Ich sitze
bzw. hänge auf meinem Bett in meiner kleinen Studentenhütte, die ich mit Lauren
teile, trinke Silbertee (heißes Wasser mit Milch und Zimt) und bin eigentlich
unglaublich müde, fühle mich aber verpflichtet, zumindest einen kurzen
Blogeintrag zu schreiben.
Nachdem ich
Namibia pünktlich zum letzten Tag meines Visums verlassen habe, flog ich von
Upington (mein Lieblingsflughafen auf der ganzen Welt!) ;) nach Johannesburg
und wurde dort von Lizzys Freund Dewald abgeholt, der mich bei seinen Eltern in
Lyttleton für zwei Nächte hostete. Dafür verdient er eine Ehrennadel, ich
glaube so liebevoll wurde ich selten gehostet! :D Lizzy hat ihm eine Liste
geschickt „how to take care of Kat“ und er wusste sogar, wie ich abends meinen
Silbertee trinke! Auf meinem Bett empfing mich eine Gitarre, auf meinem
Nachttisch eine Packung Lindor… muss ich noch mehr erklären? ;) Wir hatten eine
tolle, wenn auch kurze Zeit zusammen, während der wir unter anderem indisch
geschmaust, Draft Beer verkostet, meine notwendigsten Einkäufe erledigt*,
schöne Gespräche geführt, exzellent geschmaust, gejoggt und ein Reservat „um
die Ecke“ besucht haben, in dem ich meine ersten Weißen Rhinozerosse ever
gesehen habe! Wie immer bei solchen Gelegenheiten musste ich meine Tränchen
zurückhalten – hab mir schon so lange gewünscht, ein Rhino in der Wildnis zu
sehen! (*notwendigste Einkäufe außer Flipflops! In Johannesburg ist jetzt
Herbst/Winter und ich brauchte dringend Flipflops, die ich allerdings nirgendwo
fand. Handschuhe und Mützen schon….) Außerdem erhielt ich ein Exklusiv-Gitarrenkonzert
von Dewald (krass guter Gitarrist!) und einen Customs-Pickup-Service, den ich
sogar benötigte. Ungeplant, natürlich… ich habe mir Caminggeschirr gekauft, ein
Set aus Messer, Gabel und Löffel, alles stumpf und ineinander gefaltet, und ich
Dummie habe es in mein Handgepäck gesteckt… sodass es mir bei den Customs in
Johannesburg gleich wieder abgenommen wurde. Zum Glück hatte Dewald gewartet –
jetzt passt er auf meine Gabel und mein Messer auf :D Den Löffel durfte ich
behalten. Ha ha. Ich glaube, am allermeisten macht mich beim Reisen glücklich,
wenn ich tolle Menschen treffe :)
Nach zwei
tollen Tagen mit Dewald flog ich also von Johannesburg nach Durban, wo das
Wetter zum Glück wieder weniger winterlich war (obwohl es auch gen
Herbst/Winter geht, aber hier ist es allgemein so warm, dass man auch im Winter
noch Flipflops tragen kann. Also kaufte ich mir ein Paar am Flughafen!)Kat's first white rhinos in the wild thanks to Dewie :) |
Ich wurde
von einem rotköpfigen, vollkommen in khakifarbener Buschuniform angezogenen
Afrikaaner mit erdbeerblondem Bart und Funktionsstiefeln abgeholt –
stereotypischer geht sozusagen gar nicht :D (Zur Erklärung für die, die es
nicht wussten: Ich mache ab jetzt einen Field Guide Course und hoffe, ihn mit
der FGASA Level 1 Qualifikation abschließen zu können).
Der Transfer
von Durban Airport zum Basecamp war der ungemütlichste meines ganzen Lebens,
eingequetscht hinter dem Fahrersitz mit schmerzenden Knien und gegen Ende
vollkommen gefühlslosem Hintern. Wir kamen im Dunklen im Camp an und fuhren
NICHT mit kleinen Booten über den See Richtung hell erleuchtetes Schloss, aber
sonst kommt die ganze Sache Harry Potters erstem Jahr in Hogwarts sehr nahe!
Ich komme mir vor wie Neville in einem Haufen von Hermines – alle um mich herum
sind so schlau und wissen so viel, und es gibt so wahnsinnig viel zu lernen
(und ich weiß davon so gut wie nichts). Am Abend unserer Ankunft nahmen Lauren
und mich ein paar Studenten aus einem höheren Semester auf einen
Skorpionspaziergang durchs Camp (wenn man mit UV-Licht auf einen Skorpion
scheint, leuchtet er neongrün auf) und wir fanden ziemlich viele der kleinen
Kerlchen! Den giftigsten davon durfte ich sogar auf der Hand halten!
(Uroplectes formosa) Er ist neurotoxisch, d.h. wenn er einen sticht, schwillt
der Stich an und es wird einem schwindelig und wenn man empfindlich ist,
bekommt man ein wenig Atemprobleme oder fällt in Ohnmacht. Ist aber anscheinend
nicht wirklich gefährlich. Er hat mir nichts getan, aber darauf haben wir es ja
auch nicht angelegt.
