großen Freude allerdings aus dem
Rauschen des Windes in den riesigen Bäumen, die im Innenhof stehen, und dem
wilden glücksseligen Fiepen zahlreicher Schwalbenkinder, die in der Morgen- und
Abenddämmerung gefüttert werden. Insbesondere abends, wenn die Nacht
heraufzieht, ist das ein superschönes und charakteristisches Geräusch:
fiepfiepfiepfiepfiep! Und wenn man zur selben Zeit draußen auf dem Balkon im
Liegestuhl sitzt oder liegt, neben der Palme, die der Vormieter uns dagelassen
hat, und umringt von Ikea-Solar-Lichterkette (ich weiß, Christmas-Fimmel, but I just loooove fairy lights!), dann kann man im
wolkenfetzenverhangenen Himmel einer Invasion von Schwalbeneltern beim Mückenjagen
zusehen. Vielleicht verdanken wir diesen fleißigen Vögeln die angenehme
Abwesenheit von Stechmücken.
Die
Lage ist außerordentlich genial. In fünf Minuten läuft man zur Siegessäule und
innerhalb von fünfzehn bis zwanzig zum Brandenburger Tor oder Potsdamer Platz –
durch den Tiergarten! Nix Großstartgewimmel, nur ein gepflegter, teilweise in
ordentlichem deutschem Stil nach Baumarten sortierter Stadtwald, der grün und
sauerstoffreich und voller Kaninchen ist. Und wenn man den „Dschungel“
verlässt, ist man schon dort, wo man hin wollte. Auch lohnenswert ist ein
Spaziergang zu sonstigen Berlin-Mitte-Attraktionen entlang der Spree.
Neugieriges In-Biergärten-Luken, Essen-Begutachten und gedankenloses Schiffe-auf-dem-Wasser-mit-den-Augen-Verfolgen.
Auf der Museumsinsel gibt’s jeden Sonntag ein kostenloses Open-Air-Konzert, am
Bundestag kann man Laser-Shows anschauen, die sich in der Dunkelheit fantastisch
im Wasser spiegeln, und natürlich wird man von deutscher Geschichte nur so
bombardiert, egal wohin man geht. Zu meiner und natürlich auch Laszlos großen
Freude ist die Sprache, die man hauptsächlich zu hören bekommt, eindeutig
Englisch. Und das sind – ebenfalls erfreulicher Weise – nicht nur Touristen,
sondern auch viele „Einheimische“.
Wir
sind immer noch am Erkunden und Entdecken dieser vibrierenden, bunten,
internationalen Stadt, und zu meiner Schande gestehe ich, dass ich bisher noch
kein einziges Foto geschossen habe. Sollte allerdings jemand Interesse haben, hole ich das gerne nach.
Ich
sende sonnig-schwüle Großstadtgrüße in größtenteils nicht mehr ganz so weit
entfernte Teile dieser Welt…. (and some parts of the earth that are suddenly far, far away but still in my heart!)
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