An unserem
ersten gemeinsamen Tag gingen wir auf eine Exkursion nach St. Lucia, einer
touristischen Anglerstadt mit Hippos, die nachts auf den Straßen des Dorfes
herumlaufen (dafür ist St. Lucia berühmt). Wir machten eine Bootstour im
iSimangaliso Wetland Park (World Heritage Site), wo wir Massen von Hippos
sahen, mindestens 10 riesige Krokodile und eine Menge seltener Vogelspezies
(deren Namen ich in nicht einmal drei Monaten souverän auswendig können muss!
In Englisch und Latein! Kreisch!).
Anschließend machten wir noch eine Tour zu Fuß durch den anliegenden Regenwald. Hier in Kwa-Zulu-Natal ist alles unfassbar grün, üppig und feucht. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass die Bücher in meinem Regal sich innerhalb von 2 Tagen gewellt haben und Handtücher den Tag über nicht trocknen (stellt euch vor, was mit meinen Haaren passiert!!! Bisher habe ich noch keinen Schlachtplan erstellt, was ich mit ihnen machen soll – Katastrophe!). Dementsprechend gibt es unglaublich viele Vögel, Insekten, Schlangen, Skorpione, Säugetiere, Zecken (!) und Mossies.
An unserem
zweiten Tag gab es eine Baum-Tour vor dem Frühstück und anschließend hielt ein
Zulu uns einen Vortrag über höfliches Benehmen in Zulukultur – wir gingen eine
Zulu-Heilerin (Spirituelle), eine Sangoma, besuchen und mussten uns
entsprechend verhalten. Bevor man das Grundstück betritt, muss man seinen
Respekt zeigen (auf Zulu: „Sikhulekile ekhaya“) und auf Einlasserlaubnis
warten; wenn man die Hütte der Heilerin betritt, Schuhe ausziehen, zweimal
klatschen und mit „tsogosa“ und einer Verbeugung Respekt zollen. Erinnert mich
sehr an die japanische Kultur (zweimal klatschen, verbeugen, Schuhe aus…), was
ulkig ist, weil sich beide Kulturen mit ziemlicher Sicherheit unabhängig
voneinander entwickelt haben. Dann zeigten uns die Sangoma und ihre Schülerin
ein Ritual, bei der die Schülerin einen Trank aus verschiedenen Bäumen einnahm
und dann ihren Körper verließ, um mit den Ahnen/Geistern in Verbindung zu
treten. Alles unter Gesang und Trommeln, viel Gestik, Tanz und krassem
Körpereinsatz. Natürlich musste ich die ganze Zeit extemst meine Tränen
zurückhalten – hätte ich die „Show“ nicht gefilmt, sondern die ganze Zeit
direkt zugeschaut, hätte ich es nicht geschafft. Eigentlich würde ich gerne
erfahren, was passiert, wenn ich mich so richtig gehen lasse in so einer Situation
– aber vor der versammelten Truppe lieber nicht :Dhippo pod |
sparring young bulls |
Anschließend machten wir noch eine Tour zu Fuß durch den anliegenden Regenwald. Hier in Kwa-Zulu-Natal ist alles unfassbar grün, üppig und feucht. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass die Bücher in meinem Regal sich innerhalb von 2 Tagen gewellt haben und Handtücher den Tag über nicht trocknen (stellt euch vor, was mit meinen Haaren passiert!!! Bisher habe ich noch keinen Schlachtplan erstellt, was ich mit ihnen machen soll – Katastrophe!). Dementsprechend gibt es unglaublich viele Vögel, Insekten, Schlangen, Skorpione, Säugetiere, Zecken (!) und Mossies.
face to face with a stunning wolf spider |
very intense Sangoma (spiritual healer) ritual |
Abends nach dem Abendessen machten wir noch eine Sternentour, die zu einem Night Walk wurde, weil es vollkommen bewölkt war :(
Ich komme
mir wirklich vor wie Harry Potter… die Fächer an meiner neuen Zauberschule sind
bisher:
-
Bäume
-
Gräser
-
Blumen
-
Frösche
-
Schlangen
und Skorpione
-
Säugetiere
-
Astronomie
-
Zulu-Kultur
-
Vögel
-
…und
ich bin sicher, es kommen noch mehr dazu!
Unter meinen
„Mitschülern“ ist alles vertreten – der seltsame Nerd, der stille Schlaue, das
Mäuschen mit Brille, das blonde Flittchen (davon gibt es genau drei und ich
glaube, sie können Gift mit ihren Augen sprühen), der ständig
besoffene/bekiffte Idiot, etc. etc.! Für mich ein echter Schock, von der Stille
und Einsamkeit Namibias ins „College-Leben“! Diesmal sogar mit Schuluniform,
aber unsere Uniformen sind noch nicht angekommen… ich weiß aber schon, dass es
khakifarbene Buschuniformen sind und keine schwarzen Zauberumhänge.
Wir waren
auch schon im nächsten Dorf (Hluhluwe, man spricht es einfach mal NICHT so aus
wie man es schreibt….) einkaufen, was ein wahnsinniges Geduldsspiel ist… wie
kann eine einzige Kassiererin so langsam sein? Unfassbar! Und alle anderen
machen aus Solidarität mit…
Ich kann
euch jetzt schon sagen, dass dieser Blog unter dem massiven Lernstoffumfang
leiden wird. Aber wenigstens wisst ihr jetzt, was ich treibe… und womit ich die
nächsten 10 Wochen beschäftigt sein werde